Acht Jahre ist es her, seit die Berliner Deutsch-Punk-Band KOTZREIZ ihr letztes Album „Punk bleibt Punk“ veröffentlichten. Mit „Nüchtern unerträglich“ melden sie sich mit elf Tracks in 23:34 Minuten zurück.
Der Titeltrack ist gleich mal ein richtig fein kritisches Stück bezüglich rücksichtsloser Ignoranz den Mitmenschen und unserem feudalistischen Lebenstil gegenüber. Auf den ersten Blick handelt es sich bei dem Song um eine Saufhymne, doch tatsächlich ist es ein Hilferuf, weil die Welt nüchtern nicht mehr zu ertragen ist. Es ist einfach erschreckend, wie sich Menschen gegenseitig behandeln und wie fahrlässig sie mit Tieren und der Natur umgehen. Das soll mit dem Text ausgedrücken, ohne das dir Band dabei mit erhobenem Zeigefinger in der Luft herumzufuchtelt.
Eine Reminiszenz an die Neue Deutsche Welle darf auch nicht fehlen („Toilettenstern“). Gefühlsduselig wird es bei "Punkboys don't cry", eine wehmütige, nostalgische Melodie zum Auseinanderdriften von Freundschaften. Dem Sommer wird mit „Sambuca Beach“ gefröhnt. Eine herrliche Adaption von „Tequila“ der Band THE CHAMPS. Das folgende „Nix zu verlieren“ verstärkt das Sommerfeeling.
Erwähnt werden soll vielleicht auch noch, dass es Gästebeiträge gibt. Diese sind von The Ace (ZSK) beim Song „Nüchtern unerträglich“, Emelie Krawall beim eher elektronisch angehauchten „Toilettenstern“ (Anspieltipp) sowie der fast schon an die 80er Jahre und die NDW erinnernde „Der räudige Aal“ mit Andrea Pestpocken. Auch ein Song mit Aussage und ein guter Abschluss einer guten CD.
Album Nummer vier der Berliner ist ein Deutschpunkklassiker und kommt mit räudigem Schrei-Gesang, einprägsamen Gitarrenmelodien, ein bisschen Ernst und einer großen Portion Abwechslung daher.