Mit „Big Proud“ veröffentlichen Dallax mal eben ihr sechstes Studioalbum und legen damit eine erschreckend hohe Schlagfrequenz an den Tag. Vor nicht einmal zwei Jahren hatte die Band aus Tokyo mit Unterstützung des renommierten Pork Pie Labels ihre Platte "Core Color" auf die Reise in die europäischen Plattenläden geschickt. Mit dem neuen Werk beißen sie sich nun endgültig fest in den Tanzwaden der Skapunkrocker dieser Breitengrade.
Dallax, das haben die Reaktionen auf ihre letzte Tour gezeigt, garantieren für eine dicke Konzertparty, weil sie selbst unglaublich viel Spaß auf der Bühne haben und es hervorragend verstehen, diesen auf das Publikum übergehen zu lassen. Ihre meist unter dem Schlagwort Ska-Core eingeordnete Musik ist dabei bei Weitem nicht einfach nur brachial, sondern eben auch mit einer Riesen-Portion Hirn und Verständnis für die Kniffe der Musikgeschichte angerührt. So lässt es sich zu ihren Songs ebenso gut herzergriffen Mitgrölen wie mit heruntergeklappter Kinnlade staunen. Allein die schiere Geschwindigkeit der in feinster Skoidats Manier gesetzten Hackschitzel-Offbeatgitarre - sowas habe ich ansonsten nur noch bei dem viel zu kurz existierenden Projekt Secret Agent Eight gehört - aber auch der rasante Slapbass lassen so manchen versierten Musiker vor Neid erblassen, also mich schon längst. Und dann dieses Gespür für eingängige und trotzdem alles andere als simple Melodien... Wer schon lange mal wieder einen richtig heftigen Konzertabend erleben wollte, der tut gut daran, sich für die anstehende Europatournee ein Ticket zu sichern. Dallax scheinen sich jedenfalls bestens dafür vorbeireitet zu haben indem sie eine Menge schwerer Scheiben hörten. Denn auf dem neuen Album scheuen sie nicht davor zurück, sogar ganz klassische Metalriffs in ihr Offbeatfeuerwerk zu integrieren. Der eine Song klingt gar irgendwie nach Motörhead und „Holyholic“ hat überhaupt nichts mehr mit Ska zu tun, ist aber der genialste Powerpunk Song, den ich seit Jahren gehört habe. Die erholsamen und eher ruhigen Rocksteady Versuche des letzten Albums sucht man auf "Big Proud" dagegen leider vergebens, ein bisschen schade, wie ich finde. Dafür beweist die Band Szenebewusstsein indem sie einen Widmungssong auf ihrem Album verewigt und so liebe Grüße an ihre Freunde und an die in Japan sehr bekannten Kollegen u. a. von Skaos und Babylove & the Van Dangos und natürlich an die Labelchefs Matzge von Pork Pie und Fat Mike von Fat Wreck höchstpersönlich schickt. Irgendwie ist diese Zusammenstellung (vor allem in ihren Kontrasten) dann auch programmatisch verstehbar.