Mimi Maura

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„Mimi Maura“, eine Frau, eine Band. Ein Name, mehrere Bedeutungen.
Zum einen Alter-Ego von Mimi Acevedo, der reizenden Puerto Ricanischen Sängerin, die ihre musikalische Heimat in Argentinien und im Sound der frühen 60er gefunden hat. Zum anderen die Band „Mimi Maura“.

Eine Band, die aus Ex-Mitgliedern der „Fabulosos Cadillacs“ besteht und zu aus Liebe der besagten Sängerin zum damaligen Saxofonisten der „Fabulosos Cadillacs“, Sergio Rotman, und deren gemeinsamer Liebe zum Ska, Rocksteady und Calypso entstand und sich heute zu einem argentinischen Phenomen entwickelt hat. Eine Band, die anfing, in kleinen Sälen zu spielen und ihre selbst-produzierten CD ausschließlich auf Konzerten verkaufte und heute bei einem Major gesigned ist. Eine Frontfrau, die ihre Rock´n´Roll-Vergangenheit bei der Frauen-Rockband „Alarma“ hinter sich ließ, um „Mimi Maura“ ein Gesicht und eine Stimme zu verleihen. Eine Stimme, die sinnlicher und rauer zugleich nicht sein könnte. Ein Gesicht, das bei Tausenden von Argentiniern wehmütige Erinnerungen an einzigartige Konzerte hervorruft. Eine Band, die sich selbst treu geblieben ist, und trotz des Majors weiterhin Alben auf ihren Konzerten verkauft, die sonst nicht erhältlich sind. Aus Liebe zur Musik, zur Bühne und zu den Fans. Und aus Liebe zueinander, die das Fundament für diese einzigartige Band bildet.

Die Band nennt sich Mimi Maura, du heißt Mimi Acevedo. Woher genau kommt der Begriff „Maura“ oder wer ist „Mimi Maura“?
Mimi: Das sind die Band und die Sängerin. Mimi Maura ist ein Künstlername und ich bin Mimi Maura, aber wir haben von Anfang an als Band funktioniert, und nicht ich allein als Sängerin. Alles was wir machen, machen wir in der Gruppe, also die ganze Energie und wie wir die Lieder schreiben, entsteht zusammen.

Sergio: Für uns war es auch wichtig, als Band zu funktionieren, d.h., als wir die Band gegründet haben, haben wir natürlich unsere Freunde gefragt, ob sie einsteigen würden. Wir zwei haben uns in Puerto Rico kennen gelernt, wo wir eine ganze Weile gelebt haben, bis wir die Band gründeten und nach Argentinien gegangen sind.

Zu der Zeit hast du noch bei den „Fabulosos Cadillacs“ und „Cienfuegos“ gespielt?
Sergio: Ja, genau. Aber die Sache ist die, dass Buenos Aires eine sehr krasse Stadt ist, musikalisch gesehen. Vielleicht sogar die Stadt der Welt, in der am meisten passiert in Bezug auf „Rock en espanol“. Von daher war es auch interessant für uns mit der Doppeldeutigkeit des Namens zu spielen, und zwar, dass Mimi Maura eine Sängerin ist, aber auch eine Band. Für uns machte es keinen Sinn, wenn wir sie als Sängerin hatten, die für mich die beste der Welt war, der band einen Namen zu geben wie „Die soundso“ oder so ähnlich. Die Idee war, ihre Stimme in den Vordergrund zu stellen. Also haben wir die Band gegründet, die zugleich Sängerin als auch Band ist, und haben dem Publikum somit die Möglichkeit gelassen, selbst zu entscheiden, wer oder was Mimi Maura ist.

Durch eure Verbindung zu den „Fabulosos Cadillacs“ habt ihr oft mit ihnen zusammen gespielt bzw. ward deren Vorband. Hat das zu eurem Erfolg beigetragen?
Sergio: Nein, eigentlich viel weniger, als wir gehofft hatten.

Mimi: Bei den ersten Konzerten die wir gespielt haben, zu denen vielleicht 20 Leute kamen, war kein einziger dabei, der wegen den Cadillacs kam. Und immerhin waren anfangs vier von den Cadillacs in der Band.

Sergio: Wir dachten, dass wir die Leute vielleicht zu uns rüberziehen könnten. Aber die Rechnung ging erstaunlicherweise nicht auf.

Mimi: Vielleicht liegt das auch daran, dass die Leute sich mehr mit dem Sänger einer Band identifizieren, als mit den anderen Bandmitgliedern.

Sergio: Das komische war aber, dass wir beide von einer Band kamen [den Cadillacs], die eine halbe Millionen Alben verkauft hatte und uns außerdem von der Musik her sehr ähnlich war.

Mimi: Beide Bands hatten dieselbe Basis. Und das Schlagzeug und die Percussion von Mimi Maura waren auch Cadillacs.

Ihr habt damals eure ersten Alben bei eurem eigenen Label „Canary High Fidelity“ heraus gegeben. War es viel Arbeit, die Band zu haben und nebenbei auch den Vertrieb zu organisieren?
Mimi: Eigentlich nicht. Am Anfang waren wir ja auch viel kleiner. Danach sind wir größer geworden und es ist uns aus den Händen geglitten, und jetzt geht’s uns super gut…

Sergio: …aber wir haben eine Unmenge an Geld verloren damals.

Mimi: Zu einem gewissen Punkt war es aber auch schwierig, weil wir z.B. unsere CD´s nicht an einem Ort vertreiben konnten, der weiter entfernt lag, sondern nur auf den Konzerten. Deswegen haben wir vor zwei Jahren angefangen, auf unabhängige Art und Weise mit Sony zu arbeiten, um nicht mehr das Problem mit dem Vertrieb zu haben.

Sergio: Das heißt, wir haben Sony die Lizenzen für unsere Alben verkauft, damit sie die in Argentinien vertreiben. Aber die Rechte bleiben bei uns. Wir bekommen auch keine internationale Unterstützung von Sony, aber auf gewisse Art und Weise ist das auch gut so. Zur zeit kosten wir Sony noch Geld, und trotzdem spielen wir jetzt in Deutschland fünf Shows. Das zeigt uns, dass da noch etwas mehr ist, als nur das Geld und den Künstler zu verkaufen. Außerdem gibt es nur zwei oder drei Künstler, die weltweit promoted werden. Zum einen Shakira und Ricky Martin und dann die Backstreet Boys. Bands, die dafür da sind, verkauft zu werden. Und da wir uns nicht verkaufen lassen und nur ein paar Spinner sind, die gern spielen, bekommen wir halt keine weltweite Unterstützung. Und trotzdem spielen wir jetzt in Berlin.

Wie war denn eure Reaktion, als die Einladung für die Shows beim Heimatklänge-Festival in Berlin kam?
Mimi: Zuerst haben wir uns natürlich nicht viele Illusionen gemacht, weil wie oft Angebote bekommen, die sich letztlich wieder zerschlagen. Also dachten wir, wenn klappt, super. Letztes Jahr waren wir schon in Spanien und haben dort in Madrid und Murcia gespielt. Auf dem „Mar de Musicas“. Das war auch ohne Unterstützung von außen und nicht weil wir einem Major sind oder ähnlichem, sondern nur, weil den Leuten, die das Festival organisiert haben, unsere Musik gefiel.

Sergio: Es ist schon ein bisschen komisch, dass wir keine Veröffentlichung hier im Ausland haben. Aber wie haben auch nichts dergleichen geplant. Heute haben wir uns mit dir getroffen und nicht mit einem Platenlabel oder Vertrieb, weil es uns ganz einfach nicht interessiert. Wir haben ja auch einen Sohn, der mit uns auf Tour ist. Und unser Ziel ist nicht „World Domination“.

Eure favorisierten Musikstile sind Ska, Reggae, Rocksteady, Boleras und Calypso. 2002 habt ihr allerdings den Premio Gardel in der Kategorie „Beste weibliche Rock-Sängerin“ gewonnen. Wenn also Ska und Rocksteady in Argentinien zum Rock gehören, was genau ist dann „rock argentino“?
Mimi: Ich würde sagen, Rockmusik zu machen ist mehr eine Frage der Einstellung. Unsere Shows sind ja auch immer sehr heiß und laut. Wir lassen in unsere Musik, den Reggae und Ska, auch immer eine gewisse Art von Rock mit einfließen. Der „rock argentino“ oder „rock en espanol“ ist außerdem generell offen für verschiedene Einflüsse. „La Bersuit“ z.B., eine der bekanntesten argentinischen Bands, spielen die unterschiedlichsten Musikstile, darunter typisch lateinamerikanische, und werden ebenfalls als Rockband bezeichnet.

Woher kommt der musikalische Wechsel vom Hevy Metal mit der Band „Alarma“, mit der du vorher gespielt hast, zum Ska und Rocksteady?
Mimi: Anfang der ging ich immer zu Ska und Rocksteady tanzen in Puerto Rico. Die Szene war zwar nicht große, weil Puerto Rico so klein ist und keine Bewegung dort jemals groß ist, aber es gab schon eine Szene dort. Die Sache mit Band war allerdings die, dass die Mädels, mit denen ich zusammen spielte, alle nicht wussten, wie man Ska und Reggae spielte, da sie andere Musik hörten. Härtere Sachen. Also fingen wir mit einer Fusion an. Wir waren ja auch vorrangig ein Frauen-Projekt.

Und dabei kam dann Metal heraus?
Mimi: Eigentlich war es nicht wirklich Heavy Metal.

Sergio: Die Sache ist ja auch die, dass Mimi Boleros singen kann, wie auch harte Sachen.

Mimi: Unsere Musik wurde mit unendlich vielen verschiedenen Titeln bezeichnet, bis zum Grunge…Für die einen war es Heavy Metal, für die anderen Grunge. Letztlich war es der Stil der 90er, den wir gespielt haben. Wir haben unsere eigenen Lieder geschrieben und „rock en espanol“ gespielt, wenn du so willst.

Ihr zwei seit privat ein Paar und spielt zusammen in der Band. Ist es schwierig zusammen zu leben und zu arbeiten?
Mimi: Nein, im Gegenteil. Wir sind jetzt schon seit neun Jahren zusammen und die Musik ist eigentlich das, was uns am meisten vereint. Insbesondere Reggae und Ska ist das, was uns zusammen bringen. Wir hören natürlich auch andere Sachen, die wir gegenseitig nicht ausstehen können, wie Janis Joplin z.B....

Sergio: oder Mimi mit Black Flag…Mit Reggae und Ska haben wir uns quasi auf der Mitte getroffen. Abgesehen mal davon, trennen wir die Musik nicht von unserem Leben. Die Alben und unsere Musik sind eigentlich eine Fortführung unseres Lebens. Wir setzen uns ja auch keine Maske auf, wenn wir auf die Bühne treten. Wenn andere Bands das machen ist das o.k, es ist bloß nicht unsere Art. Wenn es also der Band gut geht, wird das Konzert gut. Wenn es uns schlecht geht, wird auch das Konzert schlecht. Unser Sohn ist ja auch mit auf Tour und war gestern mit auf der Bühne. Das gehört alles zusammen bei uns.

Auf eurem letzten Album „Frenesi“ sind zum ersten Mal nur Songs von Mimi Maura, d.h. keine Cover-Versionen alter Ska-Klassiker, keine Songs auf Englisch und auch keine Songs von Mimi´s Vater Mike Acevedo enthalten. Ist das das erste wirkliche Mimi Maura Album?
Mimi: Wir wollten ein Album machen, das anders war, als die, die wir vorher produziert hatten. Vorher haben wir viele Songs von meinem Vater und alte Klassiker gespielt. Dieses Mal wollten wir allerdings etwas anderes machen, Songs die von uns geschrieben wurden, von den Jungs aus der Band. Aber grundsätzlich gesehenen, mögen wir ja alle Musik und wir werden auch nicht aufhören Cover zu machen.

Deshalb auch das neueste Album „63-68-74. Mimi Maura toca Rocksteady, Ska y Calypso“, welches ausschließlich Cover-Versionen enthält?
Sergio: Genau, das war wiederum das Gegenstück zu unserem letzten Album „Frenesi“!

Warum kann dieses Album wieder nur auf euren Konzerten gekauft werden?
Sergio: Weil in Argentinien alles etwas schwieriger ist, als es das vielleicht hier wäre. Erstens bieten wir unseren Fans etwas Besonderes an, wenn wir die CD auf den Konzerten verkaufen und zweitens, verdienen wir mehr an den einzelnen CD´s, wenn wir sie selbst verkaufen, als in den Plattenläden. Hinzu kommt, dass wir wieder zu unseren Wurzeln zurückkehren wollten. Mit den Preisen und dem Erfolg haben wir unsere Ursprünge etwas verloren bzw. verdrängt, und wir wurden mehr mit Boleros und lateinamerikanischer Musik assoziiert. Jetzt war der Moment zu sagen: Schluß damit, was uns eigentlich gefällt ist Reggae und Ska! Nichtsdestotrotz werden wir weiter die verschiedenen Stile mischen, mischen, mischen, und jedes Mal mehr mit einbringen. Das war jetzt aber auch einmal die Möglichkeit, mit dem Herkömmlichen zu brechen: Ein Album, ein Jahr Tour, ein Album, ein Jah Tour. Die letzte CD ist vielleicht sechs, sieben Monate alt, und schon kommen wir mit etwas völlig neuem. Unser Label ist nicht sehr glücklich darüber…

Das neue Album ist also nicht bei Sony erschienen?
Sergio: Nein, wir haben ja keinen Vertrag mit Sony…Leider, das ist nicht, weil wir es nicht wollen und unsere Unabhängigkeit uns die besseren Möglichkeiten bietet. Wir verkaufen zwar unsere Alben, aber immer noch nicht genug für eine große Plattenfirma. Die wollen mehr, mehr von unserem Blut…

Auf der anderen Seite ist es auch etwas Besonderes für die Fans, die erst zum Konzerte gehen müssen, um sich dort das Album zu kaufen.
Mimi: Ja, natürlich. Es war auch an der Zeit eine CD für die Fans zu machen, die diese Lieder von den Konzerten kannten. D.h. ein Album für die Fans, die die Lieder bereits kannten und sich dann die CD mit nach Hause nehmen konnten, um die Lieder zu Hause zu hören.

Sergio: Es war auch wirklich erstaunlich, dass an dem Tag, an dem wir die CD präsentiert haben, ca. vierzig Prozent des Publikums sich die CD gekauft haben. Denn es kostet alles viel Geld insgesamt. Zuerst der Eintritt für das Konzert, plus das Bier, was man trinkt und dann die CD. Aber die Leute haben echt gespart, um sich die Cd auf dem Konzert zu kaufen, und das ist das, was uns wirklich wichtig ist.

Wieviel Stück gibt es von dem Album?
Sergio: 1500 Stück, glaube ich…

Mimi: Aber wir mussten schon wieder neue nachmachen.

Sergio: Wir gehen halt zuerst zu der Fabrik, wo die CD´s hergestellt werden, dann zur Druckerei, für die Cover, und tragen die Sachen dann so zusammen. Das haben wir immer so gemacht. Und ich muss sagen, dass es für mich wirklich etwas Besonderes ist, meine eigenen CD´s heraus zu bringen, gerade weil ich auch so lange bei einem Major war vorher, mit den Cadillacs. Und die CD´s erhalten so einen weitaus günstigeren Preis.

Ihr seid vorgestern angekommen. Wie lief die erste Show in Deutschland nach der anstrengenden Reise?
Mimi: Wir sind vorgestern Abend angekommen und gestern war unsere erste Show. Eigentlich lief alles sehr gut gestern.

Sergio: Es war sehr überraschend für uns, wie gut es lief. Denn eigentlich ist es komisch, für eine Band, die weder Unterstützung von der Plattenfirma hat, noch mit einem Lied bekannt ist, hier zu spielen. Das ist quasi eine doppelte Herausforderung, da die Leute zum Konzerte kommen und sich sagen: Schauen wir mal… Und dann 25% des Publikums zum Tanzen zu bringen ist schon ein Erfolg.

Man kann eure CD noch nicht in Deutschland kaufen. Wie kommt man dann zu eurer Musik?
Mimi: Doch, kaufen kann man sie schon. Im Internet und auf unseren Konzerten. Aber wir haben noch keinen Vertrieb.

…was auch kein Problem ist, da das erste Konzert von Mimi Maura trotz des Mittwochs gut besucht war und die CD´s bei den Heimatklängen sicherlich genauso gut weggehen werden wie auf den Konzerten in Argentinien. Und wer weiß, vielleicht merken die Labelchefs auch doch, dass es sich lohnen würde, die Band und Frontfrau Mimi Maura etwas mehr zu unterstützen.

Autor: Anne