Balkan Beatbox

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Dank unserer Freunde von Essay Recordings, ist uns das Exklusiv-Interview mit den Klezmer-Balkan-Dance-Bastards BALKAN BEAT BOX auf dem Tisch gelandet. Der mittlere Osten zu Hause in New York und für einen Wodka zu Gast auf Voice of Culture.
Ori Kaplan & Tamir Muskat stehen Rede und Antwort. New York, 30. September 2005

Stellt euch doch zuerst einmal kurz vor.
Ori Kaplan. Ich bin Ori Kaplan und spiele Saxofon. Tamir Muskat ist unser Schlagzeuger, (Beat-) Programmierer und Produzent. Als ich jünger war habe ich Klarinette [...] in Jaffa gespielt. Ich hatte ein paar sehr gute Lehrer, hauptsächlich aber eine Passion für Klezmer. Ich habe mit traditioneller Musik angefangen, indem ich tapes von Klezmer-Klarinettisten transkribiert habe. [..] Später fing ich dann an Rock und populäre westliche Musik zu spielen, unter anderem in einer Industrial Sampler Band, die DXM hieß. Dann verliebte ich mich in Jazz und lernte zu improvisieren - die Bluestradition. Ich zog nach New York und lernte bei den Meistern meine Spieltechnik im Jazz zu verfeinern. Aufwachsen in Israel heißt allerdings auch, mit einer Menge arabischer, palästinensischer und jüdischer Sephardic-Musik aus dem Irak, Jemen, Nordafrika oder Arabien aufzuwachsen. Die Musik war überall. Die Spielquote im Radio bestand zu 90% aus arabischer Musik. Und in dem einzigen Fernsehsender, den es gab, spielte jeden Tag dieselbe Band für eine halbe Stunde ununterbrochen arabische Musik. Das wurde normalerweise immer zum Abendbrot gehört. Viele Einflüsse unserer Musik kommen aus meiner Heimat; die russische und osteuropäische Tradition z.B. Mein Elternhaus ist mehr weißrussisch-polnisch. Tamirs Mutter ist Rumänin. Unsere Verbindung zum Osten, seiner Musik und den Immigranten ist heute allerdings eine andere. Heutzutage ist es eher ein großes Gemisch aus vielen verschiedenen Einflüssen. Ich habe später dann in verschiedenen Jazzbands Freejazz gespielt. Dann brachte ein paar Platten auf Knitting Factory in New York heraus und fing an bei FIREWATER zu spielen, was mehr Klez sax, Punkrock Klex war. Dieselbe Musik machte ich auch bei Gogol Bordello, mit denen ich drei Jahre spielte. Mit Tamir gründete ich eine weitere Band namens SHOT’NEZ; mit Gitarre, mehr in Richtung Slide, Blues, mehr Punkrock. Und Itamar Ziegler von BALKAN BEAT BOX spielte am Bass.

Tamir Muskat. Ich bin Tamir Muskat. Ich lebe seit über zehn Jahren in New York City und habe die ersten zwanzig Jahre meines Lebens in Israel verbracht, in einer Familie die hauptsächlich aus Musikern bestand. Ich bin mit traditioneller Musik aufgewachsen, von Afrika bis Rumänien. Mein Vater war klassischer Musiker und spielte Kirchenorgel. Ich wuchs also zwischen Jazz, altem 50er, 40er-Jahre Jazz, afrikanischer und rumänischer Musik auf. Im Kern war aber doch alles Punkrock. Dann bin ich nach New York gezogen und habe angefangen in Bands wie BIG LAZY, einem Instrumentaltrio und FIREWATER, einer Zirkus-Rockband, zu spielen und Film Noir Musik zu machen. Danach kam ein Projekt mit GOGOL BORDELLO, das J.U.F. hieß – GOGOL BORDELLO vs. Tamir Muskat; und eine Menge weitere Platten von mir als Produzent, bei denen ich musikalisch, künstlerisch und konzeptuell beteiligt war. All das führte vor ungefähr zwei Jahren zu BALKAN BEAT BOX.

Ihr seid in Israel aufgewachsen und dann nach New York gezogen, warum?
OK: Wegen der besseren Möglichkeiten als Musiker voranzukommen. In Israel waren die Möglichkeiten sehr limitiert, wirtschaftlich und politisch. Es stürzt etwas auf dich herein, wenn du in Tel Aviv mit den Augen gen Rest der Welt, gen Westen und Osten gerichtet aufwächst. Mein Lehrer sagte mir immer, wenn ich mein volles Potential entfalten wolle, solle ich bei den Improvisationsmeistern lernen. Deshalb bin ich nach New York gezogen.
TM: Der Grund, warum ich nach New York gezogen bin, war das Fehlen von künstlerischer Inspiration. Israel ist ein sehr kleines Land. Zu der Zeit, als ich dort weggezogen bin, gab es nur eine Mainstream-Szene. Wenn du etwas machen wolltest, das etwas spezieller und einzigartiger war, gab es dafür keinen Ort. Es war also ein natürlicher Prozess, dass ich nach New York gezogen bin. Ich habe seit ich zehn Jahre alt war darauf gewartet, das Land zu verlassen, um Musik an einem Ort zu machen, der Möglichkeiten und Raum für einzigartige Musik bot, ohne Mainstream oder Chartmusik zu werden.

Wie ist die Idee der Balkan Beat Box entstanden?
OK: Wir beide, Tamir und ich, haben in der ganzen Welt aufgelegt; immer dabei verschiedene Projekte zu machen. Ich spielte ja bei GOGOL BORDELLO und legte Musik auf, die eine Art von Fusion zwischen neuzeitlichen Dancebeats und traditioneller Musik widerspiegelte. So etwas wie neuzeitliche Rootsmusic aus der ganzen Welt. Außerdem spielten wir beide bei J.U.F. – der JEWISH UKRAINIAN FREUNDSCHAFT. Tamir und ich plus Eugene und Oren von GOGOL BORDELLO. Wir machten also bereits etwas in die Richtung. Es entstand der natürliche Bedarf nach neuer Musik für uns als DJs und wir wollten die ultimative Platte unserer favourite roots music machen, und diese mit Dancemusic verbinden. Wir haben im Studio angefangen, mehr aus Spaß. Wir sind alle Akustikmusiker und sind es gewöhnt im Studio zu arbeiten. Es war also sehr natürlich und zugleich sehr speziell. Instrumenteller Folk in Verbindung mit Technologie ist immer noch sehr selten in New York. Aber wir haben den New York core, edge, diese Einflüsse.
TM: J.U.F. fing an diesen Einschlag von elektronischen Beats mit mediterraner Balkanmusik zu bekommen. Nachdem die J.U.F. Platte draußen war, wollten Ori und ich das Ganze auf ein anderes Level heben, zu anderen Orten bringen, mit verschiedenen Sängern aus aller Welt zusammen arbeiten. So entstand das Album von BALKAN BEAT BOX. Die Show begann nach einer langen Reise durch Spanien, bei der ich mich mit einer Frau namens Alma Harel unterhielt. Wir hatten diese Ideen von Kollaborationen mit Künstlern und einer 3-D-Show, die Videokunst und drei Bühnen mit einbezog. Soll heißen, dass Künstler der BALKAN BEAT BOX Show aus verschiedenen Ecken des Raumes kommen und das Publikum immer wieder überraschen, vor allem natürlich mit ihrem außerordentlichen Talent. So fing es an und entwickelte sich zu soviel mehr.

Wie habt ihr die Musik, die flavours für dieses Album ausgewählt?
OK: Das kam von selbst. Es war die Musik, die wir lieben. Wir mochten die Musik aus Nordafrika, die wir zu Hause hörten. Von Griechenland nach Nordafrika, nach Algerien. Es war die Musik, die in unserem Hinterkopf summte. Manches näher, manches mehr als Abendteuer. Wir haben aber z.B. nie versucht chinesische Musik zu machen; wir machen keine internationale Beatbox. Die Musik hat sehr viel damit zu tun, wo wir herkommen, Klänge unserer Geschichte. Es ist mehr eine intuitive Vorgehensweise. Die Ergebnisse und überhaupt alles sind sehr spontan und intuitiv. Wir mussten nicht viel suchen; die Einflüsse kamen von selbst. Andererseits haben wir ein Leben lang gelernt, um zu dem Punkt zu kommen, an dem wir jetzt beim Spielen sind – ein Leben lang musikalische Forschung. Aber als wir die Platte produziert haben, ging das leicht von der Hand. Die Intention war, eine neue authentische Mischung zu kreiieren.
TM: Das war noch der einfachste Teil der Platte. Wir arbeiteten mit unseren liebsten Musikern aus aller Welt und die Essens des Albums stand sehr klar vor uns im Raum. Es war keine Frage, was an Einflüssen wir benutzen würden. Es war klar, welche Beats wir benutzen würden und welche Bläser-lines, wenn Ori am Saxofon spielte. Die Dinge lagen uns im Blut, wir mussten nicht suchen. Über die Jahre hat sich etwas entwickelt, was jetzt zu dieser Platte geführt hat. Ungefähr 90% von dem, was wir gesucht haben, kamen auf die Platte. Der Rest wurde in verrückten Remixen oder so veröffentlicht.

Wie nah ist euch die Tradition, die sich in eurer Musik widerspiegelt?
TM: Diese Traditionen sind uns sehr nah. Sie spiegeln unsere Heimat wieder. In Israel treffen sich Leute aus aller Welt, von Osteuropa bis hin zum mittleren Osten. Die Leute haben unglaubliches Essen und fantastische Musik mitgebracht; Dinge, die über Jahre am Leben gehalten wurden. Wenn du in Israel aufwächst und auf den Markt gehst, hörst du Musik aus aller Welt. Du gehst über die Straße und hörst Madonna. Ich bin in den 80ern aufgewachsen und fand es erstaunlich; den Clash zwischen traditioneller Musik, die ständig präsent war– im Fernsehen, im Radio, überall – und dem Pop aus dem Radio. Ich denke das ist die Essens auf Balkan Beat Box, dieser Zusammenstoß. Es spiegelt uns wieder, die wir in den 80ern aufgewachsen sind und in Verbindung mit Punk, Popmusik und allem möglichen, wie Jazz, kamen. All diese Musik haben wir im Blut. Auf der anderen Seite ist die Hälfte meiner Familie rumänisch, die andere Hälfte polnisch. Ich war es gewöhnt, bei meiner Großmutter rumänische Musik zu hören; es war Teil des täglichen Lebens. Nach einer gewissen Zeit, sich gegen die Wurzeln zu sträuben und Punk und merkwürdige Aventgarde zu spielen, wurden die zwei Dinge miteinander verbunden. Das war ungefähr vor sechs, sieben Jahren, als ich bei Izabo anfing zu spielen, einer Band, die ägyptische Musik mit Hardcore Rock mischte.

Wie nutzt ihr die Studio Technologie?
OK: Es war sehr interessant, wie wir an dem Album gearbeitet haben. Manchmal kam ein Künstler, ein Sänger und spielte nur zu einem Click etwas ein. Wir verbesserten es mit dem Computer, mit den Beats, die Tamir programmierte, und saßen zusammen, hörten es uns an, und kreierten eine ganze Komposition drum herum. Das würde bei einer normalen Bandaufnahme im Studio nicht entstehen. Wir haben uns Zeit gelassen beim produzieren. Manchmal kam diese Synthese genau aus der anderen Richtung. Aber letztlich behält die Musik live dieses organische.
TM: Auf die Frage habe ich gewartet. Das Studio ist für mich nach all den Jahren ein Instrument. Wir arbeiten mit Vibromonk Records, was ich seit acht Jahren besitze. Es ist ein fantastisches Umfeld um kreativ zu sein. Ori und ich haben dort viele Platten aufgenommen, d.h. wir sind an das Umfeld gewöhnt. Es ist, wie zu wissen, sein Instrument gut spielen zu können. Der Ort hat etwas spezielles, wir haben über Jahre Spielzeuge und alle möglichen komischen, interessanten Instrumente dort gesammelt. Die Herangehensweise an jeden Song war sehr verschieden. Manche haben wir damit angefangen, das wir zuerst die Melodie zu einem gewissen coolen Beat, den ich eingefügt hatte, geschrieben haben. Einige Sachen haben direkt mit dem Beat angefangen und ein paar Stimmsachen von Victoria Hanna, die nur zu den Beats gesungen hat. Die Entwicklung kam später. Einige Sachen haben wir aus Israel, von einem marokkanischen Künstler. Nachdem wir ihm einen Beat geschickt hatten, hat er etwas dazu geschrieben. Es lief alles sehr natürlich ab. Ohne Regeln, nicht nur auf ein Art. Was immer für uns hinhaut, haut hin. Es ist egal, ob der Prozess A oder B ist. Manche Sachen sind auf mysteriöse Weise mit viel Arbeit entstanden. Wir arbeiten mit viel analoger Ausrüstung, die mit Computer orientierter Software kombiniert wurde. Wenn es um den technischen Aspekt der Dinge geht, arbeite ich gern mit dem Computer. Die Möglichkeiten sind unglaublich. Aber ich arbeite immer noch mit old school Lee Scratch Perry equipment. Ich habe ein MCI 70´s board und jede Menge Telephon pre-Verstärker. Es geht durch sehr altes Material, das viel Verzerrung erzeugt, wird auf old school art und weise abgemixt und wieder mit dem Computer kombiniert. So haben wir das Beste von beiden Welten. Für uns ist s die beste Art so zu arbeiten.

Balkan Beat Box ist euer beider Idee. Es scheint allerdings, dass es nicht ohne Gastmusiker funktionieren würde.
OK: Die Idee des Projektes war in gewisser Weise mit großartigen Musikern, Sängern und Instrumentalisten, die wir treffen, zu arbeiten. Es ist quasi ein gastfreundliches Projekt, obwohl die Band auf Tour meist aus einem Kern von sechs oder sieben Personen besteht. Wir haben immer zwei Sänger und mehrere Leute, die dem Konzert den Zirkus-Touch geben, der wir im gewissen Sinne sind. Eine große Zirkusshow mit vielen Gästen. BALKAN BEAT BOX ist eine Modulband, bestehend aus Tamir, mir und unserer Kernband, und wieder einem anderen Kern, einem Zirkel um uns herum, von Leuten, die wir von verschiedenen Orten und Kontinenten her kennen. Das ist ein essentieller Bestandteil unserer Arbeit.
TM: Wir machen aber immer eine Party als ob wir dreizig auf der Bühne wären. Wir spielen hauptsächlich mit unseren bevorzugten Musikern zusammen, wie Itamar Zielger, Tomer Yosef, Uri Kinrot, Eyal Talmudi, Peter Hess und Dana Leong. Das sind fantastische Musiker, die alle eine Energie haben, die nicht aus dieser Welt ist. Das sind alles sehr besondere Menschen, deren Energie auf der Bühne etwas einzigartiges ist. So läuft das heute ab. Manchmal spielen wir aber auch mit 15-20 Leuten, und je mehr Leute auf der Bühne, desto glücklicher sind wir. Andererseits können wir mit fünf Leuten nach Frankreich fahren und 10.000 Leute in zehn Minuten verrückt machen. Wir hängen also immer von wem auch immer wir abhängen wollen ab. Wir können überleben, wo immer wir überleben wollen.

Was kann man von einer BALKAN BEAT BOX live show erwarten?
TM: Die Balkan Beat Box’s live kann auf unterschiedliche Art und Weise gesehen und erlebt werden. Auf jeden Fall kannst du dir den Arsch abtanzen. Das ist, was unsere Musik auf jeden Fall bewirkt. Wir sind dafür da die Leute extrem glücklich und energetisch zu machen. Unsere Show ist sehr energiegeladen und zu 99% auf Upbeat. Normalerweiose wird es zu einer total verrückten Dance Party. Aber gleichzeitig geht es nicht nur darum. Es wurde viel Musik niedergeschrieben, es sind viele Melodien enthalten. Es steht eine Menge Gedankenarbeit hinter dem was wir machen. Du kannst also auch nur am Rand sitzen, zuschauen, die Augen schließen, zuhören und eine ganze Mischung aus Kultur, Klängen, Geschmäckern und unglaublicher Energie. Es ist sehr tanzorientiert, aber es hat weitaus mehr zu bieten, für Leute die nicht so darauf erpicht sind. Du kannst die Show also auf viele verschieden Arten und Weisen erleben.

Was kann man in den nächstes Jahren erwarten?
OK: Wir werden touren, touren, touren! In den Staaten und in Europa; es gibt auch Gespräche über neue Orte wie Japan und Brasilien. Ein paar große Shows, ein Doppelkonzert mit Taraf de Haidouks in Frankreich in ein paar Monaten, weitere Festivals. Wir hoffen viel in Europa spielen zu können, mehr in den USA und neue Gebiete zu erkunden.
TM: Wir werden hoffentlich so große Shows wie möglich spielen. Unser Traum ist es, Ende diesen oder nächsten Jahres mit einem Zirkuszelt und mit zwanzig Leuten auf der Bühne weltweit auf Tour zu sein. Außerdem haben Ideen für ungefähr fünf weitere Alben. Hoffentlich bekommen wir durch unsere Plattenlabel die Möglichkeit diese Idee alle veröffentlichen zu können. das würde ein netter Plan für nächstes Jahr sein. Ich würde schon glücklich sein, in einem Zirkuszelt und einem weiterem Album zu landen.

Was ist eure Verbindung zum Balkan? Warum verwendet ihr den Namen BALKAN BEAT BOX? Wofür steht der Name?
OK: Es ist eine gewisse Inspiration. Wir haben angefangen Gipsybands und bulgarische Sänger zu remixen, als wir die ersten Tracks aufnahmen und unseren Namen gesucht haben. Diese Inspiration existiert immer noch. Die meisten Einflüsse kommen aus dem mittleren Osten und der Mediterranen Ecke, das vom Balkan kommt. Daher kommt ein Teil des Namen.
TM: Unsere Verbindung zum Balkan kommt von unseren Familien, weil beide aus Osteuropa kommen und zu Beginn des 2. WK ausgewandert sind. Die Anfänge unserer BALKAN BEAT BOX kommen von unserer Liebe zu TARAF DE HAIDOUKS, FANFARE CIOCARLIA, uvm. Damit fing alles für uns an, dadurch haben wir uns in die Musik verliebt. Danach haben wir es in das integriert, was wir machen und es mit all der mediterranen Musik gemischt von der Türkei, nach Griechenland, Ägypten, Marokko und jeder Menge anderer Orte. Wir arbeiten nicht nur ausschließlich mit Balkanmusik, wir arbeiten mit Musik aus der ganzen Welt.

Gibt es eine Verbindung zwischen der Musik aus dem Mittleren Osten und Osteuropa? Stellt ihr solch eine Verbindung her?
OK: Ja, ich denke das ist auf jeden Fall was wir machen, obwohl es durch den N.Y. Filter geht. Nimm alle Einflüsse und schick sie durch den NY Filter und das Ergebnis ist die BALKAN BEAT BOX. Es gibt viele Immigranten aus Osteuropa, die nach Tel Aviv gekommen sind. Wir sind in einem großen Melting Pot von Marokkanern, Irakis, osteuropäischen Russen, Bulgaren und Rumänier. Das könnte alles sehr verwirrend sein, wenn man all die Einflüsse betrachtet. Aber letztlich sind wir so aufgewachsen und das bringen wir mit ein. Als junger Musiker bist du aufnahmefähiger für verschiedene Musikstile um dich herum, wenn du gute Ohren hast, dich interessierst und neugierig bist. All das noch einmal durch den NY Filter gesehen und du landest bei uns.
TM: Es fühlt sich normal für uns an, Sachen aus den mediterranen Orten zu hören. Ich sehe da eine sehr große Verbindung. Ich merke es am Essen, wenn in in Südspanien bin, und wenn ich in Israel bin. Ich fühle es im Geist der menschen. Icdh fühle es im Klima, und ion so vielen anderen Dingen. Das macht Musik doch letztlich aus: Die Kombination aus Klima und Essen.

Gibt es eine neue jüdische Bewegung? Können wir über eine neue jüdische Welle in der Pop Kultur sprechen? Wie seht ihr Bands wie OI VA VOI oder ein Label wie JDub?
OK: Das könnte sein, aber wir machen es nicht bewusst. Wir sind halt Israelis. Es gibt ein globales Bewusstsein von traditioneller Musik, egal wo, auf der ganzen Welt. Und es gibt ein Gipsy Revival, Klezmer Revival, und alle mögliche Musik heutzutage. Vielleicht liegt das am einheitlichen Globalisierungsprozess, der auf der ganzen Welt stattfindet. George Bush! Die Leute sagen, wir wollen das nicht. Wir wollen zurück zu unserem eigenen Wurzeln und herausfinden wo wir herkommen, das finden, was authentisch und gut ist. Nicht oberflächlich und kommerziell. Vielleicht ist das jüdische Revival Teil davon. Auf jeden Fall gehen das Label JDub und andere Bands um uns herum in diese Richtung. Sie suchen nach Wurzeln, egal ob sie Juden sind oder nicht-Juden, die mehr darüber erfahren wollen. Für uns kommen die Einflüsse mehr aus dem mittleren Osten, Israel, vielleicht ist das die Verbindung mit dem jüdischen Background.
TM Es gibt eine neue Bewegung. Ich will nicht, dass unsere Musik zu irgendeiner Religion gehört und ich denke auch nicht, dass sie das tut. Wir sind Juden, aber wir haben uns das nicht ausgesucht. Das ist auch egal. Für mich zumindest. Es ist egal, ob jemand Jude, Buddhist, oder was auch immer ist, ich denke nicht, dass es einen Unterschied macht. Für manche Leute gibt es allerdings eine Verbindung zur jüdischen Religion. Wir sind ja auf JDub gesigned, die sich auf eine neue Art und Weise der jüdischen Musik annähern. Mich interessiert die Bewegung aber nicht. Manche Leute denken, wir wären Teil der Bewegung. Aber ich seh´ keine Verbindung von uns zur Religion, ich seh´ eigentlich gar nichts darin.

Autor: Anne