vom 23.06.03, im Columbiafritz
War es ein Kräftemessen? Wenn ja, dann haben die MIGHTY MIGHTY BOSSTONES eindeutig den Kampf gewonnen. Den ganzen Tag über konnte man die Unwetterwarnungen verfolgen & alle warteten gespannt darauf, wann dieses denn nun endlich über Berlin hinweg, oder noch besser vorbeiziehen würde.
Ja und dann war es endlich soweit kurz vor 20 Uhr verdichteten sich die Wolken & es brach ein Schauer und Gewitter los, daß man meinen konnte, die Welt würde untergehen. Glück für den, der jetzt nicht gerade draußen rumlaufen musste. Ich hatte dieses Glück, denn ich saß zu diesem Zeitpunkt noch im Auto, bekam keinen Ast auf den Kopf und, oh Wunder, genau vorm COLUMBIAFRITZ konnte ich dem Automobil trocken entsteigen denn der Regen hatte gerade aufgehört. In dieser Region hatten die Bosstones ihren Kampf wohl schon gewonnen. Doch wie würde es innerhalb der Halle ausgehen? Ehrlich gesagt, machte ich mir darüber keine Sorgen. Zu oft konnte ich mir im Vorfeld anhören, was für eine fantastische Liveband die Jungs seien.
Vor dem Club sah man schon einige bekannte Gesichter, man trank noch schnell ein, zwei Bierchen, denn sowohl die Columbiahalle als auch die das Columbiafritz sind ja nicht gerade bekannt dafür die günstigsten Bierpreise zu haben. Langsam zuckte es aber doch schon in den Beinen, denn neben den Bosstones habe ich mich auch noch auf eine andere Band gefreut. Nämlich CAPDOWN aus England, dessen Debüt-CD „Civil Disobedients“ schon oft einige Ehrenrunden in meinem CD-Player drehte. Drinnen angekommen stand also nun eine Band auf der Bühne, die gerade einen Song spielte, der mir auch irgendwie bekannt vorkam. Aber das konnten doch nicht CAPDOWN gewesen sein. Sie rockten ganz gut ab und hatten sichtlich Spaß auf der Bühne und vereinzelt sah man auch einige Leute den Fuß, aber leider auch nur den Fuß auf und abwippen. Nee, so hatte ich mir die nicht vorgestellt. Also ging ich noch mal zum Einlass und fragte, wann denn nun wer spielen würde und bekam zur Antwort: „Ja, zuerst Capdown, dann einen Namen, den ich nicht verstand und dann eben die Bosstones…“. Toll. Am Merchstand schaute ich nach, ob es sich vielleicht um eine andere Kapelle, gleichen Namens handelte. Und tatsächlich fand ich meine CD dort nicht wieder und dachte schon, tja schade, dann eben nicht. So kam die erste Band auch langsam zum Ende & verabschiedete sich auf deutsch, was für mich bedeutete, daß es doch nicht DIE Capdown waren, die ich sehen wollte. Sie waren nicht schlecht und waren recht kurzweilig aber nach, ich denke mal, 30-40 Minuten langte es auch.
Es folgte eine Umbaupause und ich ließ mir doch noch ein Bier im Biergarten schmecken. Ach und die Würste rochen so lecker, die man dort grillte. Aber schließlich war ich nicht zum Essen gekommen.
Ja, und dann…
Schon bei den ersten Tönen wusste ich, DAS waren die Capdown, auf die ich gewarrtet hatte. Die hätten da echt mal ´ne Running Order aufhängen sollen. Aber schön ist es ja doch, wenn man so überrascht wird. Die Tanzfläche füllte sich auch zusehens und die Band rockte, was das Zeug hielt. Die Stücke ihrer ersten CD wussten genauso zu gefallen, wie die, die ich noch nicht kannte und sich wohl auf der neuen Platte befinden. Und, sie hatten auch was zu sagen. Nämlich, daß ihr Premierminister Blair ein ziemliches Arschloch sei. Das wurde vom anwesenden Publikum natürlich mit Beifall honoriert und überhaupt gaben sich die 4 jungen Briten sehr sympathisch, was auch die Tanzfläche immer voller werden ließ.
Wenn man sich so umblickte war das Columbiafritz übrigens nicht sooo voll, was mich doch schon ein wenig wunderte. Aber das Wetter war ja mittlerweile besser geworden und vielleicht machten sich ja doch nach einige Leute auf den Weg.
Ja, und genauso war es dann auch. Nach dem wirklich guten Set von Capdown, und ich rate Euch, sie Euch unbedingt mal anzusehen, falls sie mal bei Euch in der Nähe auftauchen, und der obligatorischen Umbaupause, die ich natürlich wieder im Garten des göttlichen Gebräus verbrachte, war der Laden doch schon um einiges voller, als man vorher annehmen konnte. Wo kamen die denn plötzlich alle her?
Na gut, einige saßen ja noch draußen im Biergarten und deren Anzahl hatte ich doch wohl ein wenig unterschätzt.
Ich also auch wieder rein in die Mitten des Geschehens und der Saal hatte sich auch schon in, ja wie soll ich sagen, einen Freudentempel verwandelt. Überall grinsende und glückliche Gesichter und vor, aber vor allem AUF der Bühne eine fette Party.
Ich muss ja gestehen, daß ich nicht so viele Songs dieser 1985 gegründeten Skacorekapelle kenne, und wenn dann wahrscheinlich nur die „Hits“ aber ich musste schnell feststellen – DIE BAND HAT JA NUR HITS. Und das bei diesem Sound, der übrigens bei allen 3 Bands gleich gut war. Ein großes Lob an dieser Stelle mal an der Mischer des Columbiafritz. Bei dieser Band kann man eigentlich gar nicht still stehen. Sie haben ja sogar ihren eigenen Tänzer auf der Bühne. Finde ich eine geile Idee. Das sollte jede Band haben. Obwohl, na ja, bei einigen (Deutsch)Punk, Oi! - oder Metalbands sieht das bestimmt ganz schön bekloppt aus Hehe. Aber dann hat man wenigstens mal bei manchem Schrott an Musik noch was zu lachen…
Zurück zum Geschehen. Auch ich ließ mich vom Tanzfieber anstecken und verbrachte 90% Zeit der Show auf der Fläche, wo eine netter, fairer Pogomob sein Unwesen trieb – ja selbst die Rucksackspinner hielten sich diesmal zurück und auch Stagediver gab es nicht so viele, daß man, wie so oft, mehr Zeit damit verbringt, irgendwelche Typen aufzufangen, als das man etwas von der Band mitbekommt. 5% verbrachte ich am Rande, um Mitgefährten zu suchen bzw. die gnadenlos gute Show zu bewundern, 2% auf dem Klo 3% am Merchstand – und das hat folgende Geschichte.
Zwischen 2 Songs beteuerte Sänger Dicky Barret, wie sehr er es liebt in Deutschland zu spielen und in Berlin zu sein, und man die Shirts heute statt der angegebenen 20 Teuro für 15 verkaufen würde… - Ach, nein, sagen wir doch besser 10 Euro….
Sofort bildete sich am besagten Stand eine Schlange. Blöderweise hat das nur die deutsche Verkäuferin nicht so ganz mitbekommen bzw. wusste nicht so genau, ob sie diese Ansage nun ernst zu nehmen hatte. Als aber dann doch immer mehr Leute nachfragten, was es denn nun mit dem Angebot auf sich hatte, schickte die arme doch jemanden los, der die Sache aufklären sollte. Als der dann wieder kam und ihr die Ansage bestätigte gab es für einige Leute kein halten mehr. Neben mir kaufte einer gleich 7(!) Shirts. Braucht der für jeden Tag in der Woche eins? Oder will da eine mal den schnellen Euro machen?!
Ich jedenfalls lies mir das Angebot natürlich auch nicht entgehen und besorgte mir ein kleines Souvenir von diesem schönen Abend.
Nach 2 lautstark eingeforderten Zugaben war dann auch kurz nach 12 Uhr Schluß und es hatte sich wahrlich gelohnt, an einem Montag sich noch einmal aus dem Haus zu wagen.
Das nächste Mal bin ich bestimmt wieder dabei & dann kenne ich auch alle Songs…
mieschka