Mudhoney durften es mal sein. Die Urväter des Grunge spielen dieses Jahr einige wenige Konzerte in Europa. Im Gepäck bzw. als Vorband spielten Useless Eaters aus San Francisco. Die Jungs machten als Support ihren Job ganz passabel. Versucht wurde sich an Grunge, das Ganze kam allerdings ziemlich emotionslos daher, viel zu wenig Kontakt mit dem Publikum, die Beats waren stellenweise sehr eintönig und was genau der verwendete Synthesizer für eine Rolle spielt hat sich mir nicht erschlossen. Die Pausen zwischen den Liedern versuchten die Jungs mit Riffs auf der Gitarre und am Bass zu übertünchen, was mehr als schlecht gelang, da die sagen wir mal vorsichtig Geräusche immer wenig bis nichts mit dem folgenden Song zu tun hatten. Das Ganze kann durchaus interessant klingen, jedoch muss da mehr Rhythmus rein und vom Gitarristen muss mehr kommen. Nach gut 45 Minuten war das dann auch vorbei und nach einer kurzweiligen Umbaupause durften dann Mudhoney ran.
Der Saal füllte sich mit etwa 300 Gästen und gleich die ersten Stücke gingen gut ab. Ein Song knallte nach dem anderen, die vorderen 10 Reihen im Publikum waren in Dauerbewegung und nach und nach tobte der ganze Saal. Die Jungs haben es nach wie vor drauf, das Publikum mitzunehmen und auch die Kommunikation zwischen Band und Publikum hat mir gefallen. Der Bassist hat stetig den Blickkontakt gesucht und sich nach jedem Song bedankt, genickt und prostete immer breit grinsend in die feiernde Meute, cooler Typ, dieser Guy Maddison. An der Gitarre wusste Steve Turner zu überzeugen, Format Lehrer, aber einer mit dem mensch mal einen Trinken gehen will. Mark Arm bretterte zusammen mit Steve Turner die ersten Songs auf der Gitarre runter, irgendwann nach dem bösen Krach-Monster 'Sweet Young Thing Ain't Sweet Anymore' beschränkte er sich dann aber nur noch auf seinen Reibeisen-Anti-Gesang.
Das Ganze kann mensch durchaus als Verlässliche Trendresistenz, erfrischende Weiterentwicklungsverweigerung und nix mit Soundexperimenten oder irgendwelchen musikalischen Reifungsprozessen zusammenfassen. Die treue Fangemeinde bekam genau das geboten was sie erwartet– schnörkellos und direkt, jede*r war zufrieden, glücklich, begeistert und feierte sich in Rage. Ein bisschen Tanzen hier, euphorisches Kopfnicken dort und eine Pogowelle da. Mudhoney tun was sie lieben und sie lieben was sie tun.
Jan & Claudia