ZSK ist doch, denke ich, mittlerweile jedem anständigen Musikhörer bekannt, daher versuche ich mal meine Einleitung knapp zu halten. Was die Wahlberliner mittlerweile auf die Beine gestellt haben – und vor allem wie – verlangt nach höchstem Respekt. Und auch wenn ich mich nicht immer mit Ihrer Musik anfreunden kann, sind sie eine verdammt interessante Band, die auch einiges zu sagen hat. Man möge sie vielleicht als deutsche Anti-Flag sehen. Vielleicht. Zumindest fällt mir auf Anhieb keine andere Band in unserem Land ein, die Musik und Politik so sehr in sich vereint, wobei sie aber auch nicht den Spaß außer Acht lassen. Allein deshalb oder gerade deswegen war es mal an der Zeit, den Jungs, zumindest zwei von ihnen, ein Mikro unter die Nase zu halten. Zudem steht mit „From Protest to resistance“ gerade ihr zweiter Longplayer in den Läden, die ich Euch durchaus empfehlen kann. Schon allein wegen der Aufmachung. Das alles soll hier aber kein Lobgesang werden. Macht Euch lieber selbst ein Bild. Selber denken hat ja auch noch niemanden geschadet und ist vielleicht die Beste Möglichkeit ZSK zu verstehen oder zu erleben oder oder oder… He're weg go…
Laut Euren FAQ's auf Eurer, übrigens sehr ausführlichen, rührt Euer Name zum Teil daher, dass Ihr große ZK-Fans seid / ward. Da stellen sich für mich jetzt 2 Fragen. Erstens: Was bedeutet dann jetzt das ‚S' dazwischen? Und zweitens spielt Ihr ja im Vergleich zu Campino & Co. doch einen ganz anderen Stil. So groß war der Einfluss aus Düsseldorf dann doch nicht? Habt Ihr sie wenigstens mal gecovert?
Joshi: Nee, zum Glück nicht. Weil, das würde ja ein bisschen komisch sein, wenn wir wie ZK klingen würden.
Eike: Man muss natürlich auch sagen, wir sind jetzt irgendwie als Band seit 7 Jahren zusammen und da haben wir auch, glaube ich, einiges an Wandlungen durchgemacht. Gecovert? Ja, weniger. Wir haben, glaube ich, auch mal was von ZK gespielt…
Joshi: Jaja, auf jeden Fall (lacht).
Eike: Also anfangs haben wir, glaube ich, nur gecovert. Wir konnten ja keine Instrumente spielen. Wir haben einfach angefangen – ‚Wie macht man das jetzt? Hör mal uns. Was ist das jetzt? Aha, ne Gitarre. Dann haben wir halt angefangen, irgendwann mal selber Lieder zu machen. Die klangen dann vielleicht noch so ein bisschen irgendwie, weiß ich nicht, die Bands, die wir halt gecovert haben. Und haben dann mehr und mehr unseren eigenen Stil gefunden.
Oder wolltet Ihr auf den „fahrenden Zug“ aufspringen und Euch ein „SKA“ im Bandnamen zulegen, wie es ja viele Skacombos machen? Alle Möglichkeiten offen halten… Z – S – KA… ;-)
Joshi: Nee nee. Keinesfalls. Mit Ska haben wir eigentlich überhaupt nichts zu tun.
Ihr werdet immer großartig als Berliner Band angepriesen, was ja auch stimmt, da Ihr ja mittlerweile alle jetzt hier wohnt. Aber eigentlich kommt Ihr von ganz woanders her, oder?
Joshi: Ja, Berlin ist natürlich komplett gelogen. Ehrlich. Also eigentlich kommen wir aus Göttingen. Das ist genau in der Mitte von Deutschland zwischen Hannover und Kassel. Aber wir sind eben vor 3 Jahren geschlossen nach Berlin umgezogen, alle zusammen, und deshalb sagen wir seit dem, dass wir aus Berlin sind. Weil, man kann auch niemandem sagen: ‚Hey wir sind ZSK – Ex-Göttingen, jetzt Berlin'. Aber, die Göttinger sind sehr traurig darüber, wir kriegen immer Ärger, dass wir sagen, wir wären aus Berlin.
Das muss aber ein großer Zusammenhalt innerhalb der Band sein, wenn man geschlossen sagt – Wir ziehen nach Berlin. Welche Faktoren hatten Einfluss auf diesen Entschluss?
Eike: Also primär stand die Band im Vordergrund. Die Frage war halt irgendwie, wir wollen weiter zusammen Musik machen, wir wollen zusammen irgendwie die Band gestalten und da war dann die Frage – wo können wir alle das machen, was wir machen wollen. Und da steht Berlin natürlich ganz oben auf der Liste, weil wir in Berlin alle machen konnten, was wir wollten.
Joshi: Also es war klar, dass wir aus Göttingen wegziehen wollten. Und da war halt die Frage, wenn wir alle in eine andere Stadt ziehen, dann wäre die Band nur noch so ein Hobby nebenbei gewesen und das kam für uns einfach nicht in Frage, weil uns die Band superwichtig ist. Wir investieren da alles an Zeit und Geld und Kraft rein, was wir haben. Da war dann klar, dass wir zusammen in eine Stadt ziehen. Da war Berlin der größte gemeinsame Nenner.
Standen denn noch andere Städte zur Auswahl? Und wenn ja – welche und warum?
Joshi: Ach da waren einige Städte im Gespräch. Hamburg war auch ziemlich weit vorne. Das ist ja auch eine große Stadt mit Punkrock ohne Ende…
Aber Kontakte nach Berlin waren schon da, oder? Oder wart Ihr alle ganz verängstigt – Habt Euch alle zusammen eine Bude gesucht. Eine WG, oder…
Joshi: (lacht) Nee, nee. Also wir kannten da schon einige Leute. Ich hatte auch schon vorher mal ein Praktikum bei FAT WRECK in Berlin gemacht und unser Schlagzeuger hat mal eine Weile bei MAD (Das ist eine Bookingagentur in Berlin und hat nix mit dem Kasperverein der Bundeswehr zu tun – Anm. d. Verf.) gearbeitet. Also wir sind hier nicht so in ein nasses Becken mit kaltem Wasser gefallen.
Eike: (lacht) Also auch das mit dem Zusammenwohnen – Ich glaube, so viel Zeit, die wir schon miteinander verbringen, das ist zwar total nett – aber auch noch zusammen wohnen, das würde echt zu weit gehen.
Joshi: Kommt nicht in die Tüte.
Göttingen. Da fällt mir spontan NO RESPECT ein. Was gibt oder gab es da sonst noch für Bands? Oder ist die Musikszene dort doch eher tot?
Eike: Überhaupt nicht. Also die Göttinger Musikszene, würde ich sagen, ist sehr aktiv. Da kommen total tolle Bands her. PEACE OF MIND. Mit denen haben wir irgendwie mal eine Tour gemacht. NO RESPECT kennen wir natürlich auch persönlich. Sind wir auch schon öfter mit unterwegs gewesen.
Joshi: EL MARIACHI gibt es natürlich noch. Und KATZENSTREIK…
Eike: MAD MINORITY…
Joshi: Naja, die sind ja nicht ganz Göttingen, aber umme Ecke… Und soweit ich das noch mitbekomme aus Göttingen, gibt es da eine ganze Riege von kleinen, neuen Bands, die sich gerade auf den Weg machen. Und im Vergleich ist Göttingen, glaube ich, musikalisch schon sehr aktiv. Im Vergleich zu anderen Städten in der Größe.
Wenn Ihr jetzt tatsächlich ab und zu mal wieder nach Göttingen fahrt und dort spielt. Werdet Ihr da so als die ‚verlorenen Söhne' betrachtet?
Joshi: Schon. Ja. (lacht). Also ich meine, es ist nicht so, dass wir Göttingen nicht mehr leiden können oder so. Wir sind da ganz oft, auch an Wochenenden. Und wir spielen da öfter noch Konzerte. Und wir fühlen uns da immer noch sehr wohl. Es ist nicht so, dass wir jetzt Göttingen völlig den Rücken gekehrt haben.
Und Ihr habt tatsächlich Eure Instrumente ausgelost? Gab es da nicht irgendwelche Vorlieben für ein Instrument oder klingt so was nur ganz gut in der Bandbiografie?
Joshi: Naja, es war halt so von wegen: „Ey, keiner von uns kann was spielen? Wie machen wir es? Ey, kannst Du hier mal Schlagzeug machen? Ich würd' Gitarre machen…“ So in der Art. So ging das. Richtig original mit Streichhölzern oder Zetteln war es nicht. Aber es war halt wirklich mehr oder weniger ausgelost, weil es eigentlich Zufall war. Es war so – Wir müssen Musik machen. Das muss sein.
Waren denn die Musikgeschmäcker am Anfang doch schon relativ gleich oder doch schon verschieden, was also die Musik der Anfangstage von ZSK ausgemacht hat…
Eike: Ich glaube die Musikgeschmäcker waren am Anfang unterschiedlich und sind es heute auch immer noch und das ist auch gut und richtig so und trotzdem haben wir irgendwie einen gemeinsamen Nenner. Ja und was dabei rauskommt ist eben die Musik, die sich auf unseren Alben befindet.
Apropos Bandbiografie. Man kann sagen, dass Ihr mit so ziemlich jeder Band, welche im Punkrock Rang und Namen habt, die Bühne geteilt habt. Gibt es noch irgendeine Band, mit der Ihr noch mal gern auftreten würdet? Oder einen Ort?
Joshi: Ort, wo wir noch nicht waren? Da fangen wir mal an: JAPAN! Da wollen wir unbedingt hin. Aber das steht noch in den Sternen. Wir haben von den DONOTS sehr viel über Japan gehört, die sind da ja richtig groß und das ist auch spannend. ANTI-FLAG waren ja auch gerade in Japan, die haben uns davon erzählt, das muss super spannend sein. Aber das steht noch ein bisschen dahin. Und Band, mit der wir unbedingt noch mal spielen wollen wären natürlich die RAMONES und das wird im Moment immer schwieriger (lacht)…
Bei den ganzen Bands, mit denen Ihr aufgetreten seid. War da nicht mal jemand bei, der Euch vielleicht auf ein Label mitgenommen wollte, um Euch vielleicht international, überm großen Teich, die Tore zu öffnen?
Joshi: Ja, wir haben mit ANTI-FLAG über so was natürlich geredet, damals. Und dann hatten wir auch überlegt, ob es Sinn machen würde, wenn sie unser Album in den USA auch veröffentlichen, auf AF Records. Aber letztendlich haben wir dann ja bei Bitzcore unterschrieben, die haben eh einen weltweiten Vertrieb und dann war das eh alles überfällig. Und deshalb steht das jetzt sozusagen erstmal noch auf der Schwebe, wie wir dann wirklich in den USA veröffentlichen. Aber auf jeden Fall über die Bitzcore Wege. Also klar, das können wir denen ja auch nicht aus der Hand nehmen. Und wir überlegen halt, ob wir dann früher oder später ´n englischsprachiges Album raus bringen. Also die ganzen englischen Songs von der ‚Riot Radio' und vom neuen Album und daraus sozusagen eine internationale CD machen. Das würde dann natürlich auch in den USA rauskommen. Aber das steht alles noch dahin.
Auf Eurer neuen Platte wechseln sich ja auch deutsche und englische Songs ab. Gewollt? Welche Songs kommen denn bei Euren Fans überhaupt besser an? Die englischen oder die deutschen? Welche gefallen denn Euch besser? Kann man da was fest machen? Klar würde sich ‚RIOT RADIO' auf Deutsch etwas komisch anhören…
Joshi: Wir wollen uns da nicht auf eine Sprache festlegen. Manche Dinge lassen sich eben auf Deutsch am besten sagen, andere auf Englisch. Da steht kein besonderes Konzept hinter. Mir gefallen die Deutschen und die Englischen Songs beide gleich gut.
Mir fällt auf, dass Ihr bis jetzt mit jedem Output die Plattenfirma gewechselt habt. Woran lag's? Der wachsende Erfolg oder auch Streitereien?
Eike: Ich glaube, wir hatten bei Wolverine unterschrieben gehabt und hatten von vornherein geplant, dass wir dieses Album jetzt auf Bitzcore raus bringen. Und wir hatten den Vertrag auch nur über ein Album gemacht, weil wir uns alle Möglichkeiten offen halten wollten, wie wir, nachdem dieses Album erschienen ist fortfahren wollen. Das war uns eigentlich klar, dass wir dann gucken wollen, wenigstens die Möglichkeit haben wollen, mal zu schauen, was es an anderen Labels noch so gibt. Und darauf ist es nun auch hinausgelaufen. Wir haben uns ein fantastisches Label gesucht Und das ist eben Bitzcore in Hamburg und das sind total die netten Leute und wir freuen uns über die Zusammenarbeit, die bis jetzt gut geklappt hat.
Joshi: Aber wir haben uns nicht schlimm mit Wolverine gestritten. Also das war von vornherein so klar, dass wir halt nach dem ersten Album gucken, wie es aussieht. Und wir sind immer noch auf ‚Du' mit Sascha und wir senden hier auch noch mal Grüße nach Düsseldorf. Zu Sascha, unserem Kollegen dort.
Vorher wart Ihr auch noch kurz auf ‚Nasty Vinyl' mit der Splitplatte…
Joshi: Naja, das war so: der Vertrieb lief über Nasty Vinyl und produziert und bezahlt haben wir die CD selbst. Erstmal. Aber das war unser erster Schritt in so ´ne Richtung, dass wir es geschafft haben, das über Nasty Vinyl in die Mailorder zu kriegen. Das ist natürlich echt schwierig als kleine, unbekannte Band, die CDs überhaupt wegzukriegen an Vertriebe und über Nasty Vinyl hatten wir da die Chance, das zu machen. Und da waren wir dann auch auf dem legendären ‚Punkterror'-Sampler (lacht)…
Wie die Zeiten sich ändern… Ihr habt jetzt auch ein Video gemacht. Bei handgemachter und, sagen wir mal ‚Expliziter Lyrik'. Bestehen da überhaupt Chancen, dass das Ding auf VIVA oder MTV läuft?
Joshi: Ach, da haben wir uns vorher überhaupt keine Gedanken drüber gemacht. Weil, wir haben einfach gesagt – O.k., wir machen dieses Video und gucken, was passiert. Also wir haben jetzt vorher nicht geplant – Ja das kommt bei VIVA rein oder nicht – und das ist uns auch gar nicht so wichtig. Es wär natürlich schön, weil, dann läuft da auch mal was anderes, als der ganze komische HIP HOP und BRITNEY SPEARS – Kram. Aber das war jetzt nicht unsere Maxime, dass wir sagen - Ja, wie machen ein Video, das muss da laufen. Aber es ist vor allen Dingen für die Leute, die uns cool finden. Und deshalb kann man das auf unserer Website runterladen und auch als Streamingfilm angucken. Auf ein paar Sender wird das bestimmt auch mal laufen, aber ich kann jetzt nichts darüber sagen, ob das bei MTV oder VIVA wirklich kommt. Aber lustig wär's natürlich.
Naja. Letztendlich kann man von dieser potentiellen Einnahmequelle aber wohl nicht so viel erwarten. Dafür seid Ihr aber wohl relativ geschäftige Jungunternehmer. Ihr habt ne GbR gegründet. Warum?
Joshi: Das ist einfach ´ne rechtliche Sache. Wir unterschreiben halt ständig Quittungen. Wenn wir irgendwo ein Konzert spielen, unterschreibt man ´ne Quittung. Und wenn Du das wie wir 7 Jahre lang machst – wir haben mittlerweile über 200 Konzerte gespielt – dann kommt irgendwann die Steuer und sagt – Moment mal, wer ist ZSK? Und wenn man nicht `ne GbR gründet und Steuererklärungen macht, dann kommen die irgendwann an und sagen – pass auf, wir haben hier so und so viele hundert Quittungen über Geld, was ihr bekommen habt, jetzt wollen wir unseren Anteil davon. Also das hat nichts damit zu tun, dass wir Geld verdienen, sonder wir sichern uns ab, dass uns die Steuer nicht irgendwann den Kopf abreißt. Leider, das ist eigentlich zum Kotzen. Ich hasse so'n Steuerkram. Das ist eigentlich schrecklich. Ja, es geht halt nicht anders. Das ist eigentlich schade. Wenn man mit so einer Band anfängst ist es eigentlich so ‚Fuck off', spielste halt in dem Laden und dem für Spritgeld. Aber wir machen das schon so lange und haben schon so viel da gemacht. Da wird es irgendwann gefährlich mit der Steuer.
Was macht Ihr sonst noch so, wenn Ihr mal nicht gerade auf Tour, im Studio oder Proberaum oder hier im Radio seid?
Joshi: Ja Florian, unser Schlagzeuger, arbeitet bei PETA2. Der macht da diese Jugendwebsite. Und wir anderen studieren so ein bisschen vor uns hin. Aber eigentlich machen wir, gerade jetzt zum Albumrelease, fast nur die Band und wie verdienen kein Geld damit. (lacht) Es ist der alte Witz. Es fragen uns auch ganz oft Leute bei Konzerten - Lebt Ihr von der Musik? (lacht)
Ja, aber Ihr steckt ja schon ´ne Menge Arbeit da rein und ich denke mal, mehrere Stunden am Tag gehören der Band. Dann muss man ja auch noch irgendwie was anderes machen, um zu überleben, wenn man von der Band noch nicht leben kann…
Joshi: Stichwort BaFöG. (alle lachen)
Eike: Bummelstudium statt Barbourjacke.
Stichwort Studiengebühren…
Joshi: Ja zum Kotzen. Ganz große Scheiße. Wir waren ja jetzt auch auf den Demos dagegen dabei. Und das ist ´ne große Kacke, wenn das anfängt. Ich hab da überhaupt keinen Bock drauf, dass Bildung dann limitiert wird, für Leute, die genügend Geld dafür aufbringen können. Das ist eigentlich ´ne ganz schlimme Sache, finde ich, wenn nicht mehr jeder das Recht auf Bildung hat und jede natürlich das Recht auf Bildung hat. Und darum geht es ja im Grunde mit den Studiengebühren. Irgendwann gibt es dann Leute, die können das nicht bezahlen. Die ihr Studium, was sie machen wollen, nicht machen können. Und dagegen sollte man sich auf jeden Fall wehren. Ist eigentlich schade, dass die ganzen Unistreiks und Proteste sang und klanglos…
…untergegangen sind. Jetzt bei der ganzen Arbeit und der wenigen Zeit - War das auch ein Grund, warum Niki, Euer erster Gitarrist, Euch verlassen musste?
Eike: Ja Niki, hatte irgendwann festgestellt, dass er lieber in Hannover studieren wollte und das hat sich dann in den ersten Monaten herausgestellt, dass es sehr schwierig ist, an zwei Orten gleichzeitig sein zu müssen. Einerseits in Berlin zum Proben und Lieder machen und andererseits halt in Hannover. Und da hat er dann gesagt, er könne die Band einfach nicht mehr weiter machen, er wollte dieses Studium eben weitermachen, das ist ja auch alles o.k.. Im Guten haben wir uns ja dann auch voneinander getrennt.
Joshi: Aber wir haben ja immer noch viel mit ihm zu tun. Er kommt jetzt auch zur Releaseshow am 29. ins SO 36… Und sonst haben wir uns jetzt nicht gestritten oder so was. Es war einfach besser so, weil es nicht anders ging. Und den fliegenden Übergang haben wir ja dann mit Benny gemacht. Und das war echt perfekt. Er hat auch vorher schon mal so Roadiemäßig ausgeholfen. Er ist auch Göttinger. Er ist auch mit uns nach Berlin gezogen. Also es hat alles gut gepasst. Im Grunde ist also alles in der Familie geblieben. Also wir mussten keine Anzeige schalten, so – ‚Hallo, wir suchen Gitarrist' – Das finde ich schrecklich. Also es war echt kein Ding, der Wechsel da.
Ihr ward jetzt mit den DONOTS auf Tour und Ihr sagtet mir eben, dass es gar nicht so einfach oder selbstverständlich ist, beim DONOTS-Publikum zu bestehen.
Joshi: Naja, es geht. Man kommt auf die Bühne und die kreischen – egal, wer auf die Bühne kommt. Ist total super. Wir haben das, denke ich, ganz gut hingekriegt. Das Ding ist halt, die meisten Kids, die so zu einem DONOTS-Konzert gehen, die kennen uns halt nicht. Da kennen uns viel weniger Leute, als bei anderen Konzerten. Und das macht es dann gerade spannend. Da musst Du eben wirklich toll rocken, dass die danach sagen – ‚Puh, das war ganz cool…“.
Plaudert doch mal aus dem Nähkästchen. Gebt doch mal ein, zwei lustige Anekdoten zum Besten…
Joshi: Da gibt es bisher eigentlich noch gar nicht so viel zu erzählen. Bisher haben wir ja nur ein Konzert mit den DONOTS gespielt. Die ganze restliche Tour geht ja erst näxte Woche los. Wir sind aber sehr gespannt, was uns da für lustige Geschichten passieren werden. Man darf gespannt sein. Das kann man dann alles auf unserer Webseite im Tourtagebuch nachlesen.
Ihr habt mal ANTI-FLAG auf Tour begleitet, weil Ihr ihnen mal ne CD in die Hand gedrückt habt. In der Position seid Ihr jetzt vielleicht noch nicht, aber könntet Ihr Euch das vielleicht auch vorstellen?
Eike: Also es ist ja schon so, dass immer wieder auf Konzerten irgendwelche Leute auftauchen, die sagen: „Hey, wir haben hier gerade ´ne Band“ oder „Es gibt uns schon so'n bisschen länger, hör dir mal unsere neuen Aufnahmen an“… Und dann hören wir das auf jeden Fall auch immer an und wenn wir es dann auch irgendwie klasse finden und mal wieder in der Gegend, dann sagen wir – Hey, o.k….
Joshi: Ja, wir versuchen es natürlich auch so zu machen, dass wir Bands, die uns gefallen, wo es geht unterstützen. Das Problem ist, dass wir noch nicht so groß sind, dass wir den Veranstalter zwingen können, ´ne Band rein zunehmen… Die machen das sehr ungern, wenn wir sagen, wir bringen ´ne Band mit, die keiner kennt und die auch noch Geld haben wollen. Aber zum Beispiel 21 LICKS aus Bielefeld sind gute Freunde von uns, die nehmen wir gern immer mit, GETAWAY DRIVERS, auch aus Bielefeld… und da gibt's schon ´n paar Spezies aus jeder Gegend, die wir dann versuchen, wenn es geht, rein zubuchen in die Shows, aber es ist im Moment noch sehr schwierig.
Eike: 21 LICKS kommen übrigens aus Herford… (alle lachen)
Joshi: Ja, passiert, oder?
ANTI-FLAG gehen ja so an die Sache ran, dass Punk und Politik unzertrennbar sind, aber auch der Spaß nicht zu kurz kommen darf. Was macht Ihr, um Euch bei all den Ernsthaftigkeiten Spaß zu haben?
Joshi: Alkohol… (lachen) Nein, keine Ahnung. Es ist ja auch lustig, weil viele Leute denken, wir wären total ernst. Auch bei Interviews… Oder wenn die uns treffen nach dem Konzert, wenn wir am Merchandise stehen und rumhängen. Dann sagen die immer – Ey, ihr seid ja ganz nett und normal und ihr seid gar nicht so ernst… Und ich glaube einfach, das ist'n Trugschluss, nur weil wir schon recht ernste Texte haben, heißt das nicht, dass wir nicht normal feiern und auch mal grölend durch den Backstage rennen oder irgendwo lustig Späßchen mit Leuten machen. Also wir sind auch ´ne ganz normale, nette Punkband und letztendlich wollen wir auch bei ´nem Konzert, dass die Leute mit uns einen Superabend und viel Spaß haben. Das ist ja keine Politikvorlesung.
Eurer neuen CD liegt ja auch eine DVD bei, die übrigens jeder wie er will kopieren kann. Wie wurde das finanziert? Überhaupt macht die CD auch einen ziemlich teuren Eindruck. Von der Produktion her, er hat das alles bezahlt und was versprecht Ihr Euch davon?
Joshi: Also bezahlt haben wir es schon mal nicht (lacht).
Eike: Also es ist keine DVD sondern eine ganz normale CD. Das ist so'ne Info-CD für'n Computer, wo wir diverse, wie wir finden, wichtige Videos drauf gemacht haben, ´n paar Infos, ´n paar Texte und so. Ja und finanziert hat das ganze, da kommen wir wieder auf ´n tolles Label zu sprechen, Bitzcore. Die sagen nämlich – Ihr seid jetzt unsere neue Band und wir wollen Euch unterstützen und wir wollen, dass ihr das machen könnt, was ihr machen wollt. Und dann haben wir gesagt – Hey, wir fänden das ´ne gute Idee, jetzt da so'ne Info-CD da reinzulegen. Und dann haben die gesagt – Yo, macht das doch…
Joshi: Ist gekauft…
Eike: Und da war dann auch keine Diskussion. Weißt Du, ich glaube das zeichnet wirklich gerade das aus, warum wir gerade das Label so toll finden. Weil die uns einfach unterstützen.
Ein anderes Medium ist ja das Internet. Eure Homepage besitzt neben dem üblichen Kram auch viele Verweise zu Tierschutzorganisationen usw. Wie wichtig ist es Euch, Eure Fans darauf aufmerksam zu machen? Wie sind die Reaktionen?
Joshi: Also das ist uns schon recht wichtig, dass wir das was wir in unseren Texten so schreiben, dass das nicht nur leere Phrasen sind, sondern dass wir den Leuten auch die Möglichkeit geben, sich da mehr zu informieren. Wir haben auf der Tour oder auf Konzerten auch immer einen Riesenstapel mit Flyern und so dabei, zu verschiedenen Themen. Und natürlich unterstützen wir auch Tierrechtsgruppen & Antifagruppen indem wir Solikonzerte spielen und indem wir natürlich auch auf unserer Website darauf hinweisen. Wir haben ja auf unserer Website diese ‚Raise your voice'-Ecke, wo wir alle paar Wochen ´ne neue Sache vorstellen oder ´ne politische Gruppe. Und wir finden das eben schon superwichtig, dass man nicht nur zu Hause sitzt und sich über Sachen ärgert, sondern das man auch sagt – o.k., dann tu ich halt was dagegen. Und da kriegen wir auch sehr viele positive Rückmeldungen. Wir kriegen ganz viele Briefe und E-Mails von Leuten, die sich halt für diese Sachen interessieren und sich dafür bedanken, dass wir da die Möglichkeit geben, dass man da Infos kriegt und so weiter.
Wie wichtig ist Euch sonst die Kommunikation mit den Fans? Wird alle Post beantwortet?
Joshi: Eigentlich ja. Es wird halt, ehrlich gesagt, immer schwieriger, weil wir so viele E-Mails kriegen und teilweise steht da auch nur drin – Wo kann ich Eure CD bekommen…? – oder so was. Aber eigentlich versuchen wir alles zu beantworten. Alle Briefe und alle E-Mails. Nach Konzerten stehen wir auch immer noch da. Also wir verkriechen uns nicht im Backstage wie manche Bands. Sondern versuchen immer, auch wenn wir total verschwitzt und müde sind noch raus zugehen und uns mit Leuten zu unterhalten und vielleicht noch ein Bierchen zu trinken.
Macht jemand bei Euch auch die grafischen Sachen? Die Page und das Coverdesign sehen ja jedes Mal unglaublich gut aus….
Joshi: Die Cover-Artwork Sachen und T-Shirts-Designs machen wir immer noch alle selbst. Unser Schlagzeuger und ich kümmern uns um die ganzen Grafik-Designs. Die Webseite haben wir aber machen lassen, weil wir dafür leider einfach nicht mehr die nötige Zeit aufbringen konnten.
Und wie weit geht Ihr in Sachen ‚Straight Edge' in Sachen Spaß mit? Ihr seid ja alles Veganer / Vegetarier. Aber, so auf der Homepage stehend, nicht militant. Guckt man da aber schon manchmal etwas verächtlich auf den Nachbartisch im Restaurant (auf Tour, natürlich), weil sich da einer ein dickes Stück Fleisch bestellt?
Eike: Also so wie ich Straight Edge verstehe, geht's da ja in erster Linie um ein drogenfreies Leben. Das könnte man jetzt von uns, glaube ich, nicht so sagen. (lachen) Was das Vegetarier und Veganertum angeht – nee, wir pissen da niemanden an. Ich find's natürlich toll, wenn wir mitkriegen, es wird im JUZ ‚XY' eh nur vegetarisch/vegan gekocht, dann freu ich mich natürlich darüber, dass ich mal wieder was Leckeres bekomme…
Kenne ich, da gibt's doch aber meistens eigentlich nur Nudeln mit Tomatensause…
Joshi: Och nöö. Nicht mehr…
Eike: Wir haben jedenfalls schon anderes erlebt.
Joshi: (lacht). Aber nee, ich finde, es wäre total arrogant und blöd, wenn man Leute dann anmacht, weil sie Fleisch essen oder so. Sowas würden wir nicht machen. Es ist viel vernünftiger, dass man einfach sein Ding durchzieht und die Leute fragen dann von selbst – Warum esst Ihr denn kein Fleisch?. Und das passt schon voll. Und was das ‚Straight Edge' angeht. Ja, wir trinken alle gern mal ein Bier auch wenn wir sonst keine anderen Drogen groß nehmen. Ich rauche nicht mal, zum Beispiel.
Ok., kommen wir langsam zum Schluss. Die Plattenaufnahmen sind nun mittlerweile über ein Jahr alt - Wann gibt es etwas Neues? Was steht demnächst an?
Joshi: Ja, stimmt, die Aufnahmen vom Album sind jetzt fast ein Jahr alt, weil wir so lange auf Labelsuche waren. Vorher hatten wir ja noch die EP raus gebracht. Jetzt ist die Platte gerade erst mal raus und dann wird es erst mal schon dauern, bis wir da was Neues raus bringen. Also wir haben schon Pläne für ´ne Split 7“ mit ´ner amerikanischen Band aber da kann ich noch nicht mehr zu sagen. Erstmal werden wir natürlich jetzt wie verrückt den Leuten unser neues Album um die Ohren hauen. Also ein richtiges neues Album gibt es dann frühestens in ein zwei Jahren. Vorher macht das ja auch gar keinen Sinn.
Was hältst Du eigentlich von Fanzines? Du hast mir letztens gesagt, dass Du findest, dass das Medium eher rückläufig ist. Wegen Internet und so…. Trotzdem hast Du bei uns eine Anzeige geschaltet… ;-)
Joshi: Ich glaube, dass Print-Fanzines eine klasse Sache sind und deshalb unterstützenswert. Das ist einfach Oldschool. Besonders selbst kopierte DIN A5 hefte finde ich immer gut. Leider sind aber gerade die kleinen Fanzines momentan vom Aussterben bedroht. Alle aktuellen Infos usw. findet man in wenigen Sekunden umsonst im Internet und wenn die aufwendige Herstellung eines Fanzines erstmal beendet ist sind die Themen oft schon veraltet. Sehr schade. Wir sehen das ja selbst bei Konzerten. Wir verkaufen immer OX und Plastic Bomb-Hefte. Die gehen so gut wie gar nicht weg. Ein echtes Trauerspiel.
Ok., dann vielen Dank für das Interview. Bleibt noch was zu sagen? Hab ich was vergessen?
Joshi: Mir fällt nichts mehr ein, außer, dass wir uns noch mal für das nette Interview bedanken möchten. Außerdem wünschen wir euch für euer Fanzine natürlich alles Gute!