The Toasters

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Die Toasters sind sicherlich eine der berühmtesten Ska Bands aus den USA und bedürfen wohl keiner langen Einleitung. Sänger Robert ‚Bucket’ Hingley, Kopf der Band und als einziger seit den Anfängen vor über 20 Jahren dabei, hatte mit der Gründung des Moon Ska Labels in New York mitgeholfen, die Ska Szene in den Staaten zu etablieren. Aus der kleinen Record Company, die sich als eine Kooperation von Künstlern verstand und auf gegenseitige Unterstützung baute, wurde ein großer Konzern. Internationale Ableger entstanden (so auch Moon Ska Europe) aber ein offenbar immer unüberschaubarer und schnelllebigerer Markt machte die idealistischen Ziele Buckets schließlich zunichte.

Das traurige Ende: Nach dem Abklingen der Massenbegeisterung für Ska in den USA Ende der 90er und nach einigen dubiosen Geldproblemen innerhalb des US-Labels, musste dieses seine Pforten dicht machen. Lediglich die frisch entstandenen Ableger blieben weiter bestehen. Stattdessen kniete Bucket sich wieder um so mehr in die Arbeit für seine Band die Toasters hinein, die daraufhin exzessiv auf Tour gingen.
Dieses Jahr nun, wagt Hingley einen neuen Start mit der Gründung von Megalith Records. Gleichzeitig sind die Toasters einmal mehr auf Europatournee unterwegs. Vor ihrem Konzert im Berliner SO36 bekam ich die Möglichkeit mit Jeff Richey (alto & bari Sax) zu sprechen. Durch gleich mehrere Hochsicherheitstüren ging es in den Backstage-Bereich, wo ich folgendes Gespräch führte. Eigentlich hatte ich mir an einigen Stellen etwas griffigere Antworten gewünscht, besonders die politisch orientierten Fragen konnten mich nicht wirklich zufrieden stellen. Das anschließende Konzert war aber wie gewohnt genial, trotz der nur halb vollen Halle.

Auf der aktuellen Tour seit Ihr mit dem jeden-Tag-ein-Konzert-Programm sehr beschäftigt. Wirst du es irgendwann auch einmal müde unterwegs zu sein? Kann es passieren, dass Dir der Touralltag langweilig wird?
Ob mir langweilig wird? Gute Frage.
Also wir als Band möchten freie Tage ohne einen Auftritt möglichst vermeiden. Erstens, weil das uns natürlich einiges an Geld kostet, aber gleichzeitig denke ich, dass es speziell für diese Band besser ist, einen Rhythmus zu finden, dann können wir das Ding durchziehen. Nach den ersten drei, vier Konzerten bekommen wir eine Art Groove und jetzt sind wir mitten in einem Sog, der uns immer weiter treibt. Würden wir jetzt eine Pause machen, würde dass unseren Fluss kaputtmachen, der mir persönlich sehr wichtig ist. Alles was mit Musik zu tun hat, sollte meiner Meinung nach Beständigkeit haben. Ich denke, das ist gut für die Band. So werden wir versuchen, ein paar neue Songs zu schreiben und es wird uns helfen, stärker zusammenzuwachsen.

Bleibt für Euch trotzdem noch Zeit, um die Städte und Länder die Ihr besucht kennen zu lernen?
Ja, manchmal schon. Aus dem Grund haben wir auch einen Tourbus gebucht. So sind wir nicht immer so müde, wir können schlafen wenn wir es nötig haben und all diese Dinge. Es ist sehr angenehm einen Bus zu haben. Heute zum Beispiel hatte ich Zeit, ein wenig umherzuwandern und Berlin gefällt mir sehr gut, speziell hier in Kreuzberg, SO 36. Wenn man schon um ca. 14 Uhr die Konzerthalle erreicht, hat man bis zum Soundcheck um etwa 17 oder 18 Uhr Zeit. Und was tut man so lange?... Man macht einen Spaziergang.

Was würdest Du sagen ist hier anders als auf Tourneen in den USA?
Spontan würde ich sagen, der Hauptunterschied ist die Beständigkeit von Ska. Auf dem europäischen Kontinent sind die Fans sehr treu. Sie kommen Jahr für Jahr immer wieder. Wenn sie einmal eine Band gefunden haben, die sie mögen, hören sie nicht so schnell auf diese zu unterstützen. Und wenn sie eine andere gute Band finden, hören sie deshalb noch lange nicht auf die erste zu hören. Sie erweitern einfach ihren Musikhorizont und zwar mit Verstand, Körper und Seele. Aber in den Staaten, vor allem da unser Publikum etwas jünger ist, neigen die Kids eher dazu mit den aktuellen Trends und nach der Mode ihren Musikgeschmack zu wechseln. Und sie sind sich dessen nicht einmal notwendigerweise bewusst. Sie sind eben so aufgewachsen, umgeben von der Popkultur. Jugendliche in Amerika schenken einer einzigen Band wirklich nur sehr wenig Aufmerksamkeit. Der ganze Prozess läuft üblicherweise in Phasen ab. Aber hier auf dem Kontinent hat das alles mehr Beständigkeit. Wir haben fast überall 300 bis 700 Zuschauer. In den Staaten kann es passieren, dass an einem Tag 400 Kids zum Konzert kommen, und am nächsten Tag fährst du nur zwei Stunden und plötzlich kommen nur 5 Leute. Und du fragst dich: „Wow, was ist passiert?“

Ihr habt mal mit Dr. Ring-Ding zusammengearbeitet. Wie kamt ihr zu dem Kontakt? Wie habt Ihr ihn kennengelernt?
Dazu kann ich leider nicht allzu viel sagen, denn das war noch bevor ich in die Band kam. Aber das kam sicherlich daher, dass Bucket schon so lange mit den Toasters aktiv war und Dr. Ring-Ding hier so einen großen Erfolg hat. Das passiert einfach so:
Früher oder später laufen sich Ska Bands einfach über den Weg und gehen einen Kooperation ein. Die Erfahrungen die ich mit Ihm gemacht habe: Er ist ein cooler Kerl und wann immer er sich blicken lässt, haben wir eine gute Zeit zusammen.

Habt Ihr noch andere Verbindungen zu Europäischen Bands?
Auf dem Kontinent? Da muss ich mal überlegen. Ich meine, außer denen mit denen wir auf Festivals zusammen gespielt haben, und das war einen ganze Menge, kann ich mich an keine Band erinnern, die uns z. B. für eine ganze Tour begleiteten, außer den bei Moon Ska Europe unter Vertrag stehenden. Auf der ersten Tour bei der ich dabei war, wurden wir von King Prawn unterstützt. Das ist jetzt erst die zweite Europa Tournee mit einer einzigen Supportband. Und zwar: Whitmore, die sind echt in Ordnung. Wir haben viel Spaß mit Ihnen.

Verfolgst du generell Trends auf dem europäischen Markt?
Naja manchmal. Ich höre meist einfach nur das, wozu ich grade Lust habe. Und soweit es meine Arbeit angeht ist das auch nicht mein Job. Ich spiele einfach die Konzerte und genieße es. Aber normalerweise gibt es keinen Grund für mich, mich um die Trends zu kümmern. Das ist Buckets Job. Und Bucket bekommt so viel feedback von hier drüben, dass wir herkommen können und immer eine gute Zeit verbringen. Wenn sich der Trend ändert, wird Bucket das mitbekommen, genauso wie unsere Promoter in dem speziellen Land. In Italien bekommen wir zum Beispiel gerade sehr viel Zuspruch von den Skateboard- und Punkkids, die zur Zeit unsere Platten kaufen. Deshalb werden wir dort als Headliner zusammen mit Flogging Molly und Voodoo Glow Skulls Konzerte geben. Hier in Deutschland gibt es immer noch eine Menge traditioneller Fans und viele Skinheads und so. Jedes Land hat seinen eigenen individuellen Musikgeschmack und seine eigene Musikszene.

Die Toasters gibt es jetzt schon über 20 Jahre und Ihr hattet sicherlich die Möglichkeit, unglaublich viele Liveerfahrungen zu sammeln. Du bist noch nicht so lange mit dabei, aber vielleicht hast du trotzdem schon einen Generationswechsel unter den Fans mitbekommen. Was denkst du über die aktuelle Fangemeinde?
Eine gute Frage. Ich hatte tatsächlich Erfahrungen damit. Als ich noch jünger war und in der High school war, war Ska in America richtig beliebt. Das war so zwischen 1994 und 1997. Die Jugendlichen von damals wurden älter und fingen an, die verschiedensten Musikrichtungen zu hören. Wir sprachen bereits vorher darüber: Sie blieben nicht bei einer Richtung kleben, sie gingen einfach in eine andere Richtung über. Diese neue Jugend war sehr aufgeschlossen für neue Einflüsse. Zumeist fingen sie irgendwo bei den Punk-Sachen an und bewegten sich dann die Leiter hoch bis zum Reggae und so weiter. Das war einfach eine ganz natürliche Sache. So war es in den 90ern und so wird es auch jetzt sein. Auch in England und Italien kann man das momentan, genau wie in den Staaten und in Kanada, beobachten. Die Fans die zu unserer Show kommen, sind oft um die 14, 15, 16 Jahre alt, also ist es gar nicht möglich, dass sie die Toasters schon vor zehn Jahren hörten. Diese Jugendlichen haben eben das neue Album und sind beeinflusst von den aktuellen Gegebenheiten. Ich finde die Kids in Amerika großartig. Es gibt nur noch nicht genug von Ihnen, aber es werden immer mehr. Und wie in jeder Musikrichtung läuft das ganze in Kreisläufen ab. Es gibt immer Hochs und Tiefs. Wir verstehen das. Wir müssen uns einfach klar machen, dass man nicht zu viel erwarten darf. Man muss einfach der sein, der man ist und dann darauf zählen dass auch etwas zurückkommt.

In den USA wurde viel darüber geredet, die Ska Szene befände sich in einer Sackgasse und man müsse noch einmal ganz von vorne anfangen. Moon Ska Records mussten Ihre Pforten schließen und es geschahen noch mehr dieser traurigen Geschichten. Denkst du wir befinden uns jetzt schon wieder auf dem Weg heraus aus dem Tunnel oder warten da noch ein paar dunkle Jahre auf uns?
Nein, ich denke die Bewegung ist gar nicht so zerrüttet. Sicherlich, vielleicht war die Szene noch vor zwei oder drei Jahren nicht so groß wie heute, aber gleichzeitig lernten wir doch auch aus unseren Fehlern. Ich denke, die Ska Fans, die immer noch Fans sind, bemerken jetzt vielleicht, wie die Dinge damals schief liefen. Und wenn die Szene wieder richtig groß wird, wird es vielleicht auch ein bisschen mehr Anstrengungen geben, die Szene zu beschützen, sich ein wenig mehr darum zu kümmern und sie nicht wie ein bloßes Produkt zu behandeln, wie ein T-Shirt in einem Laden oder wie ein Auto auf einem Parkplatz. Die Leute werden sich vielleicht ein bisschen mehr darum bemühen, die Szene mit Respekt zu behandeln. Aber trotzdem muss das alles ganz natürlich geschehen. Wir können der Szene nichts mit Gewalt aufdrücken. Du kannst nichts einfach geschehen machen. Alles was wir speziell als Band tun können, ist die Toasters zu sein, neue CDs aufzunehmen, und auf Tour zu gehen, und unsere Songs zu spielen. Wir können und werden uns nicht einfach selbst verändern, wir werden immer die Toasters bleiben. Du wirst es heute Abend erleben können.

Sicher, vielleicht klingen wir besser als das letzte Mal, aber wir sind immer noch die Selben. Verstehst du was ich meine? Wir machen immer noch den gleichen Sound, wir bringen ihn immer noch genauso hart, und wir gewinnen jeden Abend neue Fans dazu. Und das ist alles was wir tun können: zu sein, wer wir sind und zu versuchen den Dingen ihren Lauf zu lassen. Wenn die Leute dann unsere Platten kaufen, gut so. Und wenn nicht, dann ist das eben so. Wir ziehen einfach unser Ding durch und tun was Bucket für richtig hält, und wir hören nicht auf hart zu arbeiten.

Reden wir über kommerziellen Erfolg. Ungefähr vor einem Jahr spielten die Pietasters, sicher eine der bekannteren Ska Bands, hier in Berlin (Kesselhaus). Aber die Halle war nur etwa halb voll. Könnte das ein Indiz für das gesunkene Interesse der Fans sein, vielleicht ein Hinweis darauf, das man als Ska Band einfach nicht mehr viel Geld machen kann. Fairerweise muss man erwähnen, dass die neue Pietasters CD (Turbo) natürlich auch ein wenig anders klingt als die davor. Aber kann das der einzige Grund für das mangelnde Interesse der Fans sein?
Naja, vielleicht klingt die neue Platte tatsächlich ein wenig anders, aber: Wie viele Leute haben die Platte überhaupt? Sie wurde bei weitem nicht so häufig verkauft wie das Live Album, auch nicht sooft wie „Willis“ oder „oolooloo“. Das waren wirklich große Alben, aber das war auch zu einer Zeit, als eine große Gemeinde dahinter stand. Aber noch einmal: Alles was die Pietasters tun können, ist neue Scheiben zu produzieren und weiterhin hier rüber zu kommen und Shows zu spielen. Sie können dich nicht dazu zwingen ihre CD zu kaufen. Alls was sie tun können ist, die Pietasters zu sein. Sie mögen sich vielleicht ein bisschen verändern und sie mögen versuchen, sich neu zu definieren aber auf lange Sicht wird das nicht all zu viel an den Plattenverkäufen ändern. Alles was sie bewirken können, ist immer wieder neu das Publikum zu gewinnen und neue Fans zu finden. Ich sehe nicht, auf welche Weise die Veränderungen, die die Pietasters vornehmen können, Leute dazu bringen könnten, nicht mehr zu Ihren Shows zu gehen. Aber sie können einfach nicht viel unternehmen, wenn keiner ihre neue Platte hat... Das ist ganz ähnlich bei uns. Wir haben auch keine weite Verbreitung in den Staaten. Wenn einfach niemand die Alben ins Plattenregal stellt, wie soll sich irgendwas verändern? Worauf wir hoffen können ist, einen guten, starken Katalog für das neue Label aufzubauen, so dass wir wieder stärker verbreitet werden, so dass die Leute die Platten kaufen können. Wir gehen da raus, spielen unsere Show und sehen zu, ob sich die Plattenverkäufe in dieser Region verbessern. Und mehr Plattenverkäufe bedeuten mehr Shows und mehr Shows bedeuten mehr Plattenverkäufe, wenn du verstehst was ich meine. Das ist alles ein großer Kreislauf, das ist das Musikgeschäft.

Dieses Jahr veröffentlichte Nofx, eine Band, die bisher nicht für Ihr politisches Engagement bekannt war, ihr absolut politisches Album „the war on errorism“. Ist es an der Zeit, als Band wieder politisch zu werden? Könnte das auch eine Möglichkeit sein, die Aufmerksamkeit der Leute zu erregen?
Ich sollte hier vorsichtig sein. Aber ich denke, das ist vielleicht eine etwas billige Masche, indem du deine Message änderst. Deine Musik zu verändern ist eine Sache, aber deine Message zu verändern, ist ein völlig anderes Ding. Nimm zum Beispiel die Toasters. Wir standen immer für die Hingabe zu harter Arbeit und in unseren Songs singen wir meist über das Leben auf Tour, übers Trinken und über die Musikindustrie. Über Sachen die wir machen und Sachen die wir kennen. Ich denke, wenn wir aus unserem Territorium herausträten, würde das auch verändern, was wir sind. Aber wenn Fat Mike richtig politisch werden will und seine Botschaft verändert, ist das immer noch ein Ding, wenn er wirklich daran glaubt was er sagt. Aber wenn er das nur deshalb tut, um mehr Leute auf sein Konzert zu locken, dann ist das nicht wirklich fair, oder?

OK, natürlich. Aber ist es vielleicht nicht trotzdem nötig und gut, so eine Bewegung zu unterstützen. Denkst du persönlich, das es Sinn macht, politisch zu sein, wenn man daran denkt, dass lange Zeit mit Rockmusik auch gleichzeitig das Begehren verbunden war, die Welt zu beeinflussen und zu verbessern?
Ja, ich verstehe worauf du anspielst. Wir würden nie anfangen Dinge zu sagen wie: “Ja, wir sollten in den Krieg ziehen“ und solche Sachen. Ich bin eigentlich nicht für den Krieg und all das, aber ich habe auch nicht für diesen Kerl gestimmt bei der Wahl, also was soll ich jetzt tun? Wenn ich ihn gewählt hätte und dann wäre er plötzlich angekommen und hätte verkündet, dass wir in den Krieg ziehen, dann hätte ich mich ziemlich dumm gefühlt. Aber ich fühle mich nicht dumm, da ich nicht für Ihn gestimmt habe. Es ist eben so wie es ist, denke ich. Ich nehme lieber Abstand davon, ein großes Ding daraus zu machen, weil ich eigentlich keine richtige Meinung zu der Sache habe, weder in die eine noch in die andere Richtung, außer der Tatsache, dass ich denke, wir sollten da nicht sein [Irak?]. Aber dann muss ich erneut sagen, entfernt sich das davon, worum es bei uns [den Toasters] geht. Und ich glaube nicht, dass die Toasters jemals das ändern werden, worum es bei Ihnen geht, oder dass sie ihre Botschaft, aus welchem Grund auch immer, ändern werden. Ja, wir sagen was wir fühlen, aber das wird unser allgemeines Bild nicht verändern und das wird auch nicht die Fans ändern, die zu unseren Shows kommen. Vielleicht werfen wir auch hier und da mal ein politisches Wort ein, wir haben zum Beispiel einen Song „ploughshares into guns“ [Pflugscharen zu Pistolen], aber der Song wurde bereits 1991 geschrieben, handelt also nicht vom Hier und Jetzt, sondern mehr vom Leben allgemein.

Aber gerade als Band aus New York, hat sich dort etwas verändert? Hat sich die Musikszene durch den 11. September 2001 verändert?
Ich kann nicht sagen, ob sich die Musik verändert hat oder nicht. Für eine Weile wollte einfach niemand darüber reden. Wir wollten das alles einfach eine Zeit lang, vielleicht 6 Monate oder ein Jahr, auf sich beruhen lassen. Aber was die Musik in New York angeht, hat sich im Nachhinein betrachtet wohl nicht sehr viel verändert. Die Kids in New York kommen immer noch zu den Shows.
Weißt du, das alles hat sie eher noch stärker gemacht. Und es brachte sie dazu, all das ein bisschen mehr schätzen zu lernen. Das ist alles was ich sagen kann. Das liegt an der amerikanischen Mentalität. Wir nutzen einfach jede Gelegenheit, die sich uns bietet, um die Menschen zusammen zu bringen. Und das war einen perfekte Gelegenheit um zusammenzustehen und uns zu ermahnen: „Weißt du was? Ich glaube wir kriegen das schon hin.“ Und ja, vielleicht muss wirklich etwas deswegen unternommen werden, aber lasst uns das den Mann erledigen, den wir gewählt haben. Wir für unseren Teil, lasst uns einfach als ein Volk zusammenhalten. Das ist der Eindruck, den ich von New York gewonnen habe. Ja, sie waren wütend, ja sie waren traurig. Und sie forderten eine Reaktion: „Ja findet Ihn [Osama Bin Laden?] und tötet Ihn.“ Aber dann mit ein bisschen Abstand hieß es: “Das ist eine schlimme Situation, aber lasst uns einfach alle zusammenhalten und lasst uns das Beste daraus machen.“ ... Und die Musik in New York ist großartig, sie ist so fantastisch wie eh und je. Das ist meinen Meinung, und ohne jemanden beleidigen zu wollen, wir haben auch hier in Deutschland tolle Konzerte, ich komme gerne hier rüber, aber ich denke das würde jeder bestätigen: „New York City ist der beste Gig in der ganzen Welt.“ Und ich würde dort mit Freude jede Nacht spielen, wenn ich müsste. Das ist es, was ich über New York denke, und ich wohne noch nicht einmal dort.

Ok, versuchen wir jetzt ein wenig über das neue Label Megalith Records zu reden. Weißt du von irgendwelchen Programmänderungen verglichen mit Moon Ska?
Bis jetzt macht das alles Bucket und sonst niemand. Und ich denke, dass ist erst mal auch wichtig für ihn. Er ist für sich selbst verantwortlich. Die Sache mit Moon Ska und den Geldproblemen war ja eine ziemlich gut dokumentierte Sache, mit den beiden Partnern die Geld veruntreuten...[Es redet hier von dem traurigen Ende von Moon Ska Records USA] Aber was den Markt angeht, was die Bands und die Musik usw. angeht, denke ich, hat sich nicht viel verändert. Bucket geht immer noch von New York aus. Er beginnt mit King Django, Victor Rice, mit dem New York Ska Jazz Ensemble und mit den Toasters. Und das ist einen relativ gute Ausgangsposition, wenn du mich fragst. Schau Dir die neuen Projekte an: Best of King Django, die neue Platte von Victor Rice, das neue Ska Jazz Album und The Toasters in Retrospect, Greatest Hits. Das sind nicht die schlechtesten Platten, für den Anfang. Und dann kommen noch die Blue Beats und die Rudy Crew (Ex Mitglieder von Skinnerbox), einfach traditionelle Sachen. Dann hält er auch noch Ausschau nach ein paar anderen Bands. Aber: Die Bands, die er sich schließlich aussucht, werden immer noch nach den gleichen Kriterien ausgewählt, wie in den 80ern und 90ern. Sie müssen sich hart ins Zeug legen und sie müssen es wirklich wollen. Zum Beispiel Westbound Train: diese Jungs würden wirklich alles tun, um eine Tour spielen zu dürfen, würden alles für die Show geben, die wollen einfach nur unbedingt spielen. Das ist eine große Band. Und genau deshalb arbeitet Bucket mit ihnen. Er wird keine Band nehmen, die nach dem Motto arbeitet: „Lass uns eine Platte machen und dann lass uns in Ruhe.“

Weißt Du ob sich im Konzept des Labels was verändert hat? Ich habe gelesen, dass Moon Ska wie eine Art Künstlerkooperation gedacht war, was leider am Ende nicht ganz funktionierte, denn sobald die Bands einigermaßen erfolgreich wurden, dachten sie nicht im mindesten daran, irgendetwas von der Unterstützung zurückzugeben, die sie zuvor bekommen hatten.
Darüber kann ich noch nicht viel sagen, weil bisher noch nicht besonders viel internationale Aufmerksamkeit für Megalith da war. Diese ganzen CDs stehen noch gar nicht in den Läden. Es gibt noch keinen nationalen Vertrieb für Megalith. Also wird in der Beziehung erst mal nicht viel passieren. Erst wenn die ersten richtigen Verträge unterzeichnet werden. Im Moment läuft das eher noch so ab: Wenn Bucket Victor Rices neues Album veröffentlichen will geht er einfach hin. „Victor willst Du, dass ich Deine neue Platte rausbringe?“ und er antwortet: „Klar!“ und das ist alles. Verstehst du was ich meine? Es gibt noch keinen großen Vertrag oder so etwas. Aber solange noch kein nationaler Vertrieb besteht, muss man sich um so was auch noch nicht kümmern.

Was kannst du uns über die neuesten Pläne für Megalith sagen?
Ich weiß, das Bucket versucht, die Hub City Stompers und Inspecter Seven (schneller Oi-Ska aus New Jersey) zu kriegen. Mit wem arbeitet er noch zusammen? I weiß das Rudy Crew gerade im Studio sind. Also wird ihr neues Studio Album auch auf Megalith herauskommen. Und da erwartet uns einiges. Das ist eine wirklich gute Band. Eine ganze Menge Bands die auf der Still Standing Compilation [Megalith Records im März 2003] vertreten waren arbeiten gerade an neuem Material.

In dem Programm sind auch Desorden Publico, eine Band aus Südamerika (Venezuela) vertreten. Könnte das ein Zeichen für eine Neuorientierung sein? Werden demnächst mehr spanisch sprechende Bands integriert werden?
Ich weiß, dass Bucket plant, nach Spanien zu ziehen, um dort zu leben. Ich glaube er will mit einigen spanisch sprechenden Bands arbeiten. Und er will das neue Desorden Publico Album auf Megalith veröffentlichen. Das wäre ziemlich cool. Ich meine, das würde für uns eine Möglichkeit ergeben, dort unten Fuß zu fassen, und würde umgekehrt für sie die Tür zu den Staaten öffnen. So weit ich gehört habe, haben sie großes Interesse angemeldet. Und er wollte mit ein paar Jungs aus Spanien arbeiten. Ja, ich denke das ist richtig, er will tatsächlich mehr mit spanisch orientierten Bands arbeiten. Man muss wissen, dass Ska in Mexiko gerade richtig groß ist und er ist sehr erfolgreich in Spanien. Auch in Südamerika macht er sich sehr gut. Also gäbe es dort einen großen Markt, und die Fans dort, sie lieben Musik!

Ok, ich sehe die Zeit ist um. Also lasst uns auf einen guten Start für das Label hoffen und jetzt freue ich mich auf das Konzert. Vielen dank für das Interview.