Ursprünglich aus Wien stammend, haben es Noiseshaper in der kurzen Zeit ihrer Bandgeschichte schon zu einigen Highlights gebracht: Die Veröffentlichung ihres ersten Albums bei Rockers Hi-Fi´s hauseigenem Label „Different Drummer“, Remixe für Sly & Robbie und Outkast und der erst kürzlich ausgesuchte Track „The Only Redeemer“ für die amerikanische Serie „CSI Miami“. Anlässlich der Veröffentlichung des neuen Albums „Rough out Tdhere“ un der Record-Release-Party am 17.6. im Bastard folgt an dieser Stelle nun ein Interview mit den zwei Köpfen hinter Noiseshaper : Axel Hirn und Flo Fleischmann, deren Sänger Juggla und dem Percussionisten Felix.
Die Band existiert ja bereits seit 1999. 2001 kam das erste Album „Prelaunch Sequence“ heraus, 2003 folgte dann das zweite Album „The Signal“ von dem der Song „All A Dem A Doo“ in internationalen Radiostationen gespielt wurde. Ist das nicht ein ziemlicher Senkrechtstart für solch eine junge Band?
Flo: Ach, wir sind eigentlich schon eine recht alte Band. Ich meine, gut, wir sehen jünger aus, aber…
…als Band seid ihr schon recht jung und hattet einen ziemlich guten Start.
Axel: Ja, als Band sind wir jung.
Flo: Und wir hatten einen guten Start, stimmt. Wir haben ja dann Juggla getroffen, mit dem alles ziemlich gut funktioniert hat. Auf unserer ersten Platte hatten wir ja noch verschiedene Gastsänger, was etwas schwieriger war.
Das heißt, es ist also auch Juggla´s Einfluss zu verdanken, dass die zweite Platte recht erfolgreich wurde?
Axel: Ja, wir haben ihn gewissermaßen aus all den anderen Gastsängern ausgesucht…
Flo: …und einfach für das zweite Album benutzt.
Juggla: Ja, so ist das. Ich werde immer nur benutzt…
Axel: …manchmal nutzen wir ihn auch aus…
Ihr zwei kommt ja ursprünglich aus Wien. Juggla wohnt in Birmingham, Flo mittlerweile in Berlin und Axel jetzt in London. Wie arbeitet ihr zusammen?
Flo: Ich weiß auch nicht so recht, aber irgendwie funktioniert es. Technik macht es möglich.
Axel: Wir haben uns jetzt z.B. in Berlin getroffen, um zu proben. Den Gesang für das Album haben wir in Birmingham aufgenommen und in Wien haben wir es dann abgemischt…
Und wer schreibt letztlich die Musik?
Axel: Wir zwei (Axel und Flo).
Wie kann man sich das vorstellen? Sitzt ihr beide zu Hause vor dem Computer und bastelt vor euch hin?
Flo: Wir arbeiten beide erst einmal an unseren Ideen und treffen uns dann, um sie zu strukturieren. Und dann kommt Juggla dazu und schreibt die Texte.
Wie oft trefft ihr euch?
Axel: Wenigstens alle zwei Monate.
Flo: Es gibt da ja auch diese billigen Ryanair-Flüge jetzt…Manchmal verpasst auch mal jemand seinen Flug, wie Juggla zum Beispiel, der vorgestern eigentlich schon kommen sollte. Sodass wir dann etwas besorgt waren, ob er denn überhaupt zur Show am Freitag da sein würde.
Juggla: Ah, ich wollte eigentlich nur sehen, ob sie mich wirklich wollten, weil sie mir die ganze Zeit erzählen, dass sie mich durch einen anderen Sänger ersetzen wollen. Da dacht ich mir ich bluff sie mal, indem ich den Flug verpasse. Ich wollte bloß ein bisschen Aufmerksamkeit…
Ihr habt euer Album ja im Adrian Sherwood „On-U Studio“ aufgenommen. Wie habt ihr den Kontakt dorthin bekommen?
Axel: Wir haben nur Teile des Albums dort aufgenommen. Und ich habe Adrian durch einen Freund kennen gelernt. Er hat aber nicht produziert, war aber ab und zu einmal da.
Worauf bezieht sich eurer Album-Titel „Rough out There“?
Juggla: Wo ich herkomme, entwickelt sich gerade eine Kultur von vermummten Jugendlichen mit Kapuzen und Waffen, die in Gruppen umherziehen. Die Idee kommt also daher und bezieht sich gleichzeitig auf die ganze Welt. Das klingt jetzt etwas klischeehaft, aber es stimmt. Es geht im Grunde genommen um die ganze Härte, die es da draußen gibt. Und wenn du dich mit Reggae beschäftigst, mit der ganzen Consciousness, dann hat es auch damit etwas zu tun. Es ist bloß gerade etwas schwierig, das genau zu erklären.
Flo: Ja, es ist eine harte Welt in der wir leben…
Juggla: Ja, genau, es ist eine harte Welt und schon landet man bei dem Titel „Rough out There“.
Die Band definiert sich ja dadurch, verschiedene Stile wie Reggae, Dub und House zu vermischen. Woher kommen all diese Einflüsse?
Alex: Von der Musik, die wir selbst hören.
Flo: Also eigentlich höre ich immer noch viel Reggae, Juggla hört Reggae und Axel hört House.
Aha. Axel ist also eure Dance-Fraktion?
Juggla: Nein, ist er eigentlich nicht. Wir wollen ihn bloß immer gern in diese Schublade stecken.
Flo: Ja, eigentlich hört er die ganze Zeit Techno, House und so…
Juggla: Ich meine, die Wahrheit ist, dass wir von einer ganzen Menge an Sachen beeinflusst werden. Aber das wichtigste ist, dass es conscious music ist. Roots, Reggae, Spiritualität…Obwohl ich halt mit Sachen wie Wam und Motown aufgewachsen bin.
Habt ihr vorher in anderen Bands gespielt?
Axel: Ja, wir zwei.
Flo: Wir haben in einer Band gespielt, die Big Beat machte. Die war aber ziemlich schnell. Ich musste Schlagzeug spielen und das war so schnell, das waren fast 160 beats per minute. Deswegen war ich dann immer müde. Ich konnte ja nicht einmal vier Minuten so schnell spielen, dann tat mir schon immer mein Arm weh. Und dann haben wir uns immer heimlich bei Axel zu Hause getroffen, weil er ein kleines homestudio hatte. Die anderen Bandmitglieder meinten dann immer, das wäre doch doofe Musik. Da haben wir uns dann entschieden, die Band zu verlassen. Dann ging ich zuerst nach Berlin und Axel kam dann ein Jahr später nach, weil er sich verliebt hatte.
Auf dem neuen Album ist ein spanischer Track namens „Perdido“ enthalten, der von einem Gitarristen namens Hector gespielt wird. Worum geht es bei dem Song, wo es doch einzige spanische auf der Platte ist?
Flo: Oh ja Hector. Das Problem ist nur, dass wir seinen Nachnamen im Booklet falsch geschrieben haben. Jetzt ist er wirklich sauer, glaube ich. Aber er war wichtig für den Song. Die Sache ist nämlich die, dass ich mit einer Spanierin zusammen war, die mich verlassen hat. Und „Perdido“ heißt verloren, d.h. ich fühlte mich etwas verloren danach. Deshalb habe ich den Song geschrieben und dachte, der bräuchte ein wenig spanish vibe, weil meine Ex-Freundin ja Spanierin war. Dann kam Hector dazu, den ich von ein paar Cafes hier flüchtig kannte, und von dem ich wusste, dass er gut spielen konnte. Und so entstand dann der Song.
Auf dem Album steht, dass weltweit nur auf 3000 Stück limitiert ist. Andere Alben eures Labels Echobeach auch. Woher kommt das?
Flo: Ja, die schreiben das auf jedes Album, aber letztlich ist das nur ein Promotion-Trick, damit Sammler die Alben schneller kaufen. Ich hab dann letztens auch mal den Labelchef gefragt, was denn wäre, wenn jetzt die Alben alle verkauft würden, ob es dann ein Re-Release geben würde oder so.
Dann gibt es wahrscheinlich ein Re-Release, oder? Aber zurück zur Band: Seht ihr euch eher als Soundtüftler oder als Band?
Axel: Wie tüfteln zwar mit dem Sound aber wir sehen uns als Band.
Flo: Ich meine, wenn wir einen Song anfangen dann beginnen wir meistens mit dem Beat. Und dann kommt die Bassline. Die Bassline ist bei mir aber fast immer Reggae.
Felix: Das ist fast wie beim Blues. Es gibt halt bestehenden Pattern, die neu gewürfelt werden und aus denen man dann immer wieder seinen Song draus macht.
Eurer Song „The only Redeemer“ wurde erst kürzlich für die Serie CSI Miami ausgewählt. Wie war eure Reaktion auf diese Neuigkeit?
Flo: Wir haben die Serie nie gesehen…
Axel: Ich denke unsere Promotion-Agentur in den Staaten war darin involviert. Aber ich denke, irgendwer, der für die Serie arbeitet muss unsere Musik gekannt haben. Und außerdem ist das eine amerikanische Krimi-Serie, da wollen wir natürlich das Geld.
Flo: Wir haben gestern auch eine neue mail von einem Hollywood Film bekommen. Wie hieß der gleich noch?
Juggla: Die war dem, der Starsky & Hutch in den Siebzigern machte, weißt du? Ich bin nicht sicher, aber ich glaube das wird ein großer Hollywood-Film.
Flo: Für den sie wieder 5 Sekunden unserer Musik verwenden wollen…
Ihr seid ja nun auch in den Staaten bekannt. Wie sieht es denn mit einer Tour dort aus?
Axel: Na ja, Amerika ist groß. Ich weiß nicht, ob wir da wirklich bekannt sind.
Flo: Was wir aber wissen ist, dass eine gewisse College-Szene unsere Musik hört. Da wird sie dann immer im College Radio gespielt. Unsere meisten Fan-mails kommen auch aus Amerika. Wir gehen dann im Herbst dort auf Tour.
Ihr habt ja schon Sly & Robbie und Outkast geremixt. Kommt da demnächst etwas Neues?
Flo: Wir haben eine neue Anfrage von einer Band aus Amerika, die heißen Seroline. Aber ich denke die sind recht unbekannt. Wir kriegen die Anfragen immer von unserer Remix-Agentur aus London.
Wo denkt ihr, ist der beste Ort eure Musik zu machen? Berlin, England oder Österreich?
Juggla: Um ehrlich zu sein, haben wir da gerade erst kürzlich darüber geredet. Ich wohne ja in Birmingham und da ist eine große Reggae Szene, ein bisschen von allem. Aber manchmal ist man gar nicht bekannt, wo man herkommt. Wohingegen man außerhalb dann ernst genommen wird, weil man eben da herkommt. In Berlin waren wir auch ein bisschen besorgt, um die Record-Release-Party morgen.
Flo: Ja, weil Berlin einer der härtesten Orte zum spielen für uns ist.
Wie ist es denn in England?
Axel: Schlecht.
Flo: Wir sagen immer: In Amerika bezahlen sie gut aber langsam. In Deutschland nicht so gut aber schnell und in England bezahlen sie gar nicht.
Übermorgen geht es ja auch nach Prag zum Reggae-Festival. Wohin geht die Tour noch?
Flo: Wir touren im Juli durch Deutschland; Hannover und der Summerjam, einige Gigs in Österreich..
Was ist denn mit Ländern wie Spanien oder Frankreich, wo die Reggae-Szene auch recht groß ist?
Flo: Wir verhandeln grad mit Leuten aus Barcelona. Da spielen wir dann im Sala Apolo oder Sala Bikini. Aber wir sind grad am mailen, und müssen jetzt daraufwarten, ob die uns wollen oder nicht. In England haben wir aber auch schon gespielt.
Axel: Im Oktober werden wir auch in London spielen.
Flo: Ja, aber hauptsächlich spielen wir in Deutschland. Ich kümmere mich ja auch immer noch um alles selbst: Management, Booking, Telefonate, e-mails…
Juggla: Lange Rede kurzer Sinn, Flo macht das, weil er in Berlin wohnt und es von daher leichter ist von hier aus.
Flo: Ich mach das, weil es sonst keiner macht, nicht weil es einfacher ist…Wir hatten mal eine Bokking-Agentur, aber letztlich ist es schwer für die, weil sie nicht viel Geld mit uns machen können. Deswegen machen wir es jetzt wieder selber, weil es dann ja auch mehr Geld für uns ist. Aber eine Agentur wird wohl bald wieder nötig sein.
In diesem Sinne viel Erfolg und eine volle Record-Release-Party
Autor: Anne