ASAP - Music is a weapon

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MODIBA ist ein Kollektiv von ein paar Freunden aus New York, Brooklyn, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, FELA KUTI´s Parole zu folgen und Musik als politisches Mittel einzusetzen. Seit jeher wurde der Musik große Bedeutung beigemessen – besonders in Dritte-Welt-Ländern, für die Musik oft die einzige Möglichkeit war, den Unmut über soziale Missstände, Gewalt von Seiten der Regierung, Unterdrückung oder sinnlose Gemetzel auszudrücken.

MODIBA folgen diesem Pfad und unterstützen mit ihrer Compilation ASAP – dem Afrobeat Sudan Aid Project – seit 2004 eine Hilfsorganisation im Sudan, wo Menschen durch den Mangel an Wasser, unzureichende Lebensmittel, Krankheiten und durch die brutale Miliz der Regierung sterben. Auf der Compilation enthalten sind mehrere Afrobeat-Bands aus New York und Nigeria, die ihre Songs „gespendet“ haben. Die Einnahmen der CD gehen direkt an die Hilfsorganisation im Sudan, die sich in Grenzcamps um die Flüchtlinge aus der Darfur-Region kümmert. Der Statistik zufolge sind in den letzten Jahren ca. 400.000 Menschen dort ums Leben gekommen. Und obwohl in den Vereinigten Staaten mehrere Projekte zur Unterstützung der Menschen im Sudan ins Leben gerufen worden, hat sich die Lage nicht wesentlich verbessert.

Um ASAP einem größerem Publikum zugänglich zu machen und die Grenzen der USA zu überschreiten, hat sich MODIBA mit der politisch-gemeinnützig aktiven Organisation „TrueMajority“ von Ben Cohen (Ben & Jerry´s Eis) zusammen getan, die die Produktion der CD vorfinanziert hat. Durch deren Hilfe wurde ASAP auf der Startseite der Apple i-tunes groß angekündigt und katapultierte sich vier Tage lang in die Top Ten aller i-tune Alben und mehrere Wochen in die Top Twenty der Worldmusic-Charts.

Aber das ist nur der Anfang von MODIBA, denn die fünf Mitglieder haben weitaus mehr Pläne. Als Gründer Jesse Brenner zusammen mit Dave Ahl ein Praktikum bei der Musikplattform „Afropop Worldwide“ in New York machte, war die erste Idee einen Film über afrikanische Musiker in New York zu drehen. „Wir sind immer zu den Konzerten gegangen und haben Interviews gemacht. So fing alles an. Wenn wir noch weiter zurück blicken, ist natürlich auch entscheidend gewesen, dass Eric [Eric Hermann, zweiter Gründer] and ich für ein halbes Jahr in Afrika Musik und Politik in Mali und Botswana studiert haben“, meint Jesse.

Und wie kam es dann zu ASAP, wenn doch zuerst der Dokumentarfilm gedreht werden sollte? „Der Dokumentarfilm wurde auf Eis gelegt, als wir mit ASAP anfingen. Als Eric und ich aus Afrika zurückkamen und ich mit Dave bei Afropop anfing, kam irgendwie alles zusammen. Als wir dort gearbeitet haben, hörten wir mehr und mehr über die Krise im Sudan und die Darfur-Region, sodass wir uns dachten: Hey, lasst uns etwas dagegen machen!“ Zur gleichen Zeit waren Jesse, Dave und Eric wegen des Dokumentarfilms schon in Kontakt mit den Afrobeat-Bands aus New York, sodass nur noch das neue Projekt auf den Tisch gelegt und auf Zustimmung gewartet werden musste. Natürlich gab es eine durchaus positive Resonanz von allen Seiten.

Die Bands waren von Anfang an begeistert von der Idee und spendeten ohne Ansprüche auf Bezahlung ihre Songs. Wie kam allerdings der Kontakt zu der Organisation TrueMajority zustande, die ASAP von Anfang an finanziell und werbetechnisch unterstützt hat? „True Majority hat das Geld für die Produktion vorgestreckt. Wir haben quasi umsonst gearbeitet, sodass alles Geld, was wir sammeln konnten, direkt an die Hilfsorganisation in Dafur gehen konnte. An Ben Cohen von True Majority sind wir wiederum durch einen Freund aus unserer Schulzeit heran gekommen, dessen Familie mit ihm befreundet ist. Als wir ihm unser Projekt ASAP vorgestellt haben, war sofort begeistert davon.“

Durch die Unterstützung von Ben Cohen, den Bands, die die Compilation auf ihren Konzerten verkaufen, und den Erfolg bei den i-tune Charts, wurden in kurzer Zeit 130.000 $ gesammelt. Ein Erfolg, der sich sehen lassen kann, vor allen Dingen, da das meiste Geld durch Online-Verkäufe und kaum Werbung zusammen kam. Laut Jesse war TrueMajority zwar eine große Hilfe, aber um die meiste Werbung hat das Kollektiv sich selbst gekümmert. „Wir haben e-mails an alle Zeitungen und Radio Stationen geschickt und eine Menge online veröffentlicht. Wir hatten praktisch kein Budget und gleichzeitig hatten wir keine Ahnung wie man ein Album richtig promoted.“

Nichtsdestotrotz hat sich das Album durchaus gut verkauft und die Message über die Missstände im Sudan wurde verbreitet. Wie sieht es denn mit der Verbindung zwischen Politik und Musik aus? „Oh ja, die ist natürlich ein wichtiger Bestandteil. Fela Kuti – der Gründer von Afrobeat - hat selbst gesagt, dass Musik eine Waffe ist. Und es ist schon etwas besonderes Millionen von Menschen auf friedliche Art und Weise für eine Sache vereinen zu können. Musik selbst ist, musikalisch und textlich gesehen, Bewegung und Aktivismus. Und das ist unsere Mission. Wir wollen durch Musik etwas erreichen, Leuten helfen, wo wir können - besonders in Afrika. Deswegen denke ich auch, dass ASAP das perfekte Projekt ist, unsere Mission auf materiellem Wege verbreiten zu können.“ meint Jesse.

Und das tun sie, und zwar durch den Verkauf von T-Shirts, Pullovern und CD´s in ihrem Online-Shop, Dokumentarfilme, die nächsten Alben von afrikanischen Künstlern, die veröffentlicht werden sollen, eine Reihe von Parties und Konzerten in New York und neuen Projekten in Afrika, die noch anstehen. Denn die Jungs von MODIBA kommen nicht zur Ruhe, auch wenn eins der Projekte gut läuft.
„Ja, wir waren recht aktiv die letzten zwei Jahre. Aber von dem Dokumentarfilm „Africa-New York“ über afrikanische Musiker in New York haben wir bis jetzt nur den Trailer beendet. Es ist im Entstehungsprozess. Dafür arbeiten wir bereits and unserem nächsten Album von Ali Farka Toure aus Mali, dem Sohn von Vieux Farka Toure. Es wird sein Debut-Album und wir sind sehr froh, diese Möglichkeit bekommen zu haben. Vieux ist übrigens auch auf einigen Aufnahmen mit drauf, die gemacht wurden bevor er starb. Dann gibt es noch die „Potchast“ Serie – einem Internet-Radio-Programm mit Interviews und News rund um afrikanische Musik – und wir starten eine Konzert-Party-Reihe in New York mit afrikanischen Musikern, Live-Percussion, Bodypainting, DJ`s etc. Es ist eine Menge Arbeit und wir verlieren mehr Geld, als wir verdienen, aber das ist ok.“

Und obwohl das schon nach jeder Menge Stress und einer Fülle an guten Ideen klingt, hört die lange Liste der MODIBA-Aktivitäten hier noch nicht auf. Für die Zukunft steht noch mehr an.
„Unsere Langzeitpläne sind ein Studio in Mali aufzumachen, wo viele unserer Freunde und Musiker leben. Das gute ist, dass die Musiker dort direkt an ihren Sachen arbeiten und es von dort aus dann nach Europa und in die USA bringen können.“ Das ist natürlich billiger und die in Musikerkreisen äußerst unbeliebten Mittelsmänner, wie Vertriebe und große Labels, die die Plattenpreise unnütz in die Höhe schnellen lassen, werden somit ausgeschaltet.

Und Jesse fügt hinzu: “Die großen Lables importieren afrikanische Künstler und bringen sie von Afrika nach Paris oder New York, um aufzunehmen. Das ist ok, aber es ist etwas komplett anderes, wenn du die Leute dort aufnimmst, wo sie herkommen. Es ist schon besonders, jemanden irgendwo in der Wüste aufzunehmen oder in einem Studio. Wir wollen auch Live-Videos von Konzerten in Mali über´s Internet senden. Das Ziel ist auch mit dem Geld, das wir gesammelt haben, verschiedene Projekte zu unterstützen. Zum Beispiel Künstler-Kollektive in verschiedenen Orten in Afrika.”

Denn Musik ist die Waffe, das Mittel und der Weg das Bewusstsein der Menschen aus der westlichen Hemisphäre für die Probleme der Dritten Welt zu öffnen und somit weitere Unterstützung zu erhalten. MODIBA kombiniert gekonnt und bewusst Kunst, Musik und Film – sprich Entertainment - mit politischen Inhalten; eine breit gefächerte Erfahrung von Medien und Artwork. Damit werden nicht nur die bekannten Grenzen von Parties und Clubs gesprengt, sondern auch mentale Grenzen in den Köpfen. Und von solchen Projekten kann es nie genug geben.

Mehr Infos auf:

www.modiba.net
www.truemajority.org
www.itunes.com

ASAP – Interview, 14.03.06 NYC
Autor: Anne