Mad Caddies

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Donnerstag der 04.09.2003. Vor der Columbiahalle versammeln sich einige junge Leute mit aufgestellten Haaren und tief sitzenden Hosen. Dafür gibt es auch einen Grund, die Reconstructiontour. Und wie wurde sich vorher gefreut, denn nach 5 Jahren Enthaltsamkeit, sollten nun endlich mal wieder die legendären Rancid in die Stadt kommen. An diesem Abend gab es noch 6 weitere Bands zu sehen, und dafür brauchte man nur schlappe 28 Euro berappen. Für 2 Euro mehr bekommt man ein ganzes Wochenende Punkrock in Behnkenhagen. Dieser enorm hohe Preis schreckte wohl auch einige Leute ab, in der Columbiahalle vorbeizuschauen. Vor dem Konzert aber hatten wir die Gelegenheit mit Sascha von Mad Caddies ein Interview zu führen.

Hey Sascha, erstmal: Habt ihr gute Erinnerungen an Berlin?
Ja, ja. Als wir das letzte mal hier gespielt haben, war das echt lustig. Berlin gefällt uns.

Mögt ihr die kleineren Clubauftritte?
Ja, auf jedenfall. Die Columbiahalle ist eine super Größe. Das ist besser als auf solchen riesigen Festivals.

Stört es euch, wenn ihr bei großen Auftritten nicht so nah bei den Leuten seid?
Ja, genau. Es ist zwar auch super vor vielen Menschen zu spielen. Aber so wie hier ist es toll. Bei anderen Festivals auf denen wir gespielt haben, ist dann ein 29 Fuß breiter Graben vor der Bühne, das macht dann nicht soviel Laune. Hier gefällt es uns.

Gibt es was, was euch im Musikgeschäft stört?
Ja, mich stören so Kaugummi-Punker wie Good Charlotte und so. Ich find es nicht schlimm erfolgreich zu sein. Egal welche Richtung, ob nun Hardcore, Emo oder sonst was. Ich mag es nicht, wenn Leute sich so wichtig nehmen und sich auch noch uniformieren. Da muss man dann bestimmte Schuhe tragen, die Haare blondieren um dazu zugehören. Das hat nichts mehr mit der Musik zu tun. Ich mag dieses Schubladendenken nicht. Man versucht uns da bestimmt auch rein zu stecken, aber wir wollen kein Pop-Punk-Scheiß sein.

Glaubst du dass Geld immer wichtiger in der Musik wird?
Ich denke das, diese Kommerz-Punk-Bands, die immer bei MTV laufen, wie BackstreetBoys mit Tatoos sind. Die Kids die früher Backstreet Boys gehört haben, rennen jetzt in den Laden und kaufen sich solche Platten. Die großen Labels haben eben festgestellt, das die Leute nicht mehr so auf aalglatte Popbands stehen. Dann stellen sie denen eben tätoowierte Rebellen-LookALikes vor die Nasen. Die zerkloppen dann schön ihre Gitarren und machen ein auf böser Bube. Das find ich einfach dumm. Andererseits scheinen die Kids das ja zu mögen und hören dann vielleicht ja mal ein paar andere Punkrock Bands. Vielleicht ist das ja dann der Weg zu anderen Arten von Musik. Kann ja auch ne Chance sein.

Wie sieht es denn mit Euch aus, denkt ihr ans Geld oder macht ihr das alles nur zum Spaß?
Nein, wir machen wirklich nur das was uns Spaß macht. Außerdem mischen wir verschiedene Stile, wie Punkrock und Dixie. Das wär sowieso nicht popkompatibel. Wir schreiben nur Songs, die uns auch gefallen.Es gibt natürlich auch gute Pop-Punk-Bands, wie z.B. Greenday. Die find ich wirklich super und ihren Musikstil auch. Ich denke, das es zuviele Kaugummi-Bands gibt und das die meistens eben alle das gleiche spielen. Das ist langweilig.Wir denken nicht daran wie viel Platten wir verkaufen könne, sondern versuchen unser Bestes zugeben. Besonders bei unseren Jazz und Dixieland Einflüssen. Wir versuchen einfach gute Songs zu schreiben.

Wo liegen eure musikalischen Wurzeln? Welche Bands haben euch beeinflusst?
Von allen. Als Musiker wird man einfach von überall beeinflusst, was einem in die Ohren kommt. Bei meinen Eltern hab ich was von ABBA, Neil Diamand, 20er Jahre Jazz usw. Ansonsten Bands wie Metallica, Toy Dolls, Madness....usw.Eben viele verscheidene Richtungen 20er Jahre Jazz, Reggae, Country, Dixie.....60´s Classic Rock ist die einzige Musik die ich gar nicht mag. Alles andere ist gut.

Wer von euch beinflusst euren Musikstil am meisten in der Band?
Denk mal ich, alle anderen hören natürlich auch verschiedenste Musik. Aber ich schreibe die Songs und kann so meine Einflüsse am Besten mit einbringen. Natürlich arbeite ich mit den Anderen zusammen. Die bringen ihre Ideen dann mit ein. Dann kommen dann Sachen wie: „Probier mal den Akkord!“ usw.

Welche deutschen Punkbands kennst du ?
Z.B. Wizo. Mit der Terrorgruppe waren wir als erstes auf Tour. Die sind einfach spitze. Ansonsten kenn ich SEEED, die sind zwar keine Punkrock Band, aber ich mag Reggae.

In Europa ist Punk ja stark mit Politik verbunden. Wie ist das in den Staaten?
Naja, manche Bands sind es, manche nicht. Es gibt natürlich Bands wie AntiFlag und Guttermouth. Ich glaube das hängt mehr von den persönlichen Erfahrungen ab. Es gibt aber mehr unpolitische Bands.

Was ist zukünftig bei euch geplant?
Wir touren noch durch Japan und Australien und werden dann erst einmal Urlaub machen. Wahrscheinlich basteln wir dann an neuen Songs. Mal sehn. Auf jeden Fall brauchen wir erst einmal Erholung. Ich hab Lust mal was anderes zu machen. Natürlich mit Mad Caddies, aber irgendwie will ich das wir mal anders klingen. Mal sehn. Vielleicht ne EP. Das werden dann manche mögen und manche eben nicht.

Na dann danke für das Interview.

Autor: Helmut