Bambix

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Vor kurzem startete eine Promotionfirma mit der sogenannten ‚Neuen Holländischen Welle' eine Offensive in Sachen holländischen Punkrock. Gut gemeint, denn außer den HEIDEROOSJES fallen mir nicht viele weitere Kapellen ein, die mich, aus dem Holzpantoffelland kommend, zu beeindrucken verstehen. Hört sich auch alles ganz gut an. Aber meine Lieblingsholländer sind und bleiben nun mal BAMBIX, die im September mit ‚Club Matuchek' ein neues Album veröffentlicht haben. Gleichzeitig aber auch ihr Debüt auf GO KART RECORDS EUROPE und damit ist wohl leider auch die ziemlich letzte „alte“ Band vom VITAMINEPILLEN Label verschwunden. Schade? Logische Entwicklung? Keine Ahnung. Lest lieber selbst, denn mehr Einführungsworte braucht die Band mit Sicherheit nicht. Wer bisher noch nix von BAMBIX gehört hat, hat wohl auch nicht den selbigen Schuss gehört. Über den Labelwechsel, die neue CD, Tourpläne und Schnurrbarträger geht es im folgenden Interview. Viel Spaß damit.

Wie geht's? Schön, wieder hier zu sein? Wann ward Ihr eigentlich das letzte Mal in Berlin? 2001? - Mit der Terrogruppe bei Zip's Abschiedskonzert?
Peter: Letztes Jahr? Entweder in de Columbiahalle oder im Wild at Heart.
Patrick: Columbiahalle.
Peter: Ja, in der Columbiahalle bei der ‚10 Jahre Terrorgruppe-Party'. Das war in Superabend.

So Spotlight an. Was ist eigentlich der ‚Club Matuchek'? Gibt's den wirklich?
Patrick: Der ‚Club Matuchek' ist für Leute, die gerne Schurrbärte tragen. Darum ist das der ‚Club Matuchek'.

Ist das eine Disco oder was?
Patrick: Naja, ich würd's nicht eine Disco nennen. Das ist eher ein ganz schwieriger, kleiner Laden irgendwo, wo Du nur mit Schnurrbart reinkommst. Ja, den gibt's eigentlich überall.
Peter: Jede Stadt hat einen ‚Club Matuchek'.
Patrick: Überall ist der ‚Club Matuchek'. Da geht man hin und man kommt nur mit Schnurrbart rein und da werden nur Leute mit Schnurrbart bedient. Daher verkaufen wir jetzt am Merchandisingstand immer Schnurrbärte… (lacht)

Erzählt doch mal ein bisschen was über das Album. Warum hat das alles so lange gedauert?
Patrick: Ja das Problem war Folgendes. Wir hatten zwischendurch mal ein Demo gemacht. Und damit wollten wir ein wenig nach Labels umschauen. Ob da vielleicht jemand Interesse hat. Danach waren wir aber immer weg. Waren viel auf Tour. Dann sind wir wieder zurück und mussten die Songs einstudieren und wieder ins Studio. Und dann mussten wir immer schauen, weil unser Mixer, der musste auch irgendwie immer Zeit haben. Und das war so ein bisschen das Problem. Wir waren immer weg und mussten dann neue Termine machen.
Peter: Ja und das hat noch ein Jahr gedauert, weil wir in der Zeit 2 Besetzungswechsel auf dem Bass gehabt hatten. Das dauert immer lange. ‚What's in a name' war ja mit Marina. Dann war Janneke dabei. Mit ihr haben wir noch eine Single gemacht und schon neue Songs geprobt, wir waren ja auch fertig mit touren und so. Ja und das dauert eben…

Warum hat sie die Band verlassen?
Peter: Sie fand das andauernde Touren zu anstrengend. Sie wollte gern zu Hause sein bei der Familie.

Nun seid Ihr mit zwei Männern in einer Band. Denkt Ihr, daß es generell einfacher ist, mit Männern auf Tour zu gehen, in einer Band zu spielen? Hatte sie keine Lust mehr, mit einer Frau in einer Band zu spielen?
Peter: Wir haben versucht, eine Frau für den Bass zu finden. Für diesen ganzen ‚Girl Kick Ass' Faktor. Es hat lange gedauert. Aber wir haben niemanden gefunden. Weil, die Bassistinnen, die es bei uns gibt, die spielen schon in Bands. Oder sie sind zu jung. Das ging nicht. In dem Moment haben wir uns gesagt, wie sind emanzipiert genug, um mit einem Mann spielen zu können. Weil die die Mentalität und ein Instrument spielen können ist das Wichtigste. Die Mentalität ist das Wichtigste.

Gestern habe ich im OX ein Interview gelesen, wo Wilja selbst sagt - Frauen meckern mehr. Männer stinken ein bisschen mehr… (alle lachen)

Das sehe ich genauso.

Wie schätzt Ihr selbst Euer Album denn ein?
Peter: Ja ich denke, es ist noch ein bisschen mehr das Livegefühl dabei als sonst. Weil live kickt das einfach. Auf den Punkt. Transparent und kräftig.

Seid Ihr denn im Songwriting und den Texten involviert?
Peter: Naja. Ein bisschen. Die Melodie und der Text kommen komplett von Wick. Aber die Arrangements machen wir alle zusammen. Bei manchen Songs hatten wir 15 verschiedene Versionen gehabt, bevor wir zufrieden waren. Wir haben alles gecheckt, doppelgecheckt…

Der Song ‚No. 1', wie kam der zu Stande?
Peter: Das war der erste Song, den wir mit Patrick zusammen gemacht haben.

Ihr habt ein Stück namens ‚Fundamentalist' auf der Platte. Mit welchen Gefühlen betrachtest Du denn gerade die Situation in den Niederlanden, wo allerorts Kirchen angezündet werden?
Peter: Die Frage kann ich nicht beantworten. Weil den Text hat Wilja geschrieben. Für mich persönlich hat das nichts mit der Situation in den Niederlanden gerade zu tun. Was die Situation betrifft, da bin ich sehr beängstigt. Wohin geht es jetzt? Ich weiß es nicht.

Was denken die Leute in Holland darüber?
Patrick: Ja, die hoffen, daß es vorbei geht.
Peter: Ja wir hoffen - It will flow over, it will go away. Es ist so ein Medienhype im Moment. Ich hoffe, daß es nur das ist. Dass es bald vorbei ist.
Es sind auch gerade viele Marokkaner im Fernsehen, die das ganze verurteilen. Die gegen diesen ganzen Extremismus sind. Ich persönlich finde alles, was zu extrem ist falsch. Das beängstigt mich.

Und kann man da momentan irgendwas gegen machen oder muss man darauf warten, daß es einfach so vorbei geht?
Peter: Ja,, was ich machen kann, ist nur in meiner eigenen Umgebung… Darüber reden. Ich habe marokkanische Freunde. Mit denen rede ich darüber. Kollegen.

Wie erklärt Ihr Euren großen Erfolg in Brasilien? Ihr ward drei Mal da und werdet da auf MTV gespielt. Warum ist das nicht in Deutschland oder den Niederlanden der Fall?
Peter: Ich denke, das ist auch hier möglich. Wir haben vor Brasilien im guten Moment die richtigen Leute kennen gelernt. Das ist passiert. Leute, die auch viele Leute in der Szene kennen. Brasilien ist richtig Underground. Alle Leute kennen sich. Das geht durch den Untergrund. Das ist passiert. Aber ich denke, das ist auch hier möglich. Man muss nur einen guten Clip haben, denke ich.

Ist so was geplant bei Euch?
Peter. Ja. Ja, wir möchten gerne einen Videoclip machen. Wir haben schon einige Leute kontaktiert, die das machen können.

Und welchen Song?
Patrick: Das wissen wir noch nicht. Das ist unser Problem. Das wissen wir noch nicht.
Peter: Im Dezember oder im Frühling. So etwas denke ich. Ich muss mal schauen.

Bist Du manchmal ein wenig traurig, daß Ihr so großen Erfolg in Brasilien genießt, genau wie die D-SAILORS oder die TERRORGRUPPE. Weil Euch André von den NITROMINDS Euch rüber gebracht hat. Sie aber andererseits nicht soooo den großen Erfolg hier verzeichnen können?
Peter: Ob das mir leid tut? Nein. Aber ich denke mal, die NITROMINDS haben einen guten Ruf als Liveband hier in Deutschland. Sie haben bei Null angefangen und sie haben das sehr gut gemacht. Ja, aber es ist richtig, nach Brasilien kommen nicht so viele ausländische Bands, da ist es einfacher, Erfolg zu haben. Das ist für die Leute interessanter dort.

Ihr habt Vitaminepillen verlassen. Warum? Seid Ihr zufrieden mit Go Kart Europe? Was macht jetzt Ralf? Kümmert er sich jetzt nur noch um seinen Motorradshop?
Patrick: Ui, das wissen wir nicht so genau.
Peter: Also Vitaminepillen waren immer sehr gut für und zu uns. Aber sie vertreiben ihre Sachen nur in Deutschland. Wir wollten, daß unsere Platten auch in anderen Ländern erhältlich sind. Und daher haben wir mit Ralf überlegt, oder ihm gesagt - Das ist das, was wir wollen. Wir möchten gern etwas anderes finden, daß wir in ganz Europa vertrieben werden.

Aber ist es nicht ein wenig traurig oder bemerkenswert, daß so viele der alten Vitabands das Label verlassen haben? Denkst Du die Vitaära geht zu Ende?
Peter: Ja, ich denke schon, daß Ralf die besten Bands verloren hat. Ja. Warum, das weiß ich nicht. Was ich von uns weiß ist, weil wir kein anderes Label gefunden hatten, haben wir die letzte Platte wieder bei Vitaminepillen veröffentlicht. Die WOHLSTANDSKINDER haben jetzt ihren Majordeal. Und von den anderen Bands weiß ich das jetzt nicht.

Hattet Ihr jetzt für die Platte noch andere Labels in Betracht gezogen? Oder gab es welche, die die Platte auch veröffentlichen wollten?
Peter: Wir haben mit Fat Mike und Fat Wreck Chords verhandelt. Also vielleicht für ‚Pink & Black'. Er war superinteressiert. Aber er fand es nicht gut genug. Und wir hatten überlegt mit Jacho und Destiny Records in Berlin was zu machen. Aber sie hatten einige Vertriebsmöglichkeiten nicht mehr. Und als erstes waren wir ja am Vertrieb außerhalb Deutschlands interessiert. Ja, und zu dieser Zeit, wir hatten die Platte fast fertig, hatten Go Kart Records gerade ihr europäisches Außenbüro eröffnet. Denen hatten wir dann gemailt und innerhalb einer Woche war alles erledigt. Bumbum.

Habt Ihr auch Kontakt zu den anderen Go Kart Bands wie JUPITER JONES usw…?
Peter: Ja, wir haben die Release Party zusammen gemacht. Mit JUPITER JONES, ja.
Patrick: TRANSMISSION…
Peter: Ja, TRANSMISSION ZERO aus Holland. Sonst noch nicht. Aber ich denke, daß so eine ‚Go Kart Tor' auch passieren könnte. Persönlich hoffe ich mal auf eine Tour mit den LUNACHICKS. Das wär schön. Weil die finde ich superfett.

Vor kurzem ist dieser Sampler ‚It's not just boys fun' auf WOLVERINE RECORDS erschienen, wo Ihr auch mit drauf ward. Inwieweit denkst Du, ist so was wichtig. Sind Deiner Meinung nach Bands mit Frauengesang immer noch unterrepräsentiert in der (Punk)szene?
Peter: Ja, nicht mehr so viel, denke ich. Aber noch immer ein bisschen. DOVER hat es zum Beispiel sehr gut gemacht. Dann gibt es jetzt TSUNAMI BOMB. Das auch eine Band mit einer Frau, glaube ich.
Patrick: SHE MALE TROUBLE…
Peter: SHE MALE TROUBLE, genau, ja. Was ich aber zum Beispiel mit der neuen BAMBIX-Platte mitbekomme - in den Reviews vergleichen sie uns immer mit TSUNAMI BOMB und DOVER. Aber musikalisch ist es, denke ich, doch was ganz anderes, was wir machen. Wir haben doch einen eigenen Stil. Ich habe nichts von TSUNAMI BOMB zu Hause. Und immer kommt dieser Vergleich… Das ist so. Sobald eine Frau singt heißt es TSUNAMI BOMB oder DOVER…

Vielleicht solltest Du Dir mal eine Platte von ihnen zulegen…
Peter: Ja, vielleicht schon… Ja.

Habt Ihr denn Kontakte mit Bands wie z.B. DOVER oder FABULOUS DISASTER oder SHE MALE TROUBLE?
Peter: Ja. Ja, mit DOVER haben wir überlegt, vielleicht zusammen zu touren. Das hat aber leider nicht geklappt. Mit FAB D haben wir schon zusammen getourt. Wir haben auch immer noch Kontakt. Und mit SHE MALE TROULE haben wir im Frühling diesen Jahres noch in Amsterdam gespielt.

Und mit DOVER in Spanien spielen…?
Peter: Ja, das wäre schön. Aber wir stehen mit ihnen in Kontakt. Die gehen auch manchmal mit einem BAMBIX-Shirt auf die Bühne. Die mögen uns sehr. Die Musik.

Und wie läuft's auf dieser NIKOLAUS RAUS TOUR unter all den Männern?
Patrick: Ja, das läuft super. Wir haben alle sehr viel Spaß untereinander. Am Anfang musste man ein bisschen gucken - Wer macht was und so. Aber jetzt ist alles super. Macht echt viel Spaß. Gestern kamen noch die Jungs von MOLOTOW SODA bei uns im Hotel vorbei. Da hatten wir noch eine schöne Party…

Und habt Ihr wenigstens aus dem Kanister etwas ‚Molotow Soda' getrunken?
Patrick: Wir haben es noch nicht gesehen. Bis jetzt ging es irgendwie immer nur ins Publikum. (lacht)

Aber es scheint hier wirklich alles sehr entspannt zu sein…
Patrick: Ja. Es ist sehr schön. Auch, die am Wochenende immer wieder zu sehen, wieder spielen. Ja, es ist sehr kollegial alles.

Wie kam eigentlich der Kontakt zu Stande? Ist Mosti auf Euch zugekommen?
Peter: Ja durch Mosti. Er ist der Veranstalter. Er ist normalerweise der Booker für die anderen Bands. Und wir sind so etwas wie Gäste durch Muttis Booking. Mosti ist zu Mutti gegangen und hat gefragt - Ey Mutti, kann ich BAMBIX dabei haben…? Ja mich freut es, weil ich andere Bands kennen lerne, die ich vorher noch nicht kannte.

Die WOHLSTANDSKINDER haben es vorgemacht - würde für Euch auch so ein Majordeal in Frage kommen?
Patrick: Ich denke, das ist für uns ein bisschen… Wir denken immer, wenn Du halt so einen großen Deal machst, dann muss man immer aufpassen, daß man nicht so den ‚Grip' zum Underground verliert. Weil wir haben keine Lust, dann so eine Band unter den ganz vielen zu sein. Wir wollen das alles so ein bisschen in eigener Hand haben. So wie es jetzt ist, ist es eigentlich perfekt.
Peter: Ich denke, was die WOHLSTANDSKINDER jetzt machen, das ist ein Plan von denen. Durch die Jahre mehr Posing, mehr witzig sein… Da ist ein Plan dahinter. THE Wohlstandskinder und so. Ja und es hat geklappt. Der Plan hat funktioniert. Unser Plan ist es, Spaß zu haben und gute Musik zu machen. Vielleicht sind wir ein bisschen zu eigensinnig für Majors. Nicht Kommerz genug.

Arbeitet Ihr denn zu Hause noch was Anderes und soll das an erster Stelle bleiben?
Peter: Ja. Wilja ist Lehrerin. Für Englisch und Holländisch. Ich bin Sozialarbeiter mit Exjunkies und Alkoholiker. Und unser Chappi hier ist Musiklehrer. (lacht)

Demnächst liegt bei Euch der Videodreh an. Sonst noch was?
Peter: Ja der Videodreh. Ansonsten ist ‚What's in a name' gerade in Amerika und Canada veröffentlicht worden. Und wir bekommen gute Reviews. Deshalb planen wir für nächstes Jahr eine US-Tour. ‚Club Matuchek' wird jetzt auch in Brasilien veröffentlicht. Und da werden wir natürlich auch spielen. Ich habe gehört, wir sollen eine Kroatientour machen. Und wir möchten auch sehr gern England machen.
Patrick: England ist jetzt auch wieder in Planung. Aber da gibt es noch nichts Konkretes.

Ich habe gehört, da ist es ziemlich schwierig zu touren…
Peter: Naja. Wir haben da Connections… Wir waren da im April und wir haben auch böse Geschichten über das Touren in England gehört. Aber wir hatten eine ganz große Zeit da. Wir haben jede Menge netter Leute getroffen. Wir hatten viel Spaß und gute Shows…
Patrick: Im Januar machen wir auch noch eine Woche Tour hier. Deutschland und Schweiz ein bisschen. In der ersten Januarwoche. Danach ist dann England, Brasilien und Amerika dran… Es ist viel zu tun, da müssen wir gut planen.

Was schenkt Ihr Euch / wünscht Ihr Euch zu Weihnachten?
Peter: Haha. ´Ne Kiste Bier!? (alle lachen)

Ja, super Schlusswort. Danke für das Gespräch und Frohe Weihnachten & viel Spaß heute Abend