The Conqueror #5

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Auf dem 15. Postdamer Ska Fest drückte mir ein Skingirl die aktuelle Ausgabe dieses schicken Ska Fanzines in die Hand.
Zwar kannte ich den Conqueror vom Namen und natürlich auch, weil das nicht das erste Jahr war, an dem die Verkäufer aus München in Potsdam zu Gast waren. Tja, aber Asche über mein Haupt. Ich muss gestehen, dass ich bis zu diesen Tagen noch keinen Blick in eine der vier vorhandenen Ausgaben hinein gewagt hatte. Zwar ist Mieschka unser allseits anerkannter Fanzine Experte, aber wenn der Untertitel (obwohl eigentlich Übertitel) „A tribute to the Spirit of ´69“ heißt, dann kann ich, der mein Herz doch ganz im Offbeat schlägt, doch das Heft nicht wieder aus der Hand geben. Kurzum ich habe das gute Stück fast in einem Zug durchgeschmökert. Großes Fazit: Hut ab! Vor allem die beeindruckende Fachkenntnis des Autors hebt mich glatt aus den Stiefeln. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist der Conqueror auch mehr oder weniger eine Ein-Mann-Veranstaltung. Zumindest sind keine anderen Autoren kenntlich gemacht als Michael Schmitt aus Anzing. Ein starkes Stück Arbeit diese 46 DinA5 Seiten. Das Interview mit Intensified hat mir sehr viel Spaß gemacht und auch der Reisebericht aus London und Barcelona hat die Füße schon ganz schön zum Jucken gebracht. Den Text kann man so wie er aufgebaut ist ruhig als eine Art Tourist Guide für Skinheads auf der Wanderschaft gebrauchen. Wird echt Zeit, dass ich mal wieder nach London komme…
Der Conqueror ist jedenfalls ein astreines Skinheadmagazin. Leider liegt für mich persönlich genau da das klitzekleine Problemchen, das mir so aufgefallen ist. (Ich kann ja nicht ganz ohne ein Fünkchen wahre Kritik losgeworden zu sein nach hause gehen) Denn Inhaltlich ist das Ganze doch sehr auf Skinheadreggae, Norther Soul und dergleichen konzentriert. Da sind die Grenzen für meinen Geschmack dann doch ein bisschen rigoros gezogen. Trifft mich natürlich ganz besonders hart, wenn in den CD Reviews soz. ganz nebenbei Bands wie Elvis Jackson und Spitfire als Scheiße abgeurteilt werden. Klar, das ist halt Musik, die nicht direkt auf dem Teller liegt, wo man mal über den Rand hinwegspähen muss, man wird aber erstaunt feststellen können, dass die Bands durchaus nette Beiträge zur musikalischen Zukunft des Ska beitragen können (Ja auch wenn das mehr Punk als Ska ist). Völlig überrascht hat mich dann aber, dass die Kritik an Spitfire ausgerechnet in der CD Besprechung von St. Petersburg Ska-Jazz Review geübt wurde, welche wiederum der Autor ganz überzeugend findet. Offenbar ist da die Tatsache, dass es sich bei den beiden Bands im Prinzip um ein und dieselben Musiker handelt ganz unter den Tisch gefallen. Wie auch immer, wer ausschließlich solche Musik mag, für den ist der Conqueror ohnehin das falsche Blatt. Alle anderen mögen sich an einer äußerst informativ zusammengefassten Lebensgeschichte von Großmeister Bob Marley, den Sammeltips für Vinylfanatiker einem feinen Kreuzworträtsel (warum kommt mir das nur so bekannt vor?) und dem Bericht über Slade, die erste Skinheadband aller Zeiten, das Herz erfreuen. Auch das Interview mit Dave Barker ist ziemlich interessant, wenn ich mir an einigen Stellen auch gewünscht hätte, dass beim Übersetzen ein wenig vom O-Ton Prinzip abgerückt worden wäre. Andererseits kann die Redaktion ja nichts dafür, dass im Englischen bei eigentlich jedem Satz mindestens ein „you know“ unweigerlich dazu gehört.
Ne passende Webpage gibt’s leider (noch?) nicht.

46 Seiten A5
1,- €