vom 26.06.03 im SO 36
Als ich die Ankündigung zum Konzert las, konnte ich es eigentlich gar nicht glauben. Jedoch gehören irgendwelche Reuniontouren von abgewrackten Inselaffen oder Amis ja aber schon zum Alltag, so daß es mich eigentlich gar nicht hätte wundern dürfen. Und doch, die ANGRY SAMOANS sind was Besonderes. Auf meiner Odyssee durch die Punkrockwelt begegneten sie mir relativ früh, als sie auf einem Sampler, den ich wegen zweier, unveröffentlichter, CANALTERROR Songs gekauft hatte, auf dem sie ebenfalls mit 2 Songs vertreten waren. Die gingen ab, wie Schmidt´s Katze und brannten sich unweigerlich, da es die ersten beiden Songs des Albums (welches sich übrigens „UNDERGROUND HITS 2“ nennt) waren, in meine Gehirnwindungen ein. Das muss so 1994 gewesen sein.
Für die einen ist es ja Pech. Die, welche die Bands schon vor 20 Jahren, womöglich noch die SEX PISTOLS in der Garage beim rumklimpern, gesehen haben und beim gepflegten Bier schön rumprollen können, wie lange sie schon in der Szene sind. Glück ist es aber für die anderen, die Spätgeborenen, den ein oder anderen Klassiker noch mal live erleben zu dürfen. So ging es mir schon einmal vor ein paar Jahren, 1998, als ich das Glück hatte, die großartigen NEUROTIC ARSEHOLES im Thommyhaus sehen zu können. Ein Konzert, welches bis heute noch ganz oben in meiner AllTimeFave-Liste steht.
Was konnte man aber nun erwarten? Ich wusste es nicht. Zur Not, wenn es ganz schlimm kommen sollte, gab es ja aber immer noch die anderen 3 Bands, die man wenigstens, so glaubte ich, einzuschätzen vermochte.
Ich kam verhältnismäßig spät. Das aber auch absichtlich, denn erstens war so schönes Wetter und zweitens war ich allein. Leute darauf angesprochen, ob sie mitkommen wollten, konnten mit dem Namen gar nichts anfangen und nachdem ich meine Geschichte runtergeleiert hatte, gab man mir freundlich aber bestimmt zu verstehen, daß man doch lieber den schönen Tag genießen wolle bzw. schon was vor hätte. Zum Beispiel zu den REAL MC KENZIES zu gehen, die am selben Abend im, na wo wohl, im Thommyhaus gastierten. Die kommen aber doch noch mal wieder….
Hoffe ich doch.
Da ich also keine Lust hatte mir 4-5 Stunden allein die Beine in den Bauch zu stehen, trudelte ich so gegen halb 10 ein.
Erfahrungsgemäß geht ja doch alles immer etwas später los und X Vorbands wollte ich mir angesichts der Hauptacts auch nicht antun.
Ein Fehler. So betrat ich das SO 36 und bekam gerade die letzten Töne von USE TO ABUSE mit. Toll. Auf die hatte ich mich auch gefreut. Irgendwie wurde wohl die Running Order geändert, denn eigentlich sollten sie laut Presseankündigungen als Vorletztes spielen.
Nach verhältnismäßig kurzer Umbauphase waren nun SIDEKICK dran. Da man das „SO“ ja nicht, ohne die Gültigkeit der Karte zu verlieren, so einfach verlassen kann, musste ich mir nun das Grauen, keine Ahnung mehr wie lang, voll antun. Langweiliger Amipunk ohne Ecken und Kanten und einem Sänger, der mit einem eigenen Sidekick-T-Shirt ständig selbige den Leuten unterjubeln wollte, in dem er nervig oft auf den Merchstand hinwies. Das mag ja eine Weile lang lustig sein und irgendwie will man ja auch was verdienen - vom Eintrittspreis von 10 Oi!ro werden sie sicher wenig abbekommen haben - aber irgendwann wird’s dann doch lästig. Ich muss mir ja so was auch oft anhören, aber SO OFT habe ich das bestimmt nicht auf einem unserer Konzerte getan. Das schlimme ist, auf Ihre CD´s haben sie gar nicht hingewiesen & eigentlich sollte doch die Musik im Vordergrund stehen. Wenn sie darauf aber genauso langweilige Mucke spielen, kann ich schon verstehen, daß er die gar nicht erwähnte. Die würde ja niemand kaufen.
Erstaunlich, wie wenig Leute man kannte. Das SO 36 war zwar gut gefüllt. Aber außer den „Üblichen Verdächtigen“ sah ich kaum bekannte Gesichter. Komisch.
Irgendwann kamen dann aber RASTAKNAST und ich hoffte, daß sich meine Laune wieder halbwegs bessern würde. Zu denen brauch ich ja nicht mehr viel zu sagen. Die Zwistigkeiten zwischen der jetzigen Band und Höhnie/Konrad gehören nicht hierher und sollten von den Beteiligten untereinander geklärt werden. Wenn es denn noch was zu klären gibt. Fakt ist, daß RASTAKNAST nur Topalben abgeliefert hat und eine der besten Bands sind, die es momentan in deutschen Landen gibt. Letztes Jahr im Thommyhaus waren sie großartig und nach und nach fragte ich mich, was sich denn seitdem geändert hat. Irgendwie kamen sie mir total lustlos vor. Spielten die Songs routiniert herunter. Ein bisschen Showeinlage hier ein wenig Wechsel am Gesang dort. Aber sonst? Vielleicht war es aber auch das Publikum, daß sich erst nach ca. dreiviertel des Gigs mal ein bisschen bewegte und so was wie Tanz hervorbrachte. Ehrlich gesagt viel mir das aber auch selbst ein bisschen schwer. Lag´s am Wetter oder was? Nein, ich glaube nicht. Es gibt wohl manchmal Tage, da kommt Band und zahlende Gäste nicht auf einen Nenner. So verwehrte man der Hörerschaft (zumindest mir) den Hit „Ostberlin“, der ja eigentlich hier hingehört hätte, spielte dafür aber andere gute Songs aus dem letzten Album und denen zuvor. Naja, es hat nicht sein sollen.
Und langsam, aber sicher hatte ich arge Befürchtungen, daß ich heute überhaupt noch mal was Vernünftiges zu Gesicht bekomme. Es folgte eine endlos lange Umbauphase, die irgendein Typ damit versuchte zu verkürzen, indem er Späße mit dem Publikum machte, und einen Klodeckel mit der Aufschrift ANGRY SAMOANS in die Lüfte hielt. Dazu zählte er Countdown im Minutentakt, bis die Show beginnen sollte. Und als diese anfing, staunte ich nicht schlecht, daß es sich bei eben jener Witzfigur – Dafür konnte man sie glatt halten, mit seitlich gedrehtem Netzbasecap, Klobrille und seinen Bewegungen – um den Sänger der Angry Samoans handelte. Da standen sie nun also, die Prototypen des Amifunpunks. Auf den Tourplakaten hatte man witzigerweise vermerkt, daß sie das erste Mal außerhalb ihrer Heimat SAMOA (!) nun nach Deutschland gekommen seien.
Die Jungs stammen aber aus Kalifornien und schienen nicht so sehr in die Jahre gekommen zu sein, was man an ihrer vitalen Bühnenshow, wenn auch ohne Schnörkel, sehen konnte. Mittlerweile wurde dann auch endlich das ein oder andere Tanzbein geschwungen und man hatte nicht das Gefühl, irgendeinem Fake aufgesessen zu sein. Dass sie nur 3 Shows in Europa bzw. Deutschland (auch Essen und München) spielten und dabei zu sein war zwar was Besonderes. Aber weder von der Band noch vom Publikum ging irgendetwas aus, als daß es etwas Großartiges gewesen wäre. Die Jungs hatten Spaß und das Publikum auch. Das war es, worauf es ankam. Zuvor absolvierte man wohl einige Shows in England und laut Ansage waren sie froh, endlich von dort weggekommen zu sein. Es ist zwar nicht vergleichbar, aber Holgi von den TOWERBLOCKS erzählte mir mal, daß es ziemlich hart ist, in England zu touren. Gönnen wir es ihnen. Schön auch, daß sie eines der Lieder spielten, die ich kannte. Nämlich HOT CARS. Aber auch die anderen Songs wussten zu gefallen. Ja und dann war es irgendwann zu Ende.
Ich kann jetzt natürlich nicht sagen: „Wenn Ihr diese Band seht, dann schaut sie Euch unbedingt an…“. So schnell wird diese Möglichkeit nicht noch mal kommen. Aber eine Platte kann man sich schon von ihnen zulegen. Und dann könnt Ihr vielleicht fühlen, was Ihr verpasst habt.