Beatsteaks

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Dieser Tage erschien mit „Smack Smash“ nach langer Zeit des Wartens wieder mal eine neue Platte der BEATSTEAKS. Spätestens seit dem letzten Output der Berliner namens „Living Targets“ auf dem Punkrock-Major EPITAPH, ist die von der Besten Band der Welt als „Beste Liveband überhaupt“ betitelte Band auch über die Grenzen Deutschlands und noch weit dahinter in aller Munde. Kein Wunder. Denn die BEATSTEAKS leben ihre Musik. Und dabei treffen sie auch noch mit ihrem einzigartigen Sound einen Nerv, den nur wenige Bands zu finden vermögen. Das gepaart mit der unglaublichen Energie, die sie live freisetzen, rechtfertigt schon allein die Tatsache, daß sie dort stehen, wo sie sich gerade befinden. Nämlich ganz oben. Die Beatsteaks haben ihren ganz eigenen Stil, den man entweder mag oder nicht. Ein Dazwischen gibt es nicht. Und ob man jetzt zum einen oder anderen Teil gehört, interessiert die sympathischen Jungs nicht. Sie machen einfach das, was ihnen gefällt. Und wenn es dann kommt, dann auch noch richtig gut. Eben wie die neue Platte.

Das tun sie, wie gesagt, zwar alles in erster Linie für sich. Jedoch vergessen sie nie dabei ihre 3 großen F´s. Familie, Freunde und Fans. Für die sie sie zum Beispiel auch mal ein etwas größeres Wohnzimmerkonzert (incl. einer eigens dafür eingespielten CD) geben. Andererseits bekommen sie von ihnen auch alles zurück. Sei es in Form von Jubelgesängen, auf- und abspringen oder die Atmosphäre, um ein richtig gutes Album einzuspielen. Es ist also ein ständiges Geben und Nehmen. Und das zu sehen, macht Spaß bei dieser Band.

Diesmal war wieder nehmen angesagt. Nämlich Zeit. Für BEATSTEAKS-Verhältnisse relativ früh, so sagte mir die WEA-Angestellte in Berlin, trafen wir uns in einem Gebäude selbiger Firma in Berlin bei Kaffee und Zigaretten und sprachen ein wenig über das neue Meisterwerk. Anwesend waren: Torsten (Bass) und Thomas (Schlagzeug), weil der Rest der Band schon wieder im Studio an irgendwelchen Sachen arbeitete. Fast schon entschuldigend fragten sie mich, ob es denn o.k. wäre, daß die anderen nicht da wären. Klar doch. Kein Problem. Und im Verlauf des Gespräches stellte sich sowieso heraus, daß das EINE Band ist, wo jeder für den anderen sprechen kann. Was dann in etwa knapp 20 Minuten ganz locker besprochen wurde, könnt Ihr nun im Folgenden nachlesen. Bleibt nur noch zu sagen, daß Ihr sie Euch unbedingt mal live antun solltet, wenn Ihr das nicht eh schon getan habt & daß, wenn Ihr gerade genügend Geld habt, Euch die neue Platte „Smack Smash“ ruhig zulegen solltet. Denn das ist mit Sicherheit keine Fehlinvestition.

Morgen! Ihr seid ja momentan gerade in der Mitte Eures Interviewmarathons zur Veröffentlichung der neuen Platte. Wenn man eine Platte aufgenommen hat, will man ja für Gewöhnlich, eine ganze Menge loswerden. Erzählt doch daher mal frei von der Leber weg, was Euch gerade zu „Smack Smash“, zu den Beatsteaks, der Welt, usw. einfällt…
Torsten: „Smack Smash, Beatsteaks, die Welt…“. Hehe, die Welt, Hamburg, gestern, ganz Schrecklich. Die CDU plus 20 Prozent, ey. Wie dumm können Menschen sein?
Zur Platte fällt mir eigentlich bloß gerade ein, daß die ganze Arbeit, die wir jetzt hier so im Nachhinein machen, zu der Platte, daß das Interesse, was so auf einmal auf uns zukommt, total cool ist. Weil wir halt, glaube ich, momentan alle ganz schön stolz sind, was da jetzt ab heute im Plattenladen steht. Keine Ahnung, selbst nach 1000mal Hören - außer, daß Thomas immer an allen Sachen rummeckert lacht - finde ich, daß das echt total geil geworden ist und jetzt hören es vielleicht, hoffentlich auch mal mehr Leute als sonst. Und das die Rechnung, die wir mit Moses Schneider, dem Produzenten, angefangen haben, daß die voll aufgegangen ist. Nämlich, live aufzunehmen. In mehreren Studios in Berlin. Verschiedene Stimmungen einzufangen, die dann zusammenzupacken und dann halt jedem Lied ´ne bestimmte Stimmung zuzuordnen. Hat voll geklappt. Also irgendwie, ich hab bis jetzt echt, so blöd wie´s klingt, noch keine schlechte Plattenkritik gelesen. Und noch kein abwertendes „Wat is´n dit für´n Scheiß…“. Wär ja mal lustig, wenn es kommt. Aber kommt halt nicht oder bis jetzt ist es noch nicht da. Das macht halt voll Mut.

War es denn besser, die Sachen live einzuspielen?
Thomas: Ja, es war super. Weil es war genauso, wie im Proberaum eigentlich. Also so wie wir immer proben, so haben wir die Platte aufgenommen. Da waren keine großen Umstellungen mit - jetzt mal nacheinander erst Schlagzeug und dann Bass, dann Gitarre… Sondern alle haben zusammen gespielt und man konnte gleich in den Regieraum gehen und abhören und sehen - war´s gut oder nicht - und wenn's nicht gut war, konnte man es gleich noch mal machen. Es war ziemlich viel Platz für Spontanes und es kommt näher an das ran, was wir live machen. Also näher al bei den Platten davor.

Aber Overdubs gab´s schon…
Thomas: Wenige ausgesuchte. Ich glaub bei „Everything“ gabs einen. Also kannst Du Dir echt an einer Hand abzählen. Gesang wurde natürlich nachträglich gemacht. Also erst wurde gespielt und dann gesungen.

Wo liegen Eurer Meinung nach die Unterschiede zur „Living Targets“?
Thomas: Ähh, „Living Targets“ war eigentlich, ziemlich so aus einem Guss, fand ich. Also so von der Richtung her. Und jetzt gehen wir so´n bisschen in verschiedene Richtungen mit den verschiedenen Stücken. Also jedes Stück hat ´ne eigene Stimmung so wie die „Living Targets“ im Gesamten vielleicht ´ne eigene Stimmung hatte.

Arnim, hat in einem Interview gesagt, daß die neue Platte so was wie ein Neustart, eine Zäsur, für Euch wäre. Seht Ihr das auch so?
Thomas: Find ich auch, weil zum Beispiel als wir die „Living Targets“ aufgenommen hatten, da kam gerade Torsten in die Band. Und das Bandgefüge war jetzt nicht so stabil wie es jetzt war. Und ich glaube das erste Mal war so der Input von allen 5 Leuten gleich. Also jeder hat sich in die Platte eingebracht. Und deswegen können wir jetzt wahrscheinlich mehr sagen, daß es so unser aller Ding ist. Bei den Platten davor war das Songwriting eben auf weniger Leute verteilt. Und eben auch wieder dieses ‚live' spielen. Wir spielen zusammen. Das machte einen - also mich macht es viel stolzer jetzt als bei den Platten davor. Obwohl ich die anderen natürlich auch gut finde.

Torsten: Wir haben auch festgestellt, daß wir wirklich in vielerlei Hinsicht ´ne Berliner Band sind. Nämlich- wir müssen, glaube ich, in Berlin aufnehmen. Oder müssen wirklich den Hauptarbeitsteil, nämlich auch vor der Platte, nämlich im Proberaum Songs arrangieren, was wir viel mit Moses gemacht haben - Das muss in Berlin passieren. Und die Platte muss in Berlin aufgenommen werden. Wir müssen danach mit Freunden, die nicht zur Band gehören, oder mit der Freundin ein Bier trinken gehen oder, Sonntagvormittag, noch bevor man ins Studio geht kurz mit anderen Leuten… - Also es ist ganz wichtig, glaube ich bei uns, daß man in der Stadt bleibt. Und wenn möglich auch - ja, daß man auch nachts den Produzenten anrufen und sagen kann: „Ey Moses, lass mal kurz vorbeikommen, ich hab da ´ne Idee…“ oder so. Das ist, glaube ich wichtig für uns. Also nicht so die Nummer „nach Spanien fliegen“ oder sonst wohin. Ich weiß es nicht. Kann vielleicht auch cool sein. Aber gerade Berlin ist für uns so - Unbedingt hier ´ne Platte aufnehmen und unbedingt auch hier mixen…

Habt Ihr die „Living Targets“ in Spanien aufgenommen?!
Torsten: Nee, Spanien ist mir gerade nur so eingefallen…

Thomas: Bei der „Living Targets“ war es so, daß wir da nach Köln gefahren sind. Wir haben da halt 2 Monate in Köln rumgehangen. Dann mussten wieder welche zurück zum Arbeiten nach Berlin. Dann war zum Teil nur Arnim in Köln und man ist nicht so direkt dran und man wird so aus seinen normalen Lebensumständen herausgerissen. Und ich glaub, gerade wenn man entspannt irgendwas machen will, dann ist es in unserem Fall gut, eben da zu bleiben, wo man wohnt.

„Hey Joe“ ist ein persönliches Lied. Wie sehr wichtig war denn JOE STRUMMER für Euch persönlich und für die BEATSTEAKS?
Torsten: Also im Allgemeinen ist die Frage recht einfach zu beantworten. Also Joe Strummer ist Sänger und Gitarrist einer der für viele wichtigsten, ich sag jetzt extra mal NICHT Punkrockband, Band. Also THE CLASH sind, sage ich mal neben 4,5 anderen, die mir jetzt einfallen, keine Ahnung, KRAFTWERK, BEATLES, … total wichtig. Und so war es eben für alle mehr oder minder schon immer. Es gab halt Leute, die fanden Joe Strummer schon immer besser, kannten den besser, weil sie eben mehr Bücher gelesen haben, wie Arnim zum Beispiel (lacht)… Aber irgendwann hat man eben mitbekommen, daß THE CLASH so ´n gemeinsamer Nenner von allen fünfen ist. Also jeder von uns hat Platten zu Hause. Fast jeder (lacht). Jeder von uns hat ein bestimmtes Lieblingslied von so´ner Band. Und kann das auch begründen und kann sagen - Ja das ist halt - die Band war einfach stumpf für alle ´ne Lieblingsband. Schon immer.
Und als dieser Typ gestorben ist, was ja wahrscheinlich auch unsere Schuld war, weil wir bei diesem Wohnzimmerkonzert vorletztes Jahr ´n Song gecovert haben, den THE CLASH damals auch oft gespielt haben - und 3 COLORS RED, die wir eingeladen haben, auch noch ´n Song von denen gespielt haben… Und danach hat er eben den Löffel abgegeben. Und deswegen fühlen wir uns auch ein bisschen mitschuldig. Und daher dachten wir uns, die Scharte müssen wir wieder auswetzen… lacht

Soweit ich mich erinnern kann, habt Ihr vor der „Living Targets“ das Album schon mal komplett eingespielt, es EPITAPH vorgelegt, es dann aber doch verworfen & noch mal neu angefangen…
Torsten: Nicht ganz. Wir haben selber, nachdem die Sachen in Köln fertig waren, uns abends um elf auf der Tankstelle Stralauer Strasse getroffen, Peter noch komplett in Orange, weil er noch bei der BSR zu dem Zeitpunkt gearbeitet hat, und standen an so nem Kieshaufen und zwei Leute sagten, …drei oder 4 Leute, außer ich sagten: „Irgendwas ist da nicht in Ordnung, wie sollten noch mal, wir müssten noch mal…“. Und dann hab ich's mir zu Hause noch mal angehört und hab´s dann auch so gesehen (lacht). Und daraufhin sind wir halt noch mal in Berlin in´s Studio, weil da dann eben die Möglichkeit bestand, mit Billy Gold noch mal ´n paar Songs aufzunehmen. Also vorher noch mal in den Proberaum, noch mal ´n paar Songs zusammengeschustert, also vernünftig natürlich…

Thomas: Aber so richtig zusammengeschustert….

Torsten: Aber so richtig… Und dann halt noch mal mit Billy Gold eben in Berlin aufgenommen. Und da gings dann eben so richtig Bam, Bam, Bam…

Auch hat es wieder ewig lange gedauert, daß SMACK SMASH erscheint. Gab es wieder Probleme? Seid Ihr so was wie Perfektionisten, wenn es darum geht, eine Platte aufzunehmen?
Thomas: Nee, wir sind einfach nur faul. Wir brauchen echt lange, um Stücke zu schreiben. Und wir sind keine Band, die jetzt so auf Tour nebenher noch im Bus ´n Stück schreiben kann. Da sind wir schließlich zum feiern (lacht). Und deswegen haben wir uns viel Zeit genommen, um Stücke zu schreiben und zu proben vor allem. Weil es eben wichtig war, daß wir die gut spielen können, wenn wir schon live aufnehmen wollen. Deswegen war eigentlich auch die Probenphase die Längere. Die eigentliche Produktion fand bei den Proben statt. Indem man abgecheckt hat, wer was spielt, wie und so. Das Aufnehmen ging dann ziemlich schnell. Das waren 3 Wochen. Aber bei uns dauert´s eben immer ein bisschen länger. Faulheit.

Torsten: Das Problem ist, glaube ich, daß bei uns - so ist es ja lacht wenn einer von fünfen sagt: „Oh damit bin ich jetzt irgendwie nicht fein…“, und alle anderen finden´s total geil, dann gibt´s halt ´n Problem. Also da hat nicht der eine ein Problem. Da gibt´s dann eben ein Problem mit dem Lied. Weil da muss man dann eben wirklich so lange daran rumeiern und rummachen, bis alle 5 sagen: „Oh cool!“. Und wenn dann alle fünf mit so ´nem breiten Grinsen da stehen, nachdem wir den Song gespielt haben und sagen: „Oh wie geil ist das denn?“, dann kommt der halt zu den Songs, die vielleicht aufgenommen werden.

Deshalb sind auf der neuen Platte auch 12 Songs und nicht 13…
Torsten: Ähm ja. Also es waren im Studio, hatten wir sogar 16. Oder wir sind ins Studio gegangen mit 16 Ideen, wa?...

Thomas: Dann wurden´s irgendwann mal 13… Und dann hatten wir wirklich, hat der eine ganz kurz davor, kurz bevor wir sagten „Go!“, gesagt: „Äh nee, da hab ich echt noch ´n Problem mit“ und da war irgendwie klar, das Stück, da gehen wir noch mal ran. Das wird dann vielleicht was für die nächste Platte

Ich brauche immer ziemlich lange, bis ich mich in eine Platte von Euch rein gehört habe. Wenn dann der Funken aber übergesprungen ist, gibt es kein Halten mehr. Woher nehmt Ihr Eure Inspirationen. Woher die Vielfalt?
Thomas: Ich glaub die Vielfalt ist deswegen da, weil wir wirklich 5 Leute mit unterschiedlichen Musikgeschmäckern sind. Sich aber jeder einbringt. Deswegen kriegt man da halt so ´ne Bandbreite. Mit dem, daß man da so ´ne Weile braucht, das sagen uns echt viele Leute. Aber mir ist das irgendwie dann lieber, als so´ne Platte in die man sich beim ersten Ton verliebt, die aber nach zwei Wochen dann irgendwie so schon durch ist…

Torsten: So das „WEEZER-Syndrom“ zum Beispiel…. lacht

O.k., dann muss ich mal kurz vorgreifen - In diesem angesprochenen Interview - Dort wird einerseits gesagt, daß Ihr echte Familienmenschen seid, mit identischem und intakten Freundeskreis - Ein paar Zeilen später heißt es aber, daß das, was den Motor BEATSTEAKS am Laufen hält, die unterschiedlichen Charaktere und unterschiedlich großen Egos sind. Wie passt das zusammen?
Thomas: Na, auch wenn Du ´n großes Ego hast, brauchst Du trotzdem ´ne Familie…(lacht). Deswegen. Also, bei 5 Leuten sind das schon Kämpfe. Jeder muss von seinem Ego irgendwie was abgeben. Aber das ist irgendwie cool. Deswegen ist man wahrscheinlich auch Familienfähig… - Boah, das klingt irgendwie wie so´n CDU-Spot, oder?... lacht - Iiiiigittt

Hehe, was habt Ihr denn anfangs, als Ihr Euch gegründet habt, im Proberaum nachgespielt, was waren Eure Einflüsse - „so was wollen wir auch machen“ - und was spielt Ihr heute so nach?
Thomas: Onkelz, Toy Dolls… beide lachen

Torsten: Wie beide haben. Also als die BEATSTEAKS angefangen haben, haben sie, glaube ich, ganz viel TOTE HOSEN, ÄRZTE und GREEN DAY nachgespielt. Das weiß ich aber nicht, weil ich war damals noch nicht mit dabei. Ich hab mit meiner Band THERAPY? nachgespielt, Deutschpunk, Proll-Oi…

Bei einem Konzert in der Wuhlheide mit den Ärzten habt Ihr „Territorial Pissings“ von NIRVANA nachgespielt. War das auch ein großer Einfluss für Euch? Und wenn ja - was denkt Ihr so, daß das schon wieder fast 10 Jahre her ist, daß sich Kurt Cobain erschoss?
Torsten: Für die jüngeren von uns, Arnim und mich, war es glaube ich so, daß NIRVANA halt mit zu den wichtigeren Bands zählten. Also, ich hab damals - ich hör noch nicht sooo lange Rockmusik, das war Anfang der 90´er, Ende 80´er - waren das halt so Bands wie NIRVANA, GREEN DAY über die ich dann zur Rockmusik oder zu Bands wie THE CLASH oder was weiß ich gekommen bin.
Ich find die Platte (meint wahrscheinlich die NEVERMIND - Anm. d. t T.) ist eine der größten Punkrockplatten, finde ich. Der Rest von NIRVANA ist mir eigentlich scheißegal. Und ob der sich den Kopf weggepustet hat oder so, interessiert mich nicht. Die Platten sind großartig… Und der Trommler ist, glaube ich, auch ganz cool lacht…. Ansonsten ging mir das immer voll gegen den Strich. Also diese Welle, dieser Hype. Das war mir egal. Ich habe die anderen Bands aus dieser Zeit auch nicht so doll gemocht. Ich find die Platte cool, weil sie für mich Punkrock war. Aber eben nur…. Es war halt ´ne geile Platte. Alles andere fand ich unwichtig. Thomas, was sagst Du?

Thomas: Ähhh - das war voll wie Du es gesagt hast, wa? lacht

Ach ja. Und Ihr habt auch „Bravopunks“ von der 5,6,7,8 - Bullenstaat gespielt. Von den ÄRZTEN, mit denen Ihr auf Tour wart. Welchen Stellenwert besitzen sie und beispielsweise auch die HOSEN heutzutage für Euch.
Torsten: Äh, wir mussten den spielen, weil Rod hat die Ansage gemacht. Wir haben die Platte umsonst bekommen von Bela. Aber Rod meinte: „Aber schön die Platte anhören“. Und dann mussten wir uns die halt anhören, weil sonst hätten wir´s natürlich nicht gemacht… lacht…..
Nee, also ich hab im Kinderferienlager, also ich bin Ostler, so wie es damals war, also ÄRZTE, ONKELZ, TOTEN HOSEN - auch wenn´s keiner hören will - gehört. Irgendwie wollte die jeder hören und man konnte sie halt nicht hören, außer man hat Westverwandte gehabt. Dann hat man halt 10 Mark für ´ne Kassette bezahlt, wo dann ÄRZTE und TOTEN HOSEN Songs drauf waren. Wobei ich aber ziemlich schnell gemerkt habe, daß das die beiden Bands einzigen waren, die man sich anhören konnte und die ONKELZ halt nicht…. Und im Kinderferienlager hat man natürlich mit seiner ersten Kinderferienlagerfreundin zu „Zu spät“ getanzt. Und bei „Hier kommt Alex“ dann wurde dann feinster Kriegspogo aufs Parkett gelegt lacht und das hat sich, glaube ich, rübergerettet, über die letzten 20 Jahre.
Als ich die dann live gesehen habe, früher konnte ich das natürlich nicht, war ich schon beeindruckt. Bei beiden Bands. Beide auf ihre Art. Da hab ich so gedacht: „Wow, cool, daß es in Deutschland so was gibt, wie diese beiden Bands…“.

Für manche gibt es ja nur die einen oder die anderen. Mal so´ne „Vs. - Frage“ - ÄRZTE oder HOSEN?

Torsten: Westernhagen, hehe.

Thomas: ÄRZTE !!!

Torsten: ÄRZTE!?

Thomas: ÄRZTE !!!

Torsten: Also bei den neueren Sachen find ich die ÄRZTE besser. Bei den alten Sachen find ich die HOSEN besser.

Inwieweit seht Ihr das, was Ihr macht als Punk(rock). Gab es von außen auch schon mal Kommerzvorwürfe oder Ähnliches?
Thomas: Also, eigentlich nicht so richtig. So richtige Vorwürfe haben wir nicht bekommen. Auch nicht, wo wir jetzt ´n neues Label haben oder so. Es hat sich eigentlich niemand großartig aufgeregt.

Torsten: Unsere Internetseite ist halt nicht so cool… beide lachen

Thomas: Bei Konzerten gibt es schon ab und zu Punkrockdiskussionen. Aber eigentlich schlagen wir uns da immer ganz wacker.

Wie kam es zu dem Deal, daß sich WEA in Deutschland um Promo und Vertrieb der neuen Platte kümmert. Und warum?
Thomas: Äh, WEA hatte Interesse an uns und wir hatten Interesse, bei denen ´ne Platte zu machen. Und dann haben sich WEA und EPITAPH einfach zusammengesetzt und haben das irgendwie ausgeklügelt, wie man das am geschicktesten machen kann. Das lief dann darauf hinaus, daß die WEA in Deutschland die Platte herausbringt und EPITAPH sich weiter darum kümmert, daß die in Europa, Amerika und sonst wo rauskommt.

Und wie sieht´s aus? Funktioniert es?
Thomas: Bis jetzt funktioniert es sehr gut. Für uns ist es auch einfacher mit ´ner deutschen Plattenfirma, die in Hamburg sitzt & die schnell mal nach Berlin fahren kann zu arbeiten, als jetzt mit ´ner Plattenfirma in Amsterdam. Dann gibt´s Sprachschwierigkeiten…. Von daher sind wir jetzt ganz froh, daß es jetzt ein bisschen näher an uns dran ist, daß die Wege kürzer sind. Wobei ich aber auch finde, daß EPITAPH echt cool gearbeitet haben.

Torsten: Also wir haben mit EPITAPH bestimmt Glück gehabt und wir haben auch jetzt relativ Glück, glaube ich, mit den Leuten, die mit uns zusammenarbeiten. Also, man hat es gemerkt. Die ersten Tage, wo wir im Studio waren und die sich die Sachen angehört haben - da kam nicht so ein: „Hmh, was macht denn Ihr?!?“. Und die Platte klingt halt schon, finde ich, nicht so, wie man es jetzt vielleicht von ´ner Band erwarten würde, daß die jetzt bei nem Major ist. Also das ist jetzt nicht die absolute Popplatte, die total ausgebügelt ist. Also die waren schon immer fein mit diesem ‚live' einspielen und fanden das cool. Und von daher war das eigentlich im Endeffekt voll ´ne richtige Entscheidung mit denen.

Oh, da habe ich ja noch ´ne Frage zur Platte vergessen. Wieso habt Ihr das Album in 4 unterschiedlichen Studios aufgenommen?
Thomas: Wir wollten ´ne ganz kleines Studio dabei haben mit ´nem relativ trockenen Sound. Und wir wollten aber auch so den großen Saal haben mit ´nem langen Hall. Und da sind wir so auf drei Studios gekommen, in die wir gehen wollten. Das war einmal das ‚Mama Sweet Studio' (?), so´n Kellerstudio in Kreuzberg. Dann noch der ‚Saal 4' und das ‚K 4', ehemalige Rundfunkstudios im Osten. In der Nalepastrasse.
Und damit hatten wir eben die Möglichkeit zu verschiedenen Stücken, verschiedene Atmosphären zu haben. Und das vierte Studio, das war eigentlich kein Studio, das war der Knaack-Club…

…wovon Ihr aber letztendlich nichts genommen habt…
Thomas: Da sind die Handclaps her, die auf „Atomic Love“ zu hören sind. Die sind aus dem Knaack. Da haben wir dann eben mal so für Freunde und Familie gespielt und haben aber dazu noch aufgenommen.

Man preist Euch immer als unglaublich großartige Liveband. Und Anfang Februar konnte ich mich im SO 36 auch endlich selbst davon überzeugen. Ist es für Euch tatsächlich so schwierig, dieses Gefühl auf Platte zu übertragen?
Thomas: Irgendwie ist ‚live' viel mehr Adrenalin im Spiel. Und ich glaub das hört man dann irgendwie so. Und es muss wohl Leuten gefallen.

Apropos Adrenalin. Bei diesem Sprung vom, ich glaube 4 Meter waren das bestimmt, Boxenturm. Mit Salto. Meint Ihr nicht, Arnim hatte da ein wenig Angst?
Torsten: Ich glaube, ich habe immer mehr Angst, als er. Definitiv. Weil, egal wo wir sind, der hopst ja immer von irgendwelchen Ballustraden oder Boxen oder PA-Anlagen runter. Ja, Arnim ist halt ´n Zirkuskind. Und der ist halt Zigeunerjunge und die haben da ja keine Angst vor Höhe. Ohne Netz und doppelten Boden, hehe. Er achtet aber schon darauf, das Gespräch hatten wir öfter auch - er macht das schon so lange, er ist früher auf Konzerten ganz normal, als People von der Bühne gesprungen, ohne jetzt für sein Publikum - und weiß, glaube ich, irgendwie, was sich beim diven gehört, was man mach. Und er würde wahrscheinlich nie von irgendeiner Box runterspringen, wenn da unten 3 Leute stehen, die sich gerade ´ne Zigarette gegenseitig an machen und ´n Bier trinken. Das kann der schon einschätzen. Wahrscheinlich ist es dann wirklich nicht so gefährlich. Es sieht eben nur immer extrem krass aus.

Ok, kommen wir langsam zum Ende, aber weiter im Text. In Deutschland, das habe ich ja mitbekommen, kriegt Ihr nahezu jede Location ausverkauft, oder? Wie sieht das im Rest von Europa oder der Welt aus? Ich kann mir irgendwie nur schwer vorstellen, daß die Leute da eine deutsche Band so abfeiern können…
Torsten: Als wir jetzt in Mailand waren und 70 Leute da waren, die haben uns auch abgefeiert. Also die hatten auch Spaß. Die 70. Da hätten zwar auch 800 reingepasst lacht, aber….. Keine Ahnung. Wenn sie kommen würden lacht, dann würden sie bestimmt auch Spaß haben…

Thomas: Die 350 in London, die hatten auch Spaß. Sonst waren wir aber auch viel bei solchen Festivaltourneen in anderen Ländern, in Europa und Amerika und da haben sich die Reaktionen so vom Publikum auch nicht viel unterschieden als die in Deutschland.

Denkt Ihr, daß Ihr jetzt mit der „Smack Smash“ wieder einen Schritt weiter gehen könnt & eine weitere Stufe auf der Erfolgsleiter erklimmen könnt?
Thomas: `Ne weitere Stufe auf der Leiter schon. Ob es die Erfolgsleiter ist, weiß ich auch nicht. Keine Ahnung.

Was steht denn in Zukunft (neben der 5-wöchigen Tour) bei Euch an?
Thomas: Ja, wir werden 5 Wochen unsere eigene Tour machen. Dann werden wir wahrscheinlich jedes Festival spielen, dieses Jahr, das wir kriegen können. Wir spielen die DECONSTRUCTION-TOUR, da können wir durch Europa fahren. Und dann mal weiter gucken. Also wir werden alles spielen, was wir spielen können.

Ja dann bedanke ich mich erstmal ganz herzlich bei Euch. Wünsche Euch weiterhin viel Erfolg und lasst es Euch gut gehen. Vielleicht ein paar letzte Worte für unsere Hörer und Leser?

Torsten: lacht Hehe, das muss immer ich machen… (in Gedanken) Letzte Worte für unsere Hörer und Leser. Das ist einmal das uniRadio und einmal dieses Onlinezine, nicht?

Genau.

Thomas: Nicht CDU wählen…

Torsten: Ja, was soll man da jetzt sagen? „Nicht CDU wählen“ ist nicht schlecht. Jetzt sind doch bald wieder Wahlen überall, oder?

Thomas: Ja, es sind wieder Wahlen. Macht bloß Eure Abschlüsse - Sicher ist sicher.

Torsten: lacht Stimmt, Thomas weiß wovon er redet. Nee, immer schön nachdenken, wenn man sein Kreuzchen irgendwo macht. Ob das bei der Prüfung ist, oder im Wahllokal. (Stolz über sich selbst) - Ooohhh!

So denn. Danke für das Gespräch.