DJ Pepe

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DJ Pepe eröffnet unsere Interviewserie mit Berliner DJs. Sein Musikstil bewegt sich beim Auflegen zwischen World - Latin - Arabian - Mestizomusic. Bei Konzerten sorgt er auch öfters für einen netten musikalischen Ein- und Ausklang. Regemäßig ist er im Lauschangriff zu hören.

Wann hast du mit Auflegen angefangen?

Das erste Mal habe ich mit 11/12 Jahren bei Klassendiskos Musik gemacht. Damals noch mit Kassetten. Das erste Mal in einem Club habe ich 1994, mit 18 Jahren, im „Atelier 89“ aufgelegt. Das war ein kleiner Club im Prenzlauer Berg. Dort war ich fünf Jahre DJ, bis der Club zugemacht wurde.

Was für Musik hast du damals gespielt?

Hits. Alles von den 60ern bis zu den 90ern. Alles was die Leute sich wünschten.

Wie bist du dann zur spanisch-lateinamerikanischen Musik gekommen?

1999 bin ich ein Jahr nach Spanien gegangen, schon mit dem Vorsatz, alternative spanische Musik zu suchen. Vorher kannte ich nur die Sachen, die jeder kennt, wie Gipsy Kings oder Manu Chao. In Spanien hab ich dann in Granada mit drei Andalusiern zusammen gewohnt, die mich etwas in die Musik einführten. Das ganz große Glück hatte ich dann aber in Madrid, wo auf einer Privat-Party ein DJ Musik machte, der den Sound machte, den ich suchte.

Welcher DJ war das, und was für einen Sound machte er?

Es war DJ Nilo, heute bekannt als Nilo MC. Er spielte so eine Art Mestizo. Es ist schon ein richtiges Glück so einen guten DJ auf einer Privat-Party zu hören, wo er vielleicht für zwanzig Leute seine beste Musik spielt.

Wie ist eigentlich, ich nenn es mal die Mestizo-Szene in Spanien? Ist sie verhältnismäßig groß und ist es daher relativ einfach, die Musik kennen zu lernen?

Mehr als hier sich sicherlich. Für mich ist es jedoch nicht so einfach gewesen, in die Musik rein zu kommen. Man musste schon suchen und Glück haben. Wenn man den Einstieg findet ist es natürlich immer einfacher.

Denkst du Berlin ist ein guter Nährboden für diese Musik? Ist die Musik immer mehr im Kommen?

Mittlerweile ja. Ich spiele jetzt seit knapp drei Jahren „alternative“ spanisch-lateinamerikanische Musik. Früher gab es noch nicht so viele Partys, aber mittlerweile hat sich das entwickelt, obwohl es meiner Meinung nach noch zu wenig ist. Aber ich denke es wird weiter wachsen. Zumal es mittlerweile auch einige Bands gibt, die sich bekannt gespielt haben, und die somit auch die ganze Musik pushen.

Siehst du eine Parallele zwischen der Entwicklung von Berlin als Stadt und der Musik-Szene? Dass z.B. die Entwicklung Berlins und der Zustrom von Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern wiederum die Musik-Szene beeinflußt ?

Der Punkt ist einfach, dass Berlin eine Großstadt mit dreieinhalb Millionen Einwohnern ist, und in Deutschland die Stadt, wo etwas passiert. Außerdem ist es die Stadt, die die meisten Möglichkeiten bietet. Gerade für Subkulturen. Darüber hinaus ist spanisch-lateinamerikanische Musik in den letzten Jahren sehr populär geworden. Angefangen vom Phänomen Buena Vista Social Club.

Wie denkst du, dass es sich weiter entwickeln wird? Wird es noch populärer werden oder eher in der Subkultur bleiben?

Es wird sicherlich noch bekannter werden. Es findet ja zum Teil auch schon Anklang im Radio. Wenn man sich so Bands ansieht, wie Orishas, die auch im normalen Radio gespielt werden und selbst auf Chart-Compilations auftauchen.

Und wie denkst du, wird sich deine Musik weiter entwickeln?

Gute Frage. Ich weiß es nicht. Zur Zeit lege ich ja Spanish-Latino, French-Arabic und Worldbeats auf, alles von Reggae bis Salsa, und von HipHop bis Rai. Was noch kommt, mal schauen.

Du legst ja schon eine Weile die Musik auf. Glaubst du, dass du einer der ersten warst?

Der erste bestimmt nicht. Höchstens vielleicht in der Rigaer Straße, wo ich erst im Schizzotempel, dann im Fischladen, und jetzt im Lauschangriff auflege.
Ich glaube mit die ersten waren die von der „Freitagsbar“, die es schon seit 8/9 Jahren gibt. Und dann weiß ich, dass ich DJ Dörte Mitte der 90er im Franz-Club gehört habe, wo sie damals schon arabische Musik gespielt hat. Die Musik war halt noch nicht so populär wie heute.

Wie kommst du zu neuen Bands, neuer Musik?

Na erst mal ist es sicherlich einfacher, wenn man schon eine bestimmte Anzahl von Bands kennt. Dann liest man vielleicht einen Artikel, wo der eine oder andere erwähnt wird. Oder man liest die Credits von einer CD. Und dann passiert es auch immer wieder auf Partys, dass Leute zu einem kommen und sich was wünschen, was man nicht hat. Dann sagt man, schreib mir mal auf, ich kümmere mich drum. So kommt halt eins zum anderen. Das ist wie ein Puzzle. Da kommt ein Teil zum anderen. Je mehr Puzzle-Steine man schon hat, desto mehr kommen hinzu.

Wo legst du überall auf?

Zur Zeit lege ich einmal im Monat im Lauschangriff auf, wo es jeden zweiten Samstag die „Fiesta Pepe“ gibt. Und dann werde ich manchmal gefragt, ob ich nicht auf einer Party oder einem Konzert auflegen möchte. So war es bei Los De Abajo und Panteón Rococó.

Spielst du gerne bei Konzerten?

Ja, klar. Das ist schon ein bisschen wie ein Traum, bei Bands aufzulegen, die man selber toll findet, und die man sonst immer auflegt. Außerdem macht es mir Spaß für ein Konzert einen bestimmten musikalischen Rahmen zu schaffen, um die Leute schon positiv auf das Konzert einzustimmen.

Was für Pläne hast du im Sommer? Hast du vor durch die Lande zu fahren und nach neuer Musik zu suchen?

Also, die letzten Wochen habe ich sehr viel gespielt. Jetzt ist erst einmal Sommerpause. Einfach um mich zu erholen, und zu überlegen, wie es musikalisch weitergehen könnte.
Und nach Spanien fahr ich bestimmt auch.

Ist solch eine Sommerpause wichtig?

Für mich ja. Ich glaube, die Leute hören, wenn ein DJ ausgebrannt ist, und anfängt, immer das selbe zu spielen.

Welche CD´s hörst du gerade zu Hause?

Die neue von Los De Abajo „LatinSkaForce“, sehr schöne CD, kann ich nur empfehlen. Dann Inti-Illimani „The Best of (1973-1986)“, einfach klasse. Und dann Clotaire K „Lebanese“, arabischer HipHop. Hab ich das erste mal bei DJ Shazam gehört, sehr gut.

Was meinst du, wie lange du noch als DJ auflegen wirst?

Ich denke, dass ich so lange weiter mache, wie ich noch Spaß am Auflegen habe. Deswegen mache ich auch immer mal wieder eine Ruhepause, so wie im Sommer. Wie gesagt, ich will mich nicht totspielen.

Ein anderes Thema. Welche Rolle spielt Politik in deiner Musik?

Ein Teil der Bands, die ich auflege, haben einen politischen Background, und dann natürlich auch bestimmte Anliegen in ihren Texten. Das versuche ich beim Auflegen soweit es geht zu berücksichtigen, in dem ich versuche die Musik inhaltlich aufeinander abzustimmen. Aber das geht natürlich nicht den ganzen Abend so. Letztendlich lege ich doch auf Partys auf, wo die Leute zunächst einfach nur ihren Spaß bzw. viel tanzen wollen.

Würdest du dich als politischen DJ sehen?

Schwierige Frage. Sagen wir es so. Mein Anliegen ist es, Musik zu spielen, die aus verschiedenen Teilen der Welt kommt, zu der dann eben solche Menschen kommen sollen. Egal, ob Deutsche, Spanier, Latinos, Araber oder Franzosen. Klar ist mein Schwerpunkt spanisch-lateinamerikanische Musik. Davon ausgehend versuche ich Verknüpfungspunkte zu französich-arabischer Musik oder anderen Worldbeats, auch deutsche, zu finden. Mein Ziel ist es musikalisch „eine Welt“ zu schaffen.

Also doch politisch?

Vielleicht auf eine andere Art politisch.

Und was ist dir noch beim Auflegen wichtig?

Ich habe mal ein Interview mit Laurent Garnier, glaube ich, gehört. Er hat, denke ich, etwas sehr Wahres gesagt. Auflegen ist wie eine Geschichte erzählen. Man erzählt den Leuten eine Geschichte. Man hat einen Faden in der Hand, den man weiterspinnt. Und manchmal hat man vielleicht einen Abend, wo man dem Publikum und sich einen absoluten Glücksmoment verschaffen kann. Für ein paar Songs werden die Leute mit sich und dem Raum eins, und fühlen nur noch die Musik. Das sind dann echt die absoluten Glücksmomente. Aber leider schafft man das nicht immer.

Warum nicht?

Es hängt einfach von ganz vielen Faktoren ab. Wie man selber drauf ist, oder die Leute. Oder es treten am Anfang des Abends, wenn noch niemand da ist, technische Probleme auf. Da spielen manchmal ganz dumme Kleinigkeiten mit rein, die man nicht planen kann

Zum Schluss noch eine Frage. Welche DJ´s kannst du noch empfehlen?

Ein DJ bzw. DJane, die ich sehr mag ist DJ´in Seekyou. Sie spielt auch spanisch-lateinamerikanische Musik. Dazu viele italienischen Sachen, manchmal etwas russische Musik, und dann auch einige schöne alte spanische Klassiker. Ich kann sie nur empfehlen. Sie spielt übrigens auch im Lauschangriff, ab September jeden ersten Samstag im Monat.

Alles klar, das war‘s. Danke für das Interview.

Autor: Anne