Bluekilla – never was a ska band

Sie sind hier

Bluekilla never was a ska band. Ja Sapperlott! Offenbar ist dieser Monate die Zeit der unangenehmen Geständnisse. Wurde auf dem Nockerberg noch freimütig gelacht, so sorgt sich das bayrische herz dieser Tage im wahren Leben doch allmählich: Wie viele solcher unheilvollen Offenbarungen hält das blau-weiß rautierte Herz noch aus? Ausgerechnet eine der ältesten deutschen Skabands lässt jetzt auf ihrem fünften Studioalbum die Hosen runter. Ladies and Rudeboys, bitte bewahren Sie ruhe, wenn sie Folgendes zur Kenntnis nehmen: Bluekilla never was a ska band.

Man möchte meinen, die Szene sei erschüttert. Bluekilla, eine der Grundfesten der deutschen Offbeatszene legen die Wahrheit auf den Tisch. Aber: Wo immer man auch hinsieht: keine entsetzten, noch nicht einmal lange Gesichter. Niemand weint, niemand greint, stattdessen skankt Deutchland selig vereint und nicken den neuesten Coup aus Süddeutschland zufrieden ab. Tja, war denn tatsächlich nichts Verstörendes geschehen? Alles falscher Alarm? Bluekilla, keine Skaband?
Nun ja, tatsächlich: Das schwarzweiße Karomuster legt beredt Zeugnis davon ab. In der Tat, stimmt Dr. Klenk mit ein, haben sich Bluekilla stets viel stärker am britischen Two Tone orientiert als am Jamaikanischen Ska. Play the Skinhead Reggae, fordern unisono die Fans seit einigen Jahren langem, Bluekilla halten mit Offbeat dagegen, King Django himself scheibt mit seinem Gastauftritt auf der neuen Platte den Dancehall ganz nach vorne und auch Reggae, Modbeat und eine Prise Synthie-Pop würzen den Sud dieses Albums. So gesehen also keine Sensation, wenn die Schlitzohren der Band mit einer für sie typischen Portion Humor die Grabenkämpfen innerhalb der Szene schon im Vorfeld den Wind aus den Segeln nehmen. Ist doch auch wirklich scheißegal, in welcher Schublade Bluekilla nun am besten aufgehoben wären, die 26jährige Geschichte der Band entheben sie sowieso von jeglichem Legitimationszwang. Wer Bluekilla mag, der wird auch das aktuelle Album mögen, wer sie nicht kennt, hat sowieso seinen Hopfen schon vor Jahren verlegt. Und wer ausschließlich Ska aus den Jahren zwischen 1959 und 1967 hört, für den lassen die neun Herren wie erwähnt gerne symbolisch die Hosen fallen, um ihnen den Arsch zu zeigen. Letzteres ist für die „Chippendales des Ska“ ohnehin längst nicht mehr skandalträchtig. Näheres dazu in der Bandgeschichte, zu finden im Internet.

VÖ: 25.2.2011