Toy Dolls

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„Ich wollte nie Punksänger werden…“ sangen die DÖDELHAIE... „Ich wollte immer Bass-Gitarrist sein“, so könnte man es aus Michael Algars - kurz Olga, Sänger, Mastermind und Kultfigur der TOY DOLLS - Mund zu hören bekommen, wenn er vielleicht mal das Holzfällerlied als Coverversion der Duisburger anstimmen würde. Zumindest in dem Punkt hat es der Andy Kulosa in Olgas Augen richtig gemacht. Zupft er doch bei den HAIEN den Bass…

Andererseits hat Olga sich mit Stimme und Gitarrenarbeit einen ziemlichen Ruf mit seiner Band erspielt und die meisten Leute sind wohl froh, daß er über 25 Jahre diesem Denken nicht nachgab und einige Hits fabriziert hat. Überhaupt - Coverversionen - vielen werden die TOY DOLLS eh nur als Interpreten von NELLI THE ELEPHANT, einem alten englischen Kinderlied aus den 30'er Jahren in Erinnerung bleiben. Für einige andere aber auch als Band, die perfekt eine Symbiose aus Punkrock und Spaß fabrizierte – OHNE als Funpunkband zu gelten. Derzeit befinden sie sich auf ihrer Abschiedstour, bei der sie auch nach Jahren endlich wieder mal in Berlin Halt gemacht haben. Ein neues Album gibt es übrigens auch. Es nennt sich konsequenterweise „Our last album?“. Jedenfalls ließ ich mir die Möglichkeit natürlich nicht entgehen, um Olga (vielleicht ein letztes Mal?) ein Mikro unter den Riechkolben zu halten. Viel Spaß!

Hey Olga! Wie geht's Dir? Schön, daß Ihr es auch nach Berlin geschafft habt. Freut Ihr Euch, wieder hier zu sein und war es denn nun die allerletzte Show der TOY DOLLS jemals hier in Berlin?
Olga: Natürlich! Ich liebe Berlin und Deutschland. Wir waren ja schon ein paar mal hier. Meistens im LOFT. Und, ja, es ist unsere letzte Tour. Ich meine, ich bin wirklich traurig darüber. Aber ich denke, es ist wirklich Zeit, aufzuhören…

Aber es gibt doch so viele andere alte Bands, die nach einer gewissen Zeit der Ruhe irgendwann zurückkamen. Meinst Du nicht, daß das bei Euch auch eines Tages der Fall sein kann. Sei es auch nur, um ein bisschen Geld zu machen oder etwas Spaß zu haben?
Olga: Nein, nicht wirklich. Ich denke nicht. Natürlich will jeder Geld. Es würde Dein Leben verändern, wenn Du kein Geld mehr bräuchtest. Aber da würde ich andere Sachen machen. Ich würde eher in einer Bücherei oder so arbeiten. Also eher, als es irgendwann für Geld zu tun. Sicher, wir können nicht umsonst spielen. Der Grund, warum wir aufhören ist der, daß wir alle älter werden. Meine Stimme wird immer schwächer, da denke ich, es ist einfach Zeit. Sonst würde alles nur noch schlimmer werden. Die Leute fragen auch, warum wir nicht mehr so viel rum springen und nur dastehen. Das will ich nicht. Da mache ich dann lieber Schluß. Ich spiele ja aber immernoch Bass. Ich bin ja eigentlich Bassit. Vielleicht mache ich das auch noch 20 weitere Jahre. Aber in Sachen TOY DOLLS ist das eher ein „Macht's gut – Danke“….

Ihr habt jetzt aber gerade auch noch ein neues Album veröffentlicht. Erzähl doch mal ein bisschen was darüber. Da ist auch dieser Song ‘Chenkey is a Puff' mit drauf. Das ist ja ein alter Song. Besteht der Rest des Albums auch nur aus alten Stücken oder sind da mehr neuere Songs drauf?
Olga: Nein, die sind alle brandneu. Der Grund, warum wir das Stück mit rauf genommen haben, ist der, daß so viele Leute danach gefragt haben. Da dachte ich mir – dieser Song wurde nie veröffentlicht und dieses Album ist wohl das Letzte und es gibt keine Chance, es noch mal zu veröffentlichen. Also warum nicht?
Der Titel ‘Our last album' klingt so pessimistisch. Ist es tatsächlich das letzte Album?
Olga: Ja. Vielleicht kommt tatsächlich noch mal eins. Aber das würde vom Label und noch anderen verschiedenen Sachen abhängen. Vielleicht. Die Tour ist aber die Letzte. Es geht noch nach Amerika und Japan. Wir denken, daß sie ein Jahr oder anderthalb Jahre dauern wird. Danach könnte EVENTUELL noch was kommen. Ich bin mir nicht sicher. Da ist ja auch dieses Fragezeichen im Plattentitel, ich weiß. Aber das ist das, was ich meine. Es kann sein, aber ich weiß es nicht. (lacht)

Reb von den BATES hatte ja sogar ein kleines Intermezzo mit Euch. Warum hat er die Band verlassen?
Olga: Aah, das war zu schwierig. Ich meine, er wohnt in Kassel. Ein anderer von uns lebt in London und ein anderer wieder ganz oben im Nordosten von Schottland. Da ist es fast unmöglich zu proben. Es ist ja jetzt schon wirklich schwierig wo wir sind. Momentan lebt einer von uns in Norwich, ein anderer wieder in Lancaster, natürlich ganz oben im Norden, und ich lebe in London. Und Kassel war da echt noch schwieriger. Wir konnten uns das gar nicht leisten. Die Entfernung war einfach zu groß.

Und wie bist überhaupt auf Reb gekommen? Wie kam der Kontakt zustande?
Olga: Der Manager der BATES ist unser Livemischer. Schon seit Jahren. Und wir hatten vorher schon oft eine Menge Gigs mit den Bates gespielt.

Jetzt ist Tommy Goober (von GOOBER PATROL) dabei. Es scheint so, daß Du Dir jüngere Leute suchst, um die TOY DOLLS am Leben zu halten…
Olga: (lacht) Das haben viele Leute gesagt, als ich bei den DICKIES mitgespielt habe. Die haben gesagt – Leonard, Du wirst älter und älter und als Ausgleich holst Du Dir jüngere Leute ran… Nein, ich wollte nur jemanden, gut Bass spielen kann und dabei auch noch gut aussieht. Es kümmert mich nicht, wie alt sie sind.

Und was ist mit K'cee? Lebt er noch in Japan?
Olga: Er lebt wieder in England. Er ist seit 5 Jahren nicht mehr in Japan. Aber er hat eine Japanerin geheiratet. Irgendwie heiraten alle Leute japanische Frauen… (lacht)

Und warum hat er jetzt diese Tour nicht mitgespielt??
Olga: Ah, er hat genug davon. Er hat ja auch nicht die letzte Tour mitgemacht. Jemand anderes, Gary Fun, hat die letzte Tour mitgespielt. Es war wirklich eine geile Zeit. Besonders die ersten zwei Jahre. Er kam 1989 in die Band du sollte eigentlich nur eine Tour mitspielen. Letztendlich blieb er bis 1995. Aber dann hatte er wirklich genug. Er hatte genug und ich konnte nur sagen – „Wenn Du es nicht mehr machen kannst, dann hör auf…“. Schade.

Du hast aber wohl mal in einem Interview gesagt, daß wenn Du noch mal auf Tour gehst, dann nur mit ihm. Du warst wohl auch mit Eurem letzten Bassisten nicht so sehr zufrieden…
Olga: Nee, mit dem würde ich nicht mehr auf Tour gehen Er war einfach nicht gut genug…

Zwischendurch hast Du auch mal bei den ADICTS und den DICKIES mitgespielt. Wie kam es dazu? War das auch ein Grund, die TOY DOLLS wieder zu reformieren?
Olga: Mmhhh, vielleicht hat es mich ein wenig dazu inspiriert. Ich liebe die DICKIES und ich habe das definitiv nicht für Geld gemacht. Die Leute haben ja auch kein Geld. Es ist wirklich hart. Alles. Die DICKIES sind eine meiner absoluten Lieblingsbands. Und bei den ADICTS habe ich ausgeholfen, weil wir auch schon lange befreundet sind. Ich konnte den Bass spielen. Du weißt ja, daß dies mein Lieblingsinstrument ist. Aber nur auf der Nordamerikatour. Die Westküste.

Vorhin waren wir beim Thema Japan. Was ist eigentlich mit LOLITA NO. 18? Meinst Du, die kommen noch mal nach Deutschland? Was hast Du eigentlich bei denen genau gemacht? Warst Du nicht der Manager?
Olga: Nein, ich war der Produzent. Ich habe zwei Alben mit ihnen produziert. Dann wollten sie nach Deutschland kommen, ein paar Leute treffen und versuchen einen Plattenvertrag zu bekommen. Mittlerweile haben aber zwei Mädchen die Band verlassen und ein Mann spielt jetzt da mit. Es ist jetzt ein anderes Line-Up. Ich glaube nicht, daß sie jemals noch mal nach Deutschland kommen.

Ihr macht auch auf dieser Tour Aufnahmen für eine demnächst erscheinende DVD, oder? Wann wird die erscheinen? Ist das auch eine „Macht's gut“ – DVD? Was wird darauf enthalten sein? Auch irgendwelches Bonus-Zeug?
Olga: Eine ‘God Bye – DVD'? Je, eigentlich schon. Ich meine, es ist die letzte Tour, da gibt es keine Chance noch mal irgendwann anders eine zu machen. Aber das Konzert ist noch nicht aufgenommen worden, weil einige Leuten meinten, Holland ist gut für uns. Da sind immer eine Menge Leute. Es ist ein kleiner Club. Der Tivoli-Club (in Utrecht – Anm. D. T.) ist perfekt für uns. Wir können auch unser Backdrop aufhängen. Das riesige Gesicht, weißt Du ja. Da passen 1.000 Leute rein. Das ist eine gute Größe. Darum haben wir das Ding gewählt. Das ist, glaube ich am 27. November.

Einige Leute bezeichnen ja die TOY DOLLS als Funpunk – Was denkst Du darüber? Ich könnte mir vorstellen, daß Dir das gar nicht so gefällt…
Olga: Ich hasse das. Wir benutzen den Begriff niemals. Es ist schrecklich, das ist doch kein Comedy. Ich denke, man kann den Begriff für Punk gar nicht verwenden. Das beleidigt einen schon ziemlich. Wir nennen es einfach ‘Toy Dolls Music'. Das trifft es,enke ich, besser als ‘Fun punk'. Ich mag diese ‚Fun-Geschichten' auch generell nicht.

Letzte Frage. John Peel ist gestern gestorben. Inwiefern berührt Dich das?
Olga: Ich kann es echt nicht glauben. Er kam mal zu einer Show von uns extra nach Nordengland gereist. Es kommt mir vor, als wenn es gestern gewesen wäre. Aber das ist 25 Jahre her! Er war ein großartiger Entertainer. Wir haben ihm mal in einer Fernsehsendung die Hände geschüttelt. Das kommt mir auch vor, als wären erst 2 Minuten vergangen. Ich kann es wirklich nicht glauben. Er war erst 65. Das ist doch kein Alter. Das ist nichts. Das ist ein ziemlicher Schock für mich. Er war ein unglaublich netter Mann. Es scheint momentan so, daß überall die Leute sterben. Die RAMONES und all die anderen. Alle gerade jetzt…

Ist das auch ein Grund, mit den TOY DOLLS aufzuhören?
Olga: (lacht) Ja, vielleicht. Das hat durchaus auch was damit zu tun. Wirklich. Ich meine, es war so fantastisch. Ich habe ihn jede Nacht gehört. LEATHERFACE, THE UNDERTONES und all diese Bands. In den frühen Jahren. Ich habe kaum eine Sendung verpasst. Es ging immer um 10 Uhr abends los, bis Mitternacht. Er warer einzige, der Punk gespielt hatte…

Hattet Ihr jemals eine John Peel Session?
Olga: Nein, leider nicht. Schade.

Ok Olga. Danke für das Interview.