Arpioni - Malacabeza

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Wenn ich den Mut hätte, mich weit aus dem Fenster zu lehnen, würde ich sagen, Arpioni sind neben Roy Paci & Aretuska wahrscheinlich die beste Band, die Italiens Ska- und Reggae-Szene derzeit zu bieten hat.

Und jetzt die gute Nachricht: Das ist das schöne am geschriebenen Wort, man braucht weder Mut, noch Fenster noch ein funktionierendes Sprachorgan. Zurück zur Musik. Die siebenköpfige Band aus Bergamo im nördlichen Italien (nahe Mailand) schlug mich schon mit „Un Mondo in Levare“ (1999) und „Buona Mista Social Ska“ (2001) völlig in den Bann. Letzteres enthielt eine beachtenswerte Zusammenstellung von Coverversionen traditioneller italenischer Songs im Arpioni eigenen unverwechselbar smoothen Stil. Ich habe selten so professionellen und genießbaren Neo-Traditional gehört und finde „der Worte nicht genug“, um Arpioni zu beschreiben. Ab ´99 waren sie, vom Meister persönlich geordert und damals unter Vertrag bei Gridalo Forte Records, für alle Shows in Italien Backing Band von Laurel Aitken (R.I.P.) und spielen immer noch zusammen mit Revoluzzer und Musik-Vagabund Tonino Carotone. Der wiederum hat es sich, ebenso wie Roy Paci höchstpersönlich, nicht nehmen lassen, seinen Teil zur neuen Platte von Arpioni beizutragen. Das mittlerweile fünfte Studioalbum „Malacabeza“ (VÖ: 2005) ist ein fulminantes Werk geworden; ist auf seine Weise sehr vielseitig ohne unzusammenhängend zu wirken, beinhaltet sowohl die typischen von alt-überlieferten italienischen Songs geprägten Melodien, genauso wie jazzige Nummern, Rocksteady, Latin-, Soul- und Folk-Einflüsse und doch ist alles eine große Hommage an die jamaikanischen Wurzeln. Es gibt nicht ein Stück auf der Scheibe, das es auch nach vielmaligem Hören geschafft hätte, mich zu nerven. Und das will was heißen. Bleibt eigentlich nur eins zu klären: Was ist mit der Live Performance? Die lies lange auf sich warten. Dann kam seit Jahren endlich wieder ein Konzert in Berlin (im Maschinenhaus der Kulturbrauerei) und zwar zusammen mit Ska-J aus Venedig und Enjoint aus Padova. Tja! Gut, es war ein Sonntagabend, Arpioni waren extrem kurzfristig gebucht worden und die Werbung konnte deshalb nur notdürftig greifen, aber das Einzige, was an diesem Abend glänzte, war das Berliner Publikum mit seiner Abwesenheit. Und das obwohl Arpioni ein wirklich gutes Set spielten. Aber vor 15 Leuten von denen sich 13 auf den Stufen ganz hinten im Halbdunkeln verstecken… eine Schande! Und das nur am Rande: Am Abend zuvor in Dresden spielte die Band bei weit über 300 Gästen vor ausverkaufter Halle.
Man kann halt niemanden zu seinem Glück zwingen. Was man kann, ist dezent darauf hinzuweisen, dass Arpioni am 7.10.06 im Kato noch einmal spielen werden. Ich kann nicht mehr tun als „Tipp“ zu schrei(b)en: TiPP!! TiPP!! TiPP!!!