Big Shot #1

Sie sind hier

Magazin für Reggae, Soul und andere coole Skinheadsachen. Das steht als Untertitel auf der allerersten Ausgabe dieses rattenscharfen Blattes. Ich würde das nicht hier wiederholen, wenn es nicht so ungemein passen würde. Wenn Sie sich in irgendeiner Weise von dem Untertitel angesprochen fühlen, dann kaufen Sie um Gottes Willen dieses Heft, ich kann es nur empfehlen. Und Sie müssen auch kein Skinhead sein.
Denn das Megaprojekt „Big Shot“ ist in vielerlei Hinsicht äußerst leicht lieb zu gewinnen. Zum einen vereint es all die klassischen Elemente, die man sich so von seiner Szene-Zeitschrift wünscht: Gut recherchierte Hintergrundinformationen (z.B. ausführliche Infos über Producer Joe Gibbs und sein Label Amalgamated Records; solche Berichte sind ja quasi überlebenswichtig in einer Szene die auf über vierzig Jahre Musikgeschichte zurückblickt und deren Anfänge ständig von Vergessen und Verschüttung bedroht sind.), Ein- und Überblicke in die Szene (hier muss unbedingt die sehr löbliche Zusammenfassung relevanter Veranstaltungen aus dem ganzen Bundesgebiet, die den reisefreudigen Reggaefanatiker postwendend die Marschverpflegung packen lässt, erwähnt werden; außerdem wie üblich CD- und Fanzinereviews und je ein Special über die „Szene“ in Irland und Senegal!), schöne Interviews mit interessanten Bands, die nicht schon von jedem drittklassigen Käseblatt dergestalt durchleuchtet wurden, dass man die Slipgröße des Sängers aus dem FF herunterbeten kann. (errr…. Hab ICH das geschrieben? Hier jedenfalls: The Ordinary Boys und Pama International) Soweit so gut. Das alles bekommt man auch in vergleichbaren Blättern, ganz besonders z.B. in dem engagierten Fanzine der Kolleginnen vom DontouchmiTomato. Was den Big Shot wirklich zum ganz großen Schuss macht, ist das außergewöhnlich gute Layout (das mir irgendwie ja sehr bekannt vorkommt), das vorzügliche zumeist eigene Bildmaterial (Ein Spezial-Preis für die Pinups! Mensch Markus, welch eine Karriere.) und das große Netzwerk an Mitarbeitern, die von Hamburg bis Freiburg aus allen Ecken des Bundesgebietes berichten können. Damit aber nicht genug. Was dem Whiskey Fass endgültig den Hahn öffnet, ist eindeutig der großartige Humor, der in vielen Texten aufblitzt. Hier v. a. im Insiderbericht über Saxophonisten als Solche und - Ja, ich finde auch Inspektor Harringtons Geschmackspolizei Artikel äußerst witzig. Gewisse Stilver(w)irrungen mancher Zeitgenossen treiben mir auch wechselweise Lach- und Klagetränen in die Augen. Die Welt der Mode hat halt nun mal ein rutschiges Parkett. Wer sich außerdem bei der Kategorie „Like the Good Book says…“ nicht vor Lachen schüttelt, ist vermutlich Buchmacher oder tot. Es handelt sich um eine Rubrik, in der Jamaikanische Texte mit biblischem Hintergrund zuerst mit Quellenangaben verortet und dann für den Laien in eigenen Worten erklärt werden. Wer z. B. wissen will, worüber Eric Monty Morris in Strongman Sampson singt, und wer wie der durchschnittlich mode-interessierte Skinhead viel Wert auf adäquate Frisuren legt, der sollte hier unbedingt rein lesen. Ganz große Nummer. Ich warte sehnsüchtig auf die nächste Ausgabe.

Big Shot
Postfach 190404
79062 Freiburg
info@bigshotzine.tk
62 S. A5
2€