Was haben Schafhirten mit Weltraummusik und abgespaceter Kraftwerk-Folklore zu tun? Warum kommt unser Mann aus Odessa und was macht er jetzt in Amsterdam? Und warum hat Ostblock-Musik überhaupt soviel Erfolg zurzeit?
Hinter dem Synonym OMFO versteckt sich Our Man from Odessa, der mit bürgerlichem Namen German Popov heißt und sich 1989 nach Amsterdam abgesetzt hat, weil’s dort so schön lax und bunt bewusstseinserweiternd zugeht – mit Erfolg. Als OMFO hat sich Popov auf die moderne Zusammenführung von zentralasiatischer Folkloristik mit elektronischem Gepiepse und Gefiepse a la Astronautentöne spezialisiert. Denn Popov ist ein Musikreisender und Weltenbummler, der von einem Genre zum nächsten springt und zusammenbringt, was woher keiner gewagt, noch für möglich gehalten hätte. Ein bisschen Hirtenmelodien hier (und waren die ersten Weltraumfahrer nicht auch reguläre Schafhirten?), ein wenig Space-Keybord dort und ein bisschen Geblubber und Geflöte als Zusatz.
OMFO weiss, was der moderne Mensch braucht, und zwar beides: traditionelle, proletarische Wurzelmusik (aus unseren proletarischen Nachbarnländern von da drüben wo mal die UdSSR war) gekoppelt mit den modernen Future-Sounds der jungen Nachwuchsproletarier- und Disko-Tanz-Generation. Denn auch wenn es heute kaum noch Schafhirten gibt, so gibt es sie doch im übertragenen Sinn: als Musikzusammentreiber und Herdenführer, so wie OMFO. Wir sind die Schäfchen in einer tanzenden Horde und OMFO ist unser Hirt. Und wenn der gute Wahlamsterdamer so weiter macht, dann hat er mit Sicherheit bald seine Schäfchen im Trockenen. Produziert wurde der Spaß von Atom TM aka Sr. Coconut, dem Bruder im Geiste, der sich ebenfalls für Futursounds und Wurzelmusik interessiert und mit elektronischen Reglern bestens auskennt. Erschienen ist das Ganze – wie könnte es anders sein - auf Shantels Label Essay Recordings.