Jogit Beat

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Feel tha Jogit Beat

Jogit Beat haben es einfach nicht verdient vor einem Publikum zu spielen, das nicht mehr als 20 Leute zählt.
Am 21.04.03 gaben die sechs Aachener ein Konzert im Berliner Tommy Haus. Doch wie schon angedeutet, war das Konzert ein Reinfall. Die Vorband war schrecklich und die Tanzfläche war mehr als spärlich besiedelt.

Ich konnte mir das nur so erklären, dass Jogit Beat bis zum Großteil der Ska- und Reggaegemeinde in Berlin noch nicht vorgedrungen waren. Deshalb fühlten wir uns verpflichtet, auf diese unterstützenswerte, außergewöhnliche Reggaeband, die durch schnelle Offbeats, rhythmische Bläser und eine brillante Stimme überzeugt, mit einem Interview aufmerksam zu machen. Wir trafen die Band auf der fünften Aposkalypse.
Da ich während des Auftritts im Tommy Haus das Gefühl hatte, dass die Band sich durch die geringe Publikumsresonanz in keinster Weise die Stimmung verderben lies, sprach ich sie direkt darauf an:

Ihr habt ja teilweise eure Konzerte schon vor relativ wenigen Leuten spielen müssen, wie z.B. im Tommy Haus ...
Basti: Ich glaub wir können euch jetzt nicht anlügen, ihr wart ja selber da oder?
Lars: Ja das war eigentlich auch ganz cool. In solch einer Situation muss man sein Programm nicht so runterrasseln, außerdem ist man lockerer wenn man vor wenigen Leuten spielt und sieht das mehr wie eine öffentliche Probe. Wenn man das dann aufnimmt merkt man manchmal, dass man viel besser gespielt hat, als vor zweitausend Leuten. Das ist halt viel relaxter.

Da ist dann auch nicht eurer Selbstvertrauen geknickt?
Lars: Nein, eigentlich nicht. Wir feiern da eine Party, erinnern uns am nächsten Tag sowieso an nichts mehr und dann ist das auch wieder gut.

Natürlich war das nicht das letzte Konzert der Reggae Band in Berlin. Zur Fête De La Musique hatte ich dann nochmals die Gelegenheit Jogit Beat live zu sehen, wo schon wesentlich mehr Leute vor Ort waren. Wie ich mich belehren lassen musste, waren die Jungs allerdings auch schon einmal anlässlich der Hanfparade 2002 in Berlin, um für die Legalisierung zu kämpfen.

Toto: Wir sind extra für das eine Konzert auf der Hanfparade nach Berlin gefahren und haben auch noch selbst Spritgeld gezahlt. Offiziell sollte das Fest bis 22 Uhr gehen und wir sollten um 21 Uhr spielen. 10 Minuten nach dem wir angefangen hatten, stellte die Polizei den Strom ab. Eine richtige Erklärung gab es von Seiten der Polizei nicht, aber bis um 22:00 Uhr lief auf der großen Bühne Musik. Das war für uns schon ziemlich frustrierend.

Als ich noch völlig unwissend das erste Lied dieser Band „Who Declared That War?“ hörte, hatte ich vor meinem inneren Auge das Bild einer älteren, erfahrenen Reggaeband aus den Gründerzeiten und hoffte insgeheim, diese noch einmal lebend zu Gesicht zu bekommen. Da ich mich aber auf ihren Konzerten vergewissern konnte, dass die Bandmitglieder doch etwas jünger waren als erwartet, stellte sich mir die Frage:

Wie lange gibt es Jogit Beat eigentlich schon?
Lars: Die Band gibt es in dieser Konstellation jetzt 2 ½ Jahre. Die ursprünglichen Gründungsmitglieder waren Basti und ich. Wir haben schon ein Jahr früher angefangen, aber das war nur akustisch und auch nicht wirklich ernstzunehmende Musik. Die eigentliche Band wurde gegründet durch Toto am Schlagzeug, Basti der singt und Gitarre spielt, Ralf am Keyboard, Ich [Lars am Bass] und unseren ehemaliger Trompeter Lukas, der nun leider nicht mehr dabei ist.
Wir haben aber alle auch verschiedenste musikalische Vorgeschichten. Die wenigsten davon haben aber was mit Reggae zu tun, das war dann halt unser gemeinsamer Nenner. Jogit Beat ist schon eine sehr geile Band, die auch sehr cool fluppt.

Hat es Bands gegeben, die euch überzeugt haben, diese Musikrichtung einzuschlagen?
Basti: [lachend] Nö nö, gar keine, da sind wir selber drauf gekommen ... Nein natürlich gibt es solche Bands z.B. Sublime, eine sehr geile Band. Bob Marley natürlich, die Wailers, Desmond Dekker ...
Toto: … Toots And The Maytals, The Slackers …
Basti: Also die alten Rocker.

Mit den Slackers habt ihr ja bereits gespielt. Ist das dann auch sozusagen das Highlight gewesen oder gab es andere Konzerte, auf die ihr noch stolzer sein konntet?
Basti: Mh, ja aber das sind oft unbekannte Bands gewesen. Ich bin der Meinung jedes Konzert mit einer coolen Band ergibt auch ein geiles Konzert und wenn die Leute abgehen kann man stolz drauf sein.
Lars: Aber mit den Slackers aufzutreten war schon ein Highlight.

Wie seid ihr dazu gekommen The Slackers zu supporten?
Basti: Wir haben die Slackers einfach mal eingeladen und dann haben wir ordentlich Werbung gemacht, wir haben uns sogar an die Lokalzeitung verkauft.

Und das hat auch funktioniert?
Basti: Ja, das war geil, sogar The Slackers waren begeistert... also jetzt nicht nur von uns, das wollte ich gar nicht sagen, sondern mehr wie wir das organisiert haben.

Habt ihr so was schon öfter gemacht? Oder gibt’s das regelmäßig, Parties von der Band, oder von euch organisiert?
einstimmig: täglich!

Wie sieht die Ska und Reggaeszene in Aachen aus?
Basti: Das Problem ist, da gibt es nicht besonders viel... also die Reggaeszene besteht eigentlich aus den Jin Jin, Quicksteps und der TUF band [The Unforgetable Forgetaboutits], unseren Onkels...
Mit den Quicksteps haben wir auch schon öfter zusammen gespielt. Mit denen verstehen wir uns ganz gut.

Lars, du hast hat ja mal bei den Quicksteps mitgespielt, dann hattest du ja damals eine Doppelrolle. Wenn ihr da teils die gleichen Musiker habt, wie wird das geregelt?
Lars: Das war halt das Problem, dass sich das zu sehr überschnitten hat. Da musste ich mich entscheiden.
Basti: Momentan sind wir auf der Suche nach einem neuen Posaunisten, übergangsweise ist netterweise der Bernd von den Quicksteps [als Saxophonist] eingestiegen.

Wie sucht ihr nach den Musikern?
Basti: Ja bisher haben wir uns noch nicht so... [der Rest geht im Gelächter unter]
Lars: Wir warten immer noch darauf, dass jemand vorbeikommt.
Basti: Normalerweise kommen die immer so angeschwebt, puff auf einmal...
Im Musikbunker wo unser Proberaum ist, haben wir einen Aushang, und wir hoffen das sich da mal jemand meldet, der sollte schon aus dem Raum Aachen kommen.

Musikerprobleme hin oder her, jedenfalls habt Ihr schon einige Konzerte hinter Euch. Gab es auch schon eine größere Tour?
Basti: Wir haben bisher eine Tour gemacht, eine Deutschlandtour, leider aber auch nur in Deutschland.
Lars: Ja, ja [traurig] wir wohnen zwar an der belgischen und der holländischen Grenze aber wir haben es da noch nicht rüber geschafft. Wir kennen da keinen. Und keiner von uns kann holländisch...

Dann sind natürlich noch einige Fragen zu Euren Texten offen. Gibt es da eine Hauptproblematik, oder eine generelle Message?
Lars: Es geht halt meistens darum, dass jeder seinen eigenen Weg finden und gehen und sich nicht irgendwelchen gesellschaftlichen Konventionen unterordnen sollte. Wir sind weniger politisch fixiert, es geht eher um Toleranz allgemein.

Also die politische Seite von Reggae verfolgt ihr nicht so sehr?
Lars: Na ja klar wir sind schon dafür, dass Gras legalisiert wird, aber wir haben ansonsten nichts direkt mit dem Rastafarikram zu tun.
Basti: Die Texte kommen einfach aus Aachen, und sind nicht einfach nur in der Art, wie dieser normale Reggae, der immer irie ist...
Lars: Die Texte kommen jedenfalls mehr aus dem Leben, als dass wir versuchen Reggae Klischees zu erfüllen.

Wer schreibt die Texte oder macht ihr das zusammen?
Toto: Meistens schreibt Lars die Texte.
Lars: Das ist schon ein wichtiger Punkt, weil Basti sie singt und ich dann nicht besonders persönliche Sachen schreiben kann. Ich kann ihn ja schlecht von meinen Problemen singen lassen. Das würde er wohl auch kaum machen.

Habt ihr schon mal überlegt auch deutsche Texte zu singen?
Lars: Nein, auf deutsche Texte hab ich kein Bock.
Basti: Nein auf deutsch sing ich nicht... bisher hat mich noch keine Reggae Band mit deutschen Texten inspiriert, so dass ich versuchen würde das nachzuahmen. Wir versuchen echt den Roots Reggae wieder aufleben zu lassen, so wie die Wailers ihn gespielt haben. Das wird zwar wahrscheinlich nie so richtig klappen, aber es kommt auf jeden Fall eine ganze Menge guter Spaß dabei raus.

Gibt es dementsprechend Lieblingssongs, die euch am besten gelungen sind und die eurer Meinung nach so sind wie Ihr sie erreichen wollt?
Basti: Also da könnte ich „The Right One“ empfehlen!
Lars: Oder „Grand Day Out“ ist ein bisschen Wailers mäßig. Wir haben auch schon ein Wailers cover, dass ist aber leider noch nicht auf der Platte drauf.

Habt Ihr schon Pläne für eine Neue CD?
Basti: Ja die gibt’s. [dickes Lachen]
Lars: Wir wissen aber selber noch nicht wann wir Zeit haben. Wir wollen das Ende des Jahres in Angriff nehmen.

Wie habt ihr Euer Debutalbum „Freakin Out“ produziert?
Lars: Wir hatten ein Aufnahmegerät und haben das alles selbst gemacht.
Basti: Wir haben es dann aber woanders mastern lassen. Davon hatten wir alle nicht so richtig Plan.
Lars: Das wurde bei unserem Label Valve Records gemacht.

Es gab ja dann zwei Ausgaben von der Cd, mit zwei verschiedenen Covergestaltungen. War die erste Ausgabe so schnell ausverkauft?
Basti [lachend]: Eigentlich könnte man das so hinstellen...aber ein paar sind auch spurlos verschwunden.

Da im Hintergrund nun schon mittlerweile das dritte Lied von Mark Foggo`s Skaster`s lief, wurden die Jogits langsam unruhig, denn sie wollten das auf keinen Fall verpassen. Also entließen wir sie in die wohl verdiente Festivalfreiheit.