am 14.06.2003 in Brüssel
Endlich hatte ich die Möglichkeiten, meinen persönlichen Helden mal live zu erleben. Manu Chao befand sich nämlich auf Tour durch Spanien, Frankreich und Belgien. Und da hab ich kurzerhand meine Sachen gepackt und bin am 13.6. nach Brüssel abgedüst um Manu Chao sowie einige andere Bands der spanischen bzw. belgischen ska-mestizo Szene am nächsten Tag live zu erleben.
Anlässlich der fortwährenden Öltanker-Unfälle vor den Küsten Europas hatte die Aktionsgruppe nunca mais (never again) einen Aktionstag mit Demo und Konz in Brüssel organisiert, an dem Manu Chao natürlich nicht fehlen durfte. Tagsüber versammelten sich also Spanier, die den weiten Weg anscheinend ohne Probleme auf sich genommen hatten, und einige Belgier in den Strassen Brüssels, um mit Freude “nunca mais” zu rufen und abends gings dann zum ausverkauften Konzert in die Halles de Schaerbeek. Nach ewigem Anstehen und Beten, Gott möge mich doch auch an dem Spaß teilhaben lassen, bekam ich noch eine Karte für schlappe 15 Euro und los gings. O Jarbanzo Negro aus Spanien hatten gerade angefangen zu spielen (pünktlich um 20 Uhr) und der Saal tobte bereits. War auch keine Wunder, da auch beim Konzert mehr Spanier waren als irgendetwas anderes, die wissen ja bekanntlich wie man feiert. Die Pausenansagen waren übrigesn dreisprachig (Französisch-Flämisch-Spanisch), wobei sie sich Flämisch und Französisch eigentlich auch hätten schenken können, da ich immer mehr den Eindruck bekam, die einzige nicht Spanisch-sprechende Person zu sein. Danach spielten die ebenfalls spanisch-sprachigen Ialma aus Brüssel, eine Frauen-Band die in Richtung folkstümlicher spanischer Gesang ging. Auch sie wußten die Masse am Tanzen zu halten (und den Männern schöne Augen zu machen). Nach einer erneuten kurzen Umbaupause und ein paar Bier für sage und schreibe 1,50 Euro (bei 20 gesammelten Bechern gabs sogar noch eins obendrauf, das nenn ich Sauberkeitspolitik...) gings dann mit Jaune Toujours, ebenfalls aus Belgien, weiter, die die Masse mit einer spritzigen Mischung aus französisch-belgischen Ska erfreuten. Nach einer dreiviertel Stunde mußten aber auch sie die Bühne verlassen, um Platz zu machen für den Meister. Und dann tobte der Saal erst recht. Manu Chao spielte so gut wie das gesamte Repertoire durch, unterstützt durch Radio Bemba und Fermin Muguruza, dessen Band zur Zeit eine Pause einlegen muss, sodass er sich kurzerhand mit Manu Chao zum Katumbi Express zusammen geschlossen hat. Die Party schien endlos zu sein, doch nach einem schweißtreibenden Konzert und drei Zugaben war dann gegen 2 Uhr irgendwann auch dieses Konzert zu Ende. Aber wie gesagt, ich war zwar in Belgien, aber umringt von Spanier, sodass die Party natürlich noch lange nicht zu Ende war. Draussen vor den Toren der Halles gings noch lustig weiter (ich hab sogar noch zwei Spanier aus Berlin getroffen). Nach einer Stunde erschien dann sogar Manu Chao höchstpersönlich, um sofort von jungen Spaniern umringt zu werden. Bis dann auch der letzte Tourbus abgefahren war und Manu Chao mit zwei Bandkollegen seinen Heimweg antrat (zu Fuß wohlgemerkt), gefolgt von einem Grüppchen Spanier.
Autor: Anne