The Beatdown – s/t

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Was ist das nur mit diesen Kanadiern? Der unbedarfte Geographiestudent würde bestimmt zunächst davon ausgehen, dass „Terence und Phillip“ nun mal so gar nichts mit Jamaika zu tun haben. Und dann kommt da immer wieder so eine Scheibe ins Haus geflattert, die die Grizzlies mit einer Wucht auf die Tanzflächen zwingt, dass sich Lederstrumpf ne Ritterrüstung gewünscht hätte.

Für die meisten Fans von The One Night Band kam das Splitup kurz nach der Veröffentlichung ihres zweiten Studioalbums „Hit & Run“ ziemlich überraschend. Offenbar hatte es, wie so oft bei aufstrebenden jungen Bands, Schwierigkeiten geben, ein für alle zufrieden stellendes Mittelmaß zwischen Vollzeitmusiker- und Privatleben zu finden. Kurzum, die vier tourwütigsten Musiker der Band fanden sich zusammen und beschlossen, noch einmal ganz von vorne anzufangen – mit einem neuen Namen aber mit der gleichen Leidenschaft für gute Musik und aufwühlenden Reggae. Das Ergebnis, The Beatdown, setzte sich sofort in Bewegung, nahm eine Handvoll Songs auf und ging mit einer EP im Handgepäck erst einmal ausgiebig auf Tournee durch Amerika und Europa.
Wer weiß, ob es auch an dem neuen und noch unbeschriebenen Namen lag? Das Konzert jedenfalls, das diesen Frühling in Berlin stattfand, war nicht besonders gut besucht, die Stimmung folglich eher bescheiden. Ich behaupte immer noch, das lag nicht an der Band. Aber mit nur vier Musikern auf der Bühne und so gut wie keinen bekannten Songs, macht es einem das berüchtigt verwöhnte Berliner Publikum halt auch nicht leicht. Und trotzdem ließ der Auftritt einiges für die (nahe) Zukunft erwarten.
In diesen Tagen schickt nun endlich The Beatdown aus Montreal ein Debütalbum in die weite Welt hinaus. Die ehemaligen Bandmitglieder von The One Night Band gaben sich wenigstens im Studio unterstützend die Ehre. Und siehe da: Das Debüt vereint zwölf Portionen Arschtritt-Reggae der überzeugendsten Sorte. Ein gutes Gefühl für packende Melodien, für bissfeste Refrains, ein Bob Dylan Fotzhobel und ein Händchen fürs Songwriting, das Chris Murray begeistern würde, machen die Platte auch im übertragenen Sinn zu einer runden Sache. Eine bombige Scheibe, die zumindest mir Lust auf Mehr gemacht hat. Diesen Herbst sind die Herren schon wieder in Europa unterwegs. Lassen sie mich also mit Überzeugung formulieren: It’s time for a second chance.