Der „Traumjob“ des Plattenrezensenten ist kein leichter. Ich will es jetzt mal nicht übertreiben, aber gerade bei kleineren Bands trägt man nicht wenig zum Erfolg oder Misserfolg des jeweiligen Künstlers bei. Freilich ist das bei größeren Bands egal. Doch selbst bei denen kann ein falsches Wort mehr oder weniger verheerende Auswirkungen haben. Bei so vielen Bands und Platten, die veröffentlicht werden, verliert man leicht den Überblick oder lässt Bands unter den Tisch fallen, die es eigentlich gar nicht verdient haben. Seit zwei oder drei Jahren zum Beispiel steht bei mir das zuletzt veröffentlichte Album von HOT WATER MUSIC, namens ‚Caution' im Plattenregal, ohne daß ich es vielleicht 2- oder 3-mal ganz durchgehört hätte.
Schade, muss ich im Nachhinein sagen. Aber just in dem Moment wo ich das schreibe, liegt sie nun doch endlich mal wieder in meinem CD-Player. Warum das Ganze?
Nun, ich habe mich in der letzten Woche doch noch mal etwas näher mit der Band beschäftigt, weil sie gerade auf Interviewtour hier in Berlin gastierten, zumindest 2 von ihnen, um ihr im September erscheinendes, neues Album „The new what next“ zu promoten, welches ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht besaß. Auch noch nichts besonderes, ich weiß. Allerdings hatte ich ein Interviewtermin mit ihnen, zu dem ich zwar auf Grund widriger Umstände zu spät gekommen war, welches mich aber doch nachhaltig beeindruckte. Selten habe ich mit jemanden gesprochen, der so ehrlich und mit ganzem Herzen dabei war, wie CHRIS WOLLARD, seines Zeichens Sänger und Gitarrist von HWM. Einer von beiden. Denn es gibt zwei. Nur er und Bassist Jason Black waren erschienen, um sich den Fragen der interessierten Leute zu stellen. Ursprünglich was das Gespräch mit beiden geplant gewesen. Jedoch bin ich, wie schon angemerkt, leider etwas zu spät erschienen. Anna von EPITAPH, die die Jungs begleitete und auf dessen Label sie ihre nunmehr dritte Platte veröffentlichten verstand es aber zu organisieren, daß ich den Termin doch noch wahr nehmen konnte. Sorry an den Kollegen von LAUT.de, der dafür auch nur mit einer Person, nämlich Jason sprechen konnte. Naja. Wie dem auch sei, in der halben Stunde, die ich dann mit Chris verbrachte sprachen wir über dies und jenes, was Ihr im Folgenden nachlesen könnt. Haben dabei viel gelacht, Kaffe getrunken, Zigaretten geraucht…. Einfach eine tolle Atmosphäre. Keine aufgesetzten Starallüren. Einfach eine Band. So hatte ich jedenfalls das Gefühl. Mittlerweile habe ich nun auch das neue Album erhalten und ich bin schier begeistert. Mit 'End of the line' und ‚Ebb and Flow' sind auch zwei gottverdammte Hits unter den insgesamt 12 Songs, was aber nicht bedeuten soll, daß die anderen Songs schlechter sind. Dieses Album kann ich bedenkenlos jedem empfehlen, der auch nur einen Hauch von Gefühl mit sich bringt, wenn er selbst Musik hört. Einfach schön. Was Chris sonst noch zu erzählen hatte… Lest am besten selbst.
interview mit Chris Wollard (voc, git)
Hey! Wie geht´s? Schön, wieder hier in Berlin zu sein? Wo ward Ihr denn gestern und wo geht´s morgen hin?
Chris: Gestern waren wir in Köln und morgen fahren wir nach Frankfurt / Main. Danach haben wir einen Day-Off dort. Ja und dann geht's nach Hause. Am Sonntag, glaube ich. Heute ist doch Freitag, oder?
Ja, heute ist Freitag. Was macht der Rest der Band, während Ihr hier Interviews gebt? Wieviel habt Ihr eigentlich heute so?
Chris: George zieht gerade in sein neues Haus. Er hat sich eins in Gainsville gekauft. Er zieht da diese Woche ein und kann daher nichts machen. Aber das ist o.k. Ja und Chuck weilt gerade in L.A. und macht eine Physiotherapie für seine Hand.
Und wie viel habt Ihr nun heute noch vor Euch?
Chris: Heute, ähhh, ich glaube so neun Stück. Oder acht, neun… Keine Ahnung. Ich habe die Liste hier in meiner Tasche. Willst Du sie sehen? Dies sind die letzten drei Tage…
(Wirklich eine ganze Menge Dates… - Anm.) Oh je. Bist Du da überhaupt noch fit genug für ein Interview? Aber doch es scheint so. Du siehst dafür nämlich noch ziemlich gut aus. Magst Du Interviews?
Chris: Ja. Eigentlich schon. Die Sache ist die. Ich mag Interviews aber ich hasse es, so was auf Tour zu machen. Auf Tour herrscht überall Chaos und irgendwelche Leute spielen, es gibt keinen ruhigen Platz. du musst immer irgendwo irgendwie sein. Die ganze Hektik und du kannst Dich nicht ausspannen. Ich mag das lieber so.
Echt? Ich dachte immer gerade diese Interviewtouren sind so langweilig. Man kann nicht spielen sondern hängt nur immer in irgendwelchen Hotels rum.
Chris: Ja, das schon. Aber wir treffen fast jeden Abend irgendwelche Freunde. Jeden Abend Party. Coole Scheiße.
Ihr kommt also auch mal raus…
Chris: Ja, ja, klar. Wir machen heute um 19.00 Uhr Schluss und dann haben wir den ganzen abend Zeit, zu feiern. Wir haben eine ganze Menge Freunde hier. Ja… es ist schon cool.
Aha. Und wo geht Ihr da so hin?
Chris: Ähem. Wir gehen rubber ins…. Gott, wie hieß das Ding nochmal gleich? Heißt es WILD AT HEART????
Das Wild at Heart!!! Ja klar. Einer meiner, wenn nicht sogar überhaupt mein Lieblingsclub…
Chris: Ja, ich glaube, wir gehen da später rüber…
Wirklich geiler Club. Fast jeden Abend spielt da eine Liveband…
Chris: Ja, wir waren schon mal da. Da gibt´s ´ne Menge Bars in dieser Gegend. Wir werden Freunde von EPITAPH sehen, die später heute kommen. Unser Booker wohnt hier. Ach wir gehen einfach raus und machen die Nacht zum Tag…
Es scheint so als ob das ‘ne Art Familie ist, mit den Leuten, mit denen Ihr zusammenarbeitet… Seht Ihr das auch so?
Chris: Ja. So müssen wir aber auch arbeiten, andernfalls würden wir verrückt werden. Wenn alles nur Business wäre dann wäre ich ziemlich schnell gelangweilt und könnte dies alles nicht tun. Die Sache ist, wir kümmern uns um die Leute und sie kümmern sich um uns. Die ganzen selben Ideen, die wir teilen… Das Ziel. Man, das ist so großartig.
Und du weißt, du hast jemanden, der dir hilft, wo auch immer. Irgendwo in der Welt, wo du noch niemals warst. Du kannst jemanden anrufen in der Art: „Scheiße, hilf mir… Hilf mir bitte. Ich hab mich verirrt. Ich weiß nicht, was ich tue…”. Das ist großartig . Die Leute sind großartig. Jeder bei EPITAPH.
Was ist mit Chuck? Ich habe gelesen, er hat sich irgendwie verletzt. Was ist passiert?
Chris: Oh, ich glaube, es ist einfacher, wenn ich Dir das zeige. Also. Wir waren auf Tour und waren in dieser so genannten Little Beach Area in Florida. Er saß in einem tiefen Strandstuhl und wollte aufstehen. Er drückte seine Hand in den Sand um aufzustehen, aber er fasste in ein Weinglas und es ging kaputt. Und er schnitt sich in die Finger und zerschnitt sich dabei eine Sehne.
Also sind wir zum Arzt und der zog die Sehne raus und hat sie wieder zusammengeknüpft. Und… Es ist jetzt zwar verheilt aber er kann beispielsweise keine Faust machen. Seine Hand ist völlig schwach und er kann seine Finger nicht wirklich kontrollieren. Jetzt befindet er sich in einer Intensivtherapie. Die Muskeln müssen trainiert werden und er muss wieder lernen, wie seine Hand überhaupt funktioniert. Weil wenn die Sehne reißt, ist sie danach um Einiges kürzer als sie vorher war. Wenn er Gitarre spielt und denkt, seine Finger sind an der richtigen Stelle, sind die es gar nicht. Es ist hart. Er muss das erst wieder lernen. Aber momentan kann er, wie gesagt, noch nicht mal eine Faust machen. Er muss die ganzen Bewegungen erst wieder lernen.
Hoffentlich wird er auch wieder gesund…
Chris: Ja, das ist aber eine Frage der Zeit. Sein Therapeut sagt die Behandlung war großartig und es gut verheilt. Aber die Sache ist die, daß du nicht weißt, wie lange das dauert. Sie haben gesagt, es könnte drei oder vier Monate dauern aber sie haben auch gesagt, daß es Jahre dauern kann. Er ist ein zäher Junge. Er verkraftet es ganz gut. Wir hoffen also, daß es schnell alles wieder in Ordnung kommt.
Und wir haben einen Kumpel. Lawrence von den MIGHTY MIGHTY BOSSTONES. Er lernt gerade eine Menge von Chucks Gitarren-Parts. Chuck muss dann eine Weile vielleicht nur singen. Aber wenn es besser und besser wird kann er wieder anfangen sein Zeug zu machen und Lawrence kann uns wieder verlassen.
Ach was. Er hilft bei Euch aus? Das ist aber nett.
Chris: Lawrence? Oh ja. Wir haben noch nicht mit ihm gespielt. Aber er lebt in Los Angeles, wie Chuck. Ja und Chuck bringt ihm eben gerade ein paar Sachen bei.
Und? Geht Ihr zusammen auf Tour?
Chris: Nun ja. Wir haben eine handvoll Gigs im September. Und möglicherweise spielt er diese Shows in Florida mit. Dann haben wir immer noch einen Monat, bis wir für die richtige Tour aufbrechen. Wir hoffen, daß er nicht mitkommen muss. Aber er hat gesagt, wenn wir ihn brauchen…
Aber er hilft uns nur aus, bis es Chuck besser geht. Oder vielleicht aber auch so, das wenn Chuck wieder anfängt richtig Gitarre zu spielen, kann er vielleicht das einfache Zeug übernehmen und Lawrence und ich spielen dann den etwas komplizierteren Stoff. Und wenn er wieder besser und besser und schneller wird, brauchen wir Lawrence nicht mehr.
Kommen wir aber mal zur Platte. Ich habe sie leider noch nicht erhalten. Also erzähl Du mir doch mal ein bisschen darüber. Sicher ist es die beste Platte, die Ihr jemals gemacht habt…
Chris: Mmmh. Ich denke, daß wir auf jeden Fall den größten Spaß, den wir jemals hatten, hatten die Platte aufzunehmen. Es war mal wieder was anderes . Weil. In den letzten Jahren habe ich eine Menge Songs geschrieben, genauso wie Chuck. Dann haben wir die fast fertigen Sachen mit in den Proberaum gebracht und dann haben wir daran gearbeitet.
Diesmal aber hat an der Platte fast die gesamte Band mitgeschrieben. Wir waren mehr eine Band als jemals zuvor. Wir sind flüssiger und anspruchsvoller, ja es ist einfach besser. Es ist die dritte Platte, die wir mit Brian Mc Turnan machten. Wir konnten richtig gut zusammenarbeiten. Wir sind auch gute Freunde. Es war einfach eine große Freude und der Sound is, glaube ich, fantastisch. Und die Songs…. Ich liebe die Songs. Ein wichtiger Punkt ist die solide Arbeit, die wir gemacht haben. Bei jeder Platte zuvor gab's immer ein paar Songs, von denen wir dachten, daß sie nicht so gut sind wie die anderen. Oder wir hatten nicht genug Zeit an einigen Songs zu arbeiten. Aber diesmal hatten wir so viel Zeit und wir können wirklich hinter jedem Song, der sich auf der Platte befindet, stehen.
Anna von EPITAPH hat mir gerade draußen im Flur rein bisschen darüber erzählt. Sie meint auch, daß Album wäre ein bisschen langsamer. Dafür meint sie aber auch, je öfter man es hören würde, desto mehr wird einem klar, daß dies das beste Album ist, was Ihr je gemacht habt und es Album ein Klassiker werden könnte…
Chris: Da sind eine Menge langsame, groovige Stücke drauf. Das stimmt . Ein bisschen härter aber nicht härter als SLIPKNOT oder so was. Es ist nur etwas härter als wir es bisher waren. Aber definitiv sind dort auch ein paar ausgereiftere Songs drauf. Dann wieder ein paar im ‚Caution'-Stil und eine Menge Songs wo wir ein bisschen rumexperimentiert haben. Unser Tuning ein bisschen verändert haben. Es ist so cool, Mann. Ich kann kaum erwarten, es wieder zu hören. Es ist wirklich cool.
Die Reihenfolge der Songs auf dem Album wurde in letzter Minute verändert. Warum?
Chris: Oh ja. Total. Es ist so, als wir ins Studio gingen, hatten Jason und ich eine Liste vorbereitet. Irgendeine Art von Reihenfolge. Aber wir hatten keine Zeit, jeden zu fragen, was sie darüber denken. Irgendjemanden. Als wir das Album aber durchhörten merkten wir, daß es nicht so richtig fließt wie wir es wollten. Wir hatten ein paar ähnlich klingende Stücke zusammengetan. Am Anfang und am Ende. Aber das wollten wir alle nicht. Wir wollten es bei diesen verschiedenen Ideen belassen. Also dachten wir alle - o.k., wir haben die Chance das zu ändern, aber wir müssen es genau jetzt machen. So haben wir angefangen und jeder war daran beteiligt. In der Art: „Was ist damit, was ist hiermit…“. Und schließlich kam eine Reihenfolge heraus, die um Einiges besser war. Es fließt besser.
Na dann bin ich mal gespannt. Eure Fans haben auf der EPITAPH Website Euch in den höchsten Tönen gelobt und Euer Album mit den höchsten Noten bewertet…
Chris: (Überrascht und lachend) Echt? Ich hab's noch nicht gesehen. Ich war nicht online. Ich bin auch gerade erst umgezogen in mein neues Haus. In der Woche bevor wir her gekommen sind. Ich konnte einfach nicht online gehen. So ein Mist. Ich konnte noch nicht mal wirklich einziehen, daher habe ich das noch nicht gesehen. Aber das ist cool. Ich freue mich, das zu hören.
Euch gibt es jetzt 10 Jahre. Ich habe aber auch gelesen, Ihr habe Euch mal eine Weile aufgelöst. Warum?
Chris: Stimmt. Ähem, wir hatten uns aufgelöst, als wir das erste Mal nach Deutschland gekommen sind. Das ganze war, denke ich so, weil wir uns zu sehr unter Druck gesetzt hatten und uns gegenseitig keine Pause gegönnt hatten. Wir waren alle ziemlich erschöpft und haben unsere Probleme aneinander ausgelassen. Es fing an, Flecken auf unserer Freundschaft zu hinterlassen. So entschieden wir, daß seit die Band…. Weißt du, die Basis der Band ist die Freundschaft und wir mögen uns verdammt noch mal sehr. Aber wenn die Band dies zerstört, dann brauchen wir die Band nicht. Lieber bleiben wir Freunde.
Ja und ein paar Monate später haben wir realisiert, daß wir die Auflösung gar nicht gebraucht hatten. Wir brauchten nur eine Pause. Wir mussten nur eine Weile ausspannen. Nach ungefähr drei Monaten haben wir uns angerufen, so in der Art: “Hey, habt Ihr Lust ´n bisschen rumzuhängen…“. Wir gingen dann schließlich in so eine Billiardhalle, haben Bier getrunken and dann fing der erste an:“ Hey, ich habe echt Bock irgendwie zu spielen“. Und alle anderen dann auf einmal auch: „Hey ich hab auch Bock zu spielen. Lasst uns einfach wieder was zusammen machen. Machen wir's nur zum Spaß und wenn es jemals wieder zu solch einem Punkt kommt, lasst uns ‚ne Pause machen…“. Ich glaube das war möglicherweise das Beste, was wir jemals gemacht haben. Diese Auflösung. Also wir hatten begriffen, was uns die Band wirklich bedeutet. Wir hatten alle ein neues Bild vor Augen. Und dann haben wir angefangenrichtig viel zu touren. So viel, wie wir konnten. Wir haben die Sache ein bisschen ernster genommen. Haben uns gegenseitig mehr Raum gegeben, Individuen zu sein. Seit dem läuft es wirklich großartig. Weil, du brauchst…. Oh Gott…. Wenn ich nach Hause komme, brauche ich eine Pause. Wir müssen einen Monat pausieren. Und alle sagen: „O.k., klar.“. Auch wenn sie das eigentlich nicht wollen. Auch wenn sie die Pause nicht bräuchten. Das ist geil. Das ist wichtig.
Ihr sprecht über sehr persönliche Dinge in Euren Interviews. Zum Beispiel über Deinen 8jährigen Sohn und Eure Familien. Denkst Du, diese Ehrlichkeit ist es, was Euch so populär macht?
Chris: Keine Ahnung . Aber ich denke, so muss man sein!? Anders können wir gar nicht. Also der Grund, warum wir touren wollen ist doch der, daß wir Leute treffen wollen, neue Sachen kennen lernen neu Orte sehen oder einfach nur unsere und Erfahrungen mit anderen Leuten Tauschen. Und austauschen über die ganzen Ideen, welche wir von den ganzen Leuten rund um die Welt mitbringen. Oder von zu Hause. Das ist das Beste, was ich erleben kann. Ich meuine, wir sind hier nicht auf eine LIMP BIZKIT Show. Die Leute hier unten und die Band da oben. Jeder sollte ein offenes Ohr für den Anderen haben. Und man sollte seine Erfahrungen austauschen. Das ist es, was mich zum Punkrock gebracht hat. Das ist es, was mich zum Hardcore gebracht hat. Das ist es, warum ich in einer Band spiele. Das touren. Das ist wirklich das Größte für mich .
Was ist mit Deinem Sohn? Hört er eigentlich Eure Musik?
Chris: Yeah (lacht). Er ist ein großer Fan von uns. Er lustig, Mann. Er kündigt uns manchmal an. Das erste Mal, als er uns ankündigte, war er 4 Jahre alt. Er ging auf die Bühne, vor etwa 500 Zuschauern, bei uns zu Hause und sagte: „Boys and girls – My Dad and HOT WATER MUSIC…”. Und die Masse tobte und schrie: “Waaaaaaaahhhhhhhh”. Unser Stage Manager musste ihn noch hoch halten, damit er an das Mikrofon kam. Ich nehme ich habe ihn auch schon mal auf Konzerte mitgenommen. Um die BOUNCING SOULS, BAD RELIGION oder GREEN DAY zu sehen. Er mag das wirklich. Er mag auch IGGY POP… Alles woe r mitsingen kann. Ja und seine Mama… Ich lebe nicht mehr mit ihr zusammen. Sie lebt mit ihrem Freund zusammen und mein Sohn lebt auch bei ihnen. Aber sie unterstützen das. Und jeder kommt zu ihnen: „Hey, hör das mal, hör mal hier rein…“. Es ist wirklich cool.
Er ist wirklich stolz darauf. Seiner erste Show, da war er gerade mal 6 Monate alt. Das war so eine Clubshow, wo nur die Bands aus der Nachbarschaft gespielt haben. Das war wirklich cool. Auch, weil sie dort ein Bild geschossen haben, vor dem Haus, von jedem der auf dem Konzert war. Und da gab's auch eine Band, die da gespielt hat, welches die Band von einem Kumpel von mir ist. Die haben dann eine 12“ rausgebracht, wo dieses Foto, ziemlich groß, abgebildet ist. Dort bin dann ich und ein anderer Freund von mir drauf, der eine Tochter im selben Alter hat. Wir beide hatten unser Kind mit zur Show gebracht, zu ihrer ersten überhaupt. Ja und dann stand die ganze alte Nachbarschaft zusammen und hielt mein Kind. Wenn er dann mal groß ist… Ich habe eine Platte davon.
Ihr seid eine Band mit sehr persönlichen Texten. Aber Ihr wollt nicht als Emo-Band gelten…
Chris: Wir wollen überhaupt nicht als Band irgendeiner Prägung gelten. Wir wollen einfach nur eine Band sein. Wir wollen keinen Stempel aufgesetzt bekommen. Wir wollen die Freiheit haben, das zu spielen, was uns gefällt. Emo ist… Ach Emo. Scheiß drauf. Ich meine, manche Leute können uns eben als solches bezeichnen. Aber das ist mir egal. Manche stecken uns in die Warped Tour-Ecke. Das ist mir auch egal. Mir ist egal, was die Leute da denken. Wir sind eine Band, die es liebt, zusammen zu spielen. Ich kann mir vorstellen, daß wir uns mal verändern, neue Sachen ausprobieren. Wenn du da abgestempelt bist, kannst du das nicht mehr tun. Ich will kein Etikett haben. Ich will in einer Band spielen.
Wenn eine Band in Deutschland gut bekannt ist, denke ich ist es wirklich einfach hier zu spielen und man kann beinahe immer zurückkommen. Ihr wart ja nun auch schon einige Male hier. Die Leute mögen es, wenn sie das Gefühl haben, die Band hat eine besondere Beziehung zu ihrem Land. Wir kannst Du Dir das erklären? Wie läuft das In Amerika ab? Ich kann mir vorstellen, wenn man nicht jedes Jahr ‚ne Platte raus bringt, ist es dort ziemlich schwierig und man wird schnell vergessen.
Chris: Also bei uns ist das so. Wir gingen auf Tour bevor wir eine Platte raus gebracht haben. Damals war es auch nicht so einfach, eine Platte zu veröffentlichen. Und es ist auch definitiv nicht leicht, jedes Jahr eine Platte raus zu bringen. Wir handeln das so. Einfach auf Tour gehen. Einfach neue Songs schreiben, auf Tour gehen, neue Songs spielen und neue Freunde finden. Ich meine, du willst ´ne Platte veröffentlichen wann immer du kannst. Ich weiß nicht. In den Staaten ist es wirklich schlimm. Es ist so verdammt groß. du kannst nicht gleichzeitig immer überall sein. Du kannst nicht wirklich Platten veröffentlichen. Damals bei NO IDEA RECORDS, die unsere Platten raus gebracht haben war das so. Wann immer wir eine neue Platte veröffentlicht hatten, hat das neimanden in Kalifornien interessiert. Das war wie ´ne ganz kleine örtliche Szene. Jeder im Süden hat das gehört. Dann haben wir angefangen, die Ostküste zu touren. Du hast deine Platte natürlich immer dabei. Da gibt es nämlich keinen Vertrieb. Nur wenn dui zu einem Konzert gehst, kannst Du dir ‘ne Platte kaufen. Es gibt keine Plattenläden. Du musst alles für Dich selbst entdecken. So war das schon immer. Umso glücklicher sind wir natürlich, seit den letzten 3 Platten EPITAPH zu haben. Weil die haben einen Vertrieb. Du kannst in einen Plattenladen gehen und uns finden. In Europa, Kanada, Australien… Das ist großartig. Wir kannten das vorher gar nicht. Die meisten Bands in den USA können das, denke ich, nicht von sich behaupten. Es gibt so viele Bands. Aber die wenigsten machen das so, wie wir es immer machten. Nämlich eine Platte raus bringen und sie überall mit hinnehmen, wo du kannst. Es für den niedrigsten Preis verkaufen, wie es geht. So kannst du die Leute erreichen. So kaufen sie Platten von dir. Das musst du da drüben machen. Es liegt völlig in deinen eigenen Händen. Du selbst bist für Dich selbst verantwortlich, daß die Leute dich hören. Wir kommen jetzt raus. Wir können auf Tour gehen.
Mal ‘ne andere Frage. Seid Ihr TURBONEGRO Fans? Ihr wart doch auch auf diesem “Alpha Motherfuckers”-Sampler drauf, oder?
Chris: ( lacht ) Fuck yeah! Yeah. Natürlich. Sie hatten uns gefragt, ob wir einen Song für sie aufnehmen könnten. Aber sie haben uns nicht gesagt, daß er oder ob er überhaupt auf den Sampler kommt. Dieses: “Nehmt mal einen Song auf und vielleicht kommt ihr mit drauf.“…. Und wir dann: „IHR MÜSST UNS, VERDAMMT NOCH MAL AUF DEN SAMPLER NEHMEN! WIR LIEBEN, VERDAMMTE SCHEISSE TURBONEGRO. SPINNT IHR? WIR MACHEN “PRINCESS OF THE RODEO””. Wirklich großartig . Wir waren so aufgeregt. Und wir haben ständig nachgefragt: “Sind wir drauf, sind wir mit drauf?” (lacht)
Gibt´s da sonst noch eine Verbindung?
Chris: Sie haben eine Tour in den Staaten gespielt. Mit den QUEENS OF THE STONE AGE und ich bin hingegangen und hing ein bisschen mit Happy Tom ab. Er kannte uns und wir kennen natürlich sie. Sie haben ihre letzte Platte hier auf EPITAPH veröffnetlicht und ich wusste natürlich, wer er war. Wir unterhielten uns ein bisschen und fragte, ob wir nicht mal zusammen auf Tour gehen wollen. Aber niemand von uns hat das in der Hand, dies zu machen. Vielleicht klappt es ja mal. Das wäre so geil. Ich liebe es, mit ihnen zu spielen. Ich meine Euroboy… (sichtlich beeindruckt)… Ich weiß nicht, wie er das macht. Unglaublich. Aber ich habe mich nur mit Happy Tom unterhalten. Und er war wirklich nett. Wir haben an der Bar zusammen gesessen, haben irgendwas getrunken… Cool.
Chris, Du bist noch ein Künstler einer anderen Art. Ich habe gelesen, Du malst auch. Hast Du Einflüsse auf Eure Cover? Ich weiß, Scott Sinlair macht das. Aber könntest Du Dir vorstellen mal ein eigenes Cover zu gestalten?
Chris: Ich denke… Ich könnte es mir vorstellen. Ich habe ja eine Menge Nebenprjekte und dafür könnte ich es mir vorstellen. Manchmal mache ich das auch. Aber Fakt ist, ich bin kein wirklich talentierter Maler. Ich kann mal bei einigen Sachen aushelfen. Und ich helfe bei einigen Sachen aus. Aber, ich kenne eine Menge talentierter Leute. Ich denke, es ist eine großartige Sache, eine Platte zu veröffentlichen und Freunden eine Chane zu geben, sich da einzubringen. Wir haben eine Menge Künstler in Gainsville und wir versuchen, sie mit in unsere Arbeit einzubeziehen und ihnen eine Chance zu geben. Wie T-Shirt-Design usw. Aber sonst… Scott Sinclair macht unsere Albumcovers. Immer. Aber bei den anderen Sachen, wie unseren Nebenprojekten machen eben unsere Freunde was. Das ist wirklich wichtig. Ich meine…. Ich bin ein Gitarrist und das ist gut so. Und ich kenne eben Leute, die Künstler sind. Das ist, was sie können. Du tauschst Dich einfach aus. So in dieser Art: „Oh man, der Junge ist ein richtig guter Mann – ich möchte das wirklich mit jedem, der will, teilen…“. Wie bei Chrissy Piper, die Frau, die unsere Photos macht. Sie ist so talentiert und eine wirklich unglaubliche Person. Sie ist so klasse. Und immer wenn ich irgendwie was brauche, läuft das so ab: „Chrissy, hast Du irgendein…“, das müssen keine Bandphotos sein, „Chrissy, hast Du irgendein cooles Landschaftsfoto?“. Oder: „Schick mir doch einfach mal was rüber, was Du so zuletzt gemacht hast…“. Einfach in Kontakt bleiben. Ich versuch ihr auch zu helfen. Zum Beispiel, sie mit Plattenfirmen zusammenzubringen.
Ich habe auch gelesen, daß 3 von Euch den Beruf des Kochs gelernt haben. Und einer von Euch ist auch noch Bäcker. Was haltet Ihr vom Essen auf Tour? Kocht Ihr manchmal einfach selbst?
Chris: (lacht) Wenn wir auf Tour gehen, durchforsten wir immer noch mal unsere Küchen in Gainsville. Es ist wirklich schlimm. Hier natürlich nicht, weil wir nicht so viel mitbringen können. Aber drüben, in den Staaten haben wir immer (lacht) einen Grill mit und so eine Hähnchenfriteuse. Das Ding sieht aus wie eine Basedrum und du machst da Öl rein und dann kannst Du ein ganzes Hähnchen drin frittieren. Wir grillen die ganze Zeit und frittieren Hähnchen. Aber Chuck ist ein wirklich göttlicher Koch. Er ist diese Art von Mann der, wenn du völlig betrunken bist, um fünf Uhr morgens noch etwas zaubert, was wirklich cool ist. Wobei er vielleicht nur 2 Sachen im Kühlschrank hat. Er kann einfach aus allem was richtig gutes machen. Ja, wir kochen viel. Bei einem Konzert stellen wir sicher, daß irgendjemand einen Grill mitbringt, auf dem wir nach der Show noch ordentlich grillen können. Eisgekühlte Biere… Und wir schreien dann immer: “Hey! Will irgendjemand noch was zu essen…?”.
Letzte Frage. Ihr sprecht oft von Eurer Freundschaft innerhalb der Band. Kannst Du Dir überhaupt vorstellen, wie es einmal sein wird, wenn die Band sich auflöst?
Chris: Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Band irgendwie zerfällt. Ich kann mir nicht vorstellen, warum sich die Band jemals auflösen würde. Wenn jetzt jemand ankommen würde und meint, er könne oder wolle nicht mehr touren, dann ist das o.k. Dann machen wir das nicht mehr. Aber ich denke, wir wollen weiter zusammen spielen. Musik machen. Songs schreiben. Ich kann mir vorstellen, daß wir unseren Stil in Zukunft ändern, daß wir was völlig anderes machen. Ich kann mir vorstellen, daß jemand sagt, er will ein Jahr Pause machen. Was ich verstehen kann. Wir alle müssen ja auch irgendwelche Jobs machen. Das wäre kein Problem. Wir sind wirklich gute Freunde. Wir würden uns nicht gegenseitig zu diesem Punkt bringen. Ich möchte nicht, daß es meinen Freunden miserabel geht. Wir werden sicher irgendwann auflösen. Ich bin mir sicher, daß jede Band irgendwann aufhören muss. Aber wenn das passiert, werden wir immer noch ab und zu mal die Instrumente wieder in die Hand nehmen und irgendwas spielen. Nur in einer anderen Art.
Danke für das Interview Chris.