beNUTS – Bavarian Ska Maniacs

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Am 11. April erscheint das mittlerweile fünfte reguläre Studioalbum der beNUTS. Obwohl die acht Jungs aus München schon erbleichenswerte 13 Jahre Banderfahrung, unzählige Tourkilometer und eine stolze Sammlung Publikationen auf dem Kerbholz haben, führen sie ungerechter Weise immer noch ein Leben, dass nur leicht aus dem Windschatten der bekannteren deutschen Ska Bands Skaos, The Busters und Konsorten herausragt.

Ungerecht ist das Ganze, weil nicht erst mit der neuen Platte namens Bavarian Ska Maniacs mehr als ein paar beNUTS-Songs dem Ohr des geneigten Hörers schmeicheln dürften. Viele Stücke sind genauso gut, genauso tanzbar und ebenso leicht zugänglich wie die Hits der eben genannten Uptempo-Platzhirschen. Die Orgel wummert herrlich schnell, die Bläser in klassischer Dreier-Besetzung setzen ihre Lines, wo sie hingehören und ein pfundiger Walking-Bass macht das Tanzbein locker. Ab und zu würzen die beNUTS ihre Songs mit einer Prise verzerrter Gitarre, die stilistisch gut zu den melodischen Gesangslinien harmoniert, welche zum Mitsingen animieren... Aber vielleicht hat es der aufmerksame Leser schon gemerkt, die ganz große Begeisterung hält sich zumindest bei mir vornehm zurück. Das liegt vor allem daran, dass auch die backfrische Platte der beNUTS kaum Neuerungen zu bieten hat. Ich gönne der Band den Erfolg ihrer groß angelegten Tourneen durch Russland und Japan von ganzem Herzen, würde mir aber wünschen, dass sie auf ihren Reisen ein bisschen mehr Mut zur Innovation sammelten. (Ich lasse den Eurythmics Synthiesound in zwei der Songs ausdrücklich NICHT als innovativ gelten, denn) Bavarian Ska Maniacs ist eine TwoTone Scheibe (der deutschen Schule) wie sie im Buche steht. Die Band macht übrigens auch gar keinen Hehl aus ihrer „bluebeat“ Seele. Und wenn es genau das ist, was sie machen wollen, bitteschön. Mich reißt es aber leider nicht vom Hocker, wenn Musiker immer auf der gleichen Erde stampfen. Dafür hat sich in den letzten Jahren auch in dem relativ eng begrenzten Offbeat Sektor zu viel Spannendes getan. Ein Beispiel: Der Song „Russia“ hat als Partyhit zweifellos seine Qualitäten, aber mit Micky Mouse in Moscow haben die Busters die Nummer schon längst so gut wie patentiert (und dort war zudem der Text wesentlich witziger). Das bringt mich zu dem nächsten Punkt: So schön die Melodien der beNUTS auch klingen, die Lyriks kommen ziemlich flach daher. Dass Russen im Gesicht rot anlaufen, wenn sie KEINEN Ska hören, mag mancher informativ finden, ich langweile mich indessen schon bei der tausendsten Wiederholung von „Immer nur Ska“ und werde mich hüten, zu TwoTone Rhytmen „Ska, Ska, Ska“ schreiend durch die Menge zu hüpfen. Außerdem: Die beiden (auf dem Artwork der Scheibe prangenden) Banner „Ska not war“ und „ska against racism“ sind leider ebenso löblich wie einsam in der weiten Steppe der Meinungsäußerungen. Von dieser Warte aus betrachtet geht das oben erwähnte Windschattendasein leider ziemlich klar.
Bevor die Kinnladen aber noch tiefer durchhängen verkneife ich mir weitere, mehr oder weniger subjektive Details. Es ist eben nicht mein Ding. Aber ich kann mir trotzdem vorstellen, dass die beNUTS fähig sind, ein großes Fanpublikum glücklich zu machen. Spaß bringt die Musik nichtsdestotrotz. Zu Beginn von Track sieben horchte ich übrigens einmal kurz respektvoll auf: Dort beginnen die beNUTS mit einem ziemlich abgefahrenen Intro, welches irgendwie das Sublime Erfolgsrezept weiter zu schreiben scheint. Tja, leider bleibt es beim Intro, denn die verzerrte Gitarre, brav nach der dritten Seite des How-to-be-Punk Standardlehrbuchs, versaut mir sofort wieder die Laune. Lobend erwähnt sei übrigens trotz allem der ziemlich interessante Bass-Spieler, der immer wieder mit überraschenden Parts punktet und dann sogar in Track 9 ein astreines Solo (incl. Slap-Bass) hinlegt.
Ein wenig ins Grübeln bringen mich dann wieder die Sponsoren(!) auf dem Plattencover. „Fred Perry“ – irgendwie logisch. „Eittinger Brauerei“ – kann ich mir auch noch erklären, aber die Bierseligkeit hat schon einen befremdenden Unterton. Aber was bitteschön macht das „Fossil“ Emblem auf der Pappe? Ist das die Hingabe an die Münchner Geldigkeit oder doch ein selbstironischer Versuch auf den Bandeigenen inneren Dinosaurier mit bluebeat Seele einzugehen? Aber ich fürchte ich verrenne mich schon wieder...
Insgesamt würde ich sagen: ein solider Uptempo Stomper ohne viele Überraschungen, der dem TwoTone Fanatiker mit einem Herz für Punkrock und Lust am Altbewährten den Bauch pinseln dürfte.