Die Ärzte - Geräusch

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"Die einen mögen sie, die anderen nicht. Die einen fahren lieber nach Düsseldorf, die anderen lieber nach Berlin. Was soll man schon über DIE BESTE BAND DER WELT schreiben, wenn man selbst auch noch Fan von dieser ist? Vielleicht was objektives? Muss ich das? Fakt ist, daß die Ärzte nach 17 oder 22 Jahren, wie man´s nimmt, immer wieder überraschen können. Sei es die Verpackung oder der Inhalt oder das Drumherum. Meistens ist es gar eine Kombination aus allem. Wer traut sich schon, als Punkband (ich stufe sie immer noch als solche ein, und da kann mir keiner was erzählen) öffentlich zuzugeben, stinkreiche Säcke zu sein? Wer lässt als solche die VILLAGE PEOPLE bei sich im Vorprogramm spielen? Wer verweigert vehement den Kopierschutz auf seinen CD´s? Einige können sich mit den „neuen“ Ärzten, seit 1993, immer noch nicht recht anfreunden. Aber was soll´s, die Zeit geht weiter. Auch mir gefällt seit dem nicht alles von ihnen. Das war aber auch früher schon so.

Geräusch ist das 6. Studioalbum seit ihrer Wiedervereinigung und das mit Abstand abwechslungsreichste. Dass Farin einen breit gefächerten Musikgeschmack besitzt konnte man ja schon beim Hören seines Soloalbums feststellen, was auch auf diesem Album wieder positiv auffällt. Der Mann scheint nie zur Ruhe zu kommen. Bei 13 ½ der insgesamt 26 Songs hat „Mr. Perlweiss Extra“ seine Finger im Spiel. Mal gewohnt lustig („Jag Älskar servige!“, „WAMMW“, „Pro-Zombie“ oder „Schneller Leben“), mal im anscheinend dauernd währenden Liebeskummer („Nichts in der Welt“, „Anders als beim letzten Mal“) und dann wieder, selten eindeutig politisch, na ja, eher kämpferisch („Deine Schuld“, „Nicht allein“). Den Rest teilen sich Bela (6 ½) und Rod (6), wobei sich beim letzteren, zumindest bei mir, wieder die Geister scheiden. Einerseits bringt er die hervorragenden Songs „Anti-Zombie“, „Dinge von denen“ und „Geisterhaus“ an den Start. Auf der anderen Seite wieder ein stinklangweiliges „T-Error“, „Lovepower“ und das grauenvolle „Piercing“. Dafür spricht mir dann Bela bei „Nichtwissen“ aber wieder aus der Seele.

Man braucht jetzt nicht zu sagen, die ÄRZTE wären gereift oder so ein Quatsch. Sie haben wieder mal ein (Doppel)album herausgebracht, welches musikalisch und textlich in Deutschland seinesgleichen sucht. Schade nur, daß man auf ihre Alben immer so lange warten muss. Dafür gibt´s ja ab und zu mal zwischendurch eine Single mit unveröffentlichten Songs und wer weiß, welche Überraschungen sie sonst noch zu bieten haben, bis ein neues erscheint. Also: Bis zum 18.6.2004 mit den VILLAGE PEOPLE hier in Berlin. Für mich seid und bleibt Ihr die BESTE BAND DER WELT."