Auf dem 13. Potsdamer Ska-Fest hat sich für uns die Möglichkeit ergeben, mit der in Hannover ansässigen Ska-Punk-Band Wisecräcker, die gerade ihr neues Album „Para mi Gente“ rausgebracht hat, ein Interview zu führen. Et voilá, seht selbst.
Wie seid ihr zu Eurem Namen gekommen?
Alex: Wisecräcker heißt halt Klugscheißer und wir wurden bei uns in Hannover in der Szene und auch privat halt immer so als Besserwisser bezeichnet. Und da haben wir gedacht, das ist eigentlich ganz passend.
Ihr habt im Jahr 2000 und 2001 eine ausdehnende Tour durch Mexico / Californian gemacht. Wie seid ihr dazu gekommen?
Alex: Das war eigentlich ganz einfach. Wir haben an der VHS angefangen Spanisch zu lernen. Und da hatten wir halt spanische Lieder und da ich auch ziemlich auf Latin-Ska stehe und spanische Mucke, haben wir halt zu diesem Label, Atzlan Records‚ ne Cd geschickt. Da haben die uns auf einen Sampler drauf gepackt („Puro Eskanol“) und dann traf es sich, dass ich meinen Urlaub in San Fransisco verbracht habe, wo die ansässig sind. Ich hab mich mit dem dann mal getroffen und unterhalten, und er meinte: Leute, ich mach für Euch ´ne Tour klar.
Das ist für eine deutsche Band doch nicht schlecht.
Alex: Ja klar, aber man muss auch sagen, eine Tour da drüben ist nicht das, was eine Tour hier ist. Da gibt es halt so Sachen wie einen proportionalen Anstieg. Je länger du dabei bist und je bekannter du wirst, desto mehr Bier kriegst du hingestellt, desto besser ist die Gage. Und da drüben ist es halt so, dass alle Underground Bands, die du hier abfeiern würdest, dort immer noch unter Underground laufen. Und dann hast du halt die großen Bands wie Green Day und hast nicht gesehen. Und die kleinen Bands sind halt Scheiße da. Es war schon eine Scheiß-Tour, aber es war geil. Aber es war eine ganz andere Erfahrung.
Die Resonanz, wie war die?
Alex: Die war super.
Wie viele Leute waren ungefähr auf den Konzerten?
Alex: Also ich weiß nicht wie viele Leute da waren, aber wir haben pro Konzert 50 CD´s und 20 T-Shirts verkauft. Ich gebe einen Akkord und dann hast du da gleich diesen Circle-Pit. Und dann gehen die ab wie...
Ja, die Amis feiern ja auch ganz anders.
Alex: Ja, und dann sagst du noch zwei Wörter auf Spanisch, „Me gusta la cerveza mexicano“ oder so und dann ist Stagediving auch kein Problem mehr...
Ihr habt ja auch mit größeren Bands gespielt (z.B. King Changó), wieso war die Tour dann trotzdem eine schlechte Tour?
Alex: Ja, das sind trotzdem kleine Bands da drüben. King Changó können froh sein, wenn die da einen Backstage-Raum bekommen.
Können die Bands da drüben davon leben?
Alex: ja, die können davon leben.
Könnt ihr davon leben?
Alex: Wir haben alle noch Jobs nebenbei.
Du hast ja auch dein Label Übersee-Records. Machst du noch etwas anderes?
Alex: Ich arbeite aber auch noch mal richtig.
Was wolltet ihr früher mal werden?
Alex: Berühmt!
Und da gab es nichts davor?
Alex: Nee, wir wollten alle berühmt werden, aber es hat nicht geklappt. Nee, aber ganz im Ernst, wenn du einmal auf der Bühne stehst und da sind nur 10 Leute, die dir was zurück geben...
Wie habt ihr Euch kennen gelernt?
Alex: Ganz am Anfang, da war er 14 (zeigt dabei auf Keks) und ich war 17, 1989, da hab ich gesagt, du spielst bei mir in der Band Bass.
Und was ist mit den anderen?
Alex:Ja, da gab es noch einen, der war 13 und der wurde zum Schlagzeug spielen verdonnert. Und so hat‘s angefangen.
Der erste Gig?
Alex: Der erste Gig war in Sarstedt 1990, anderthalb Stunden, und danach hatte ich eine Woche Mandelentzündung.
Erste Lieblingsband?
Alex: Damals waren wir alle so mit komischen blonden Haaren. So Psychobilly und sowas.
Ihr habt eine große Bindung zu dem Club „Chez Heinz“ in Hannover. Woher kommt das?
Keks: Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir alle, die meißten von uns, innerhalb einer viertel Stunde nach Hause wanken können. Und außerdem...
...weil das Bier billig ist?
Keks: Ja genau, kennst du das „Chez Heinz?“
Nein, war bloß eine Vermutung.
Alex: Ja, die haben gutes Bier. Und jedenfalls machen die immer so Aktionen, dass zu irgend einem bestimmten Thema ganz viele Bands ein Lied covern. Na jedenfalls kam denen die Idee, die wollten so was wie „Heavy Metal will never die“ machen, und dann haben die Bands gefragt, ob sie Heavy Metal Stücke covern. Jedenfalls haben wir da einmal mitgemacht, fanden es richtig geil und sind schon ein bisschen abgegangen wie ein Zäpfchen. Wir haben Judas Priest gecovert und sind mit einer Schwalbe auf die Bühne gefahren, haben die ausgepeitscht, ist sogar etwas Sprit ausgelaufen. War ein großes happening. Das haben wir dann noch ein paar mal gemacht.
Was sind eure musikalischen Wurzeln? Ihr gebt immer Madness und Iron Maiden an.
Alex: Ja, genau so ist es. Ich find doch Iron Maiden auch geil.
Ihr braucht immer relativ lange, um eine neue Platte heraus zu bringen. Woran liegt das?
Alex: Na wenn wir genug Kohle hätten und von der Musikleben könnten und uns jeden Tag auf einen Kaffee treffen und danach in den Proberaum gehen würden, dann könnten wir jedes Jahr eine neue Platte rausbringen. Aber wahrscheinlich kaufen nicht genug Leute unsere Platten. Und wie die Prozente im Moment aussehen, bekommt die Band nur 16-20 % von der Platte, vom Händler-Einkaufspreis. Also von CD-Verkäufen kann man einfach nicht leben.
Was ist in Planung für die Zukunft?
Alex: Wir haben die Möglichkeit eine Argentinien-Tour zu machen, aber wie man weiß, geht´s denen da nicht so gut. Also könne die auch nicht den Flug bezahlen. Geplant ist egal wie lange aber Argentinien und Chile. Ist auf jeden Fall geplant und soll auch kommen, aber da müssen wir erst mal Kohle zusammen kratzen. Und was wir vielleicht noch vorhaben, ist mit Ska-P in Spanien zu spielen. Aber wir müssen halt mal gucken, das ist immer eine Urlaubs- und Geldsache.
Das wars. Danke für das Interview.