Ne war dat schön. BANDA BASSOTTI aus Rom gaben sich die Ehre im SO36 zu Berlin und wir vom Voice of Culture konnten es uns natürlich nicht nehmen lassen, den Herren mal ein paar Fragen zu stellen. Leider kamen noch ein paar andere Fanzines auf diese glorreiche Idee und so kam ich erst gegen 22 Uhr dazu, drei Herren der Panzerknacker, nämlich den Sänger, den Gittaristen und Drummer meine Fragen zu stellen. Da die drei kein Wort Englisch und ich kein Wort Italienisch spreche hat mir Mauro (der punkrockigste Pizzabäcker Berlins) das alles netterweise übersetzt. Es war ein recht chaotisches Interview. Ich vermute, daß durch die Simultanübersetzung doch einiges verloren ging und mir ein wirkliches Nachhaken auch sehr schwer fiel. Wobei ich Mauros Leistung in keiner Weise schmälern will, er hat das wirklich toll gemacht. Das Konzert danach war einfach nur noch genial. Ich kenne keine Band die es schafft so viel Spielfreude aufs Publikum zu übertragen wie die BANDA BASSOTTI. Ihr habt sie (vielleicht) gerade erst verpasst, aber die kommen bestimmt wieder und dann nichts wie hin. Genug der Vorrede, hier ist das Interview
Erste Frage; wie ist es denn so in einer Diktatur zu leben, gebt doch mal nen Erlebnisbericht?
A: Wir sehen das so, daß es nicht nur in Italien sondern überall eine Diktatur gibt. Das Problem sind nicht die Diktaturen sondern die fehlende Freiheit. Es geht nicht um die Freiheit, die man hat wenn man sehr viel Geld hat, sondern um die Freiheit die man braucht, um sich in Würde Leben zu können.
Erzählt mal ein bisschen mehr über die politische Situation in Italien aus eurer Sicht. Ich finde das einfach sehr spannend bei Euch gerade.
Wie viel Worte hast du denn zur Verfügung?
Ach mir ist das egal, das bedeutet nur mehr Arbeit beim Abtippen.
Es gibt so viel „Aus der Freiheit“ (Mauro erklärt, daß es sich hier bei um ein Wortspiel handelt, was das man im Deutschen nicht richtig übersetzen kann. Er sagt noch, daß die Berlusconi/Fini Koalition sich „Aus der Freiheit“ nennt. - Schade war bestimmt lustig - Anm. d. A.) Im Moment ist die rechte Partei an der Regierung, davor waren die Halblinken dran. Aber das ist eigentlich egal. Die Linken waren schon lange nicht mehr an der Macht und zwischen den Rechten und Linken gab es letztendlich nicht so einen großen Unterschied. Das Problem sind ja die Personen, die an der Macht sind, der eine sagt: „Ihr müsst 10 Std. arbeiten.“ Und der nächste meint: „Nein, ihr müsst 12 Std. arbeiten.“
Ihr habt Ungerechtigkeit und Unterdrückung in Euren Songs ja schon immer angeprangert. Mit „La Pantera“ habt ihr ein Lied auf dem neuen Album, daß sich mit der Situation der Afroamerikaner beschäftigt. Wie passt das in die heutige Zeit, wo sich doch alle mit Bush und dem Irak beschäftigen?
Amerika ist nicht nur Bush. Es ist so, daß es einen sehr hohen Anteil an schwarzer Bevölkerung in vielen Gegenden der USA gibt, von denen aber leider ein noch größerer Prozentsatz (als ihr eigentlicher Anteil and der Bevölkerung - Anm. d. A.) im Gefängnis sitzt. Dafür haben sie in der Schule einen geringeren Anteil. Von fünf Leuten die zum Tode verurteilt werden sind 2-4 Schwarze.
Ich hab im Netz zu Euren alten Veröffentlichungen (also vor der Trennung) gelesen, es wäre Skinhead – Ska- Combat Rock. Inwieweit trifft das zu und wo liegt der Unterschied zu heute?
Ska und Rock sind natürlich geblieben, aber der größte Unterschied ist, das wir inzwischen auch Bläser dabei haben. Sonst sehen wir da keinen großen Unterschied, aber solche Definitionen haben wir auch nicht so gerne.
Ich habe gelesen und gehört, daß man gerade in Deutschland Probleme mit einem speziellen Song von Euch hat. „Polizia“ ....... (alle verziehen das Gesicht, als sie diesen Song in meiner Frage hören). Ihr werdet dazu auch viel gefragt. Nervt euch das, daß ausgerechnet immer dieser eine Text rausgegriffen wird, oder ist Euch das egal?
Heute schon, weil wir es den ganzen Tag gefragt werden. Wir wollen es aber noch mal klarstellen: Wir sind Antifaschisten, Antirassisten, Antiimperialistisch. Aber wir sind keine Antisemiten.
Für Eure nicht italienischsprachigen Fans übersetzt Ihr die Texte ja immer im Booklet. Kann man daraus schließen, daß die Texte für Euch sehr wichtig sind oder darf ich das mehr als Service verstehen?
Wir möchten einfach, daß die Leute verstehen was gesungen wird. Außerhalb Italiens sind eben Englisch und Spanisch die Sprachen, die am meisten gesprochen werden. Deutsch fehlt noch aber das soll auch bald kommen. Wir wissen aber noch nicht, wie das mit dem neuen Vertrieb aussieht. Wir haben viele Sprachen, in die wir unsere Texte übersetzen müssten, so haben wir zum Beispiel in Japan viele Fans.
Ich hatte, trotz recht guter Englischkenntnisse doch manchmal Probleme die Texte im Booklet zu verstehen. Habt ihr ne Idee woran das liegen könnte?
(lachen) Die Texte sind schon auf Italienisch manchmal nicht zu verstehen. Es ist also nicht einfach, die dann zu übersetzen. Man möchte natürlich den Geist des Songs weitergeben, aber es ist nicht immer leicht.
In Italien seid ihr ja schon fast Stars und das ohne Majordeal. Wie kam das zustande?
In Italien haben wir uns über lange Zeit Leute erspielt, die zu uns stehen. Auch ohne Presse, Fernsehen und Majordeal. Das passiert leider nicht so oft. Es gibt viele Bands, die im Underground und wirklich gut sind, aber nur wenige von denen kommen groß raus.
Wie ist das mit dem Label überhaut? Ihr habt Gridalo Forte ja selber gegründet, führt Ihr das noch selber?
Ja wir machen das noch. Nicht mehr so wie früher, aber wir sind da noch dabei.
Letztes Jahr habt ihr ja ein Geheimkonzert im Tommy – Weißbecker – Haus und bei Mauro gespielt (das war aber nicht geheim). Ist so was für euch wichtig und spielt ihr lieber große oder kleine Konzerte?
BANDA BASSOTTI ist so was. Wir haben so angefangen, und so was wie Soli-Konzerte wollen wir auch weiterhin machen. Wir spielen natürlich auch gerne wenn wir Geld dafür bekommen, weil wir davon auch leben müssen.
O.k., die Frage wurde Euch bestimmt schon tausendmal gestellt aber es interessiert mich trotzdem: Wie kamt ihr auf die Idee, für Euer letztes Album Partisanensongs zu covern?
Das war eine sehr spontane Sache. Wir wollten im Jahr 2000 diese Songs einfach nicht in Vergessenheit geraten lassen. Wir hatten unendlich viele Songs und wir mussten leider viele gute Sachen rausnehmen. Die besten sind aber auf dem Album. Wir wollten einfach der Tradition und Geschichte dieser Lieder, und dem was dahintersteht, Respekt zollen und es sollte nicht verloren gehen.
Die berühmte letzte Frage: Pläne für die Zukunft, was habt ihr vor?
Uns reicht es für die Zukunft einfach weiter zu machen. Morgen erst mal in Hamburg. Wenn du das bei einem unserer ersten Konzerte gefragt hättest, oh Gott. Unsere Zukunft war bis jetzt sehr schön und so soll das weitergehen. (Der Gitarrist wirft ein) Ich will endlich lernen, Gitarre zu spielen.
Vielen Dank für das Interview.
Autor: Patrick