Im Namen der Schweizer Band ist der „Ska“ gut versteckt, nicht so in ihrer Musik, denn anders als viele ihrer zeitgenössischen Kollegen dürfen Kalles Kaviar auf ihrem Internetauftritt zwar recht unbescheiden, aber stilistisch mit einigem Recht „Homepage des Ska“ titeln.
Es hat sich ja inzwischen herumgesprochen, dass bei weitem nicht alles, was seit den 80ern von jamaikanischer Musik beeinflusst den europäischen Musikmarkt überschwappte und lange unter dem Begriff „Ska“ subsumiert wurde, auch in dieser Schublade zuhause ist. Von Punk über Polka, Hip Hop, Heavy Metal, Mestizo bis Elektro – Offbeat Musik hat sich weltweit über alle Folkloregrenzen hinaus verbreitet, reiste von Kingston Town nach Tokio, von Rio nach Russland, von New York nach Neuburg an der Donau und wieder zurück, sammelte allüberall schiefe, schöne, glubschige und glänzende Perlen ein und präsentiert sich heute in einer schier unüberschaubaren Vielfalt. Da ist so manchem Newcomer heute gar nicht mehr nachvollziehbar, wo das alles einmal herkam. Und so sitzen gebartete Ska-Großväter stirngerunzelt und Werthers-Echte-bewährt in ihrem Schaukelstuhl und singen das große Memorandum, das Hohelied von den Wurzeln. Was war? Warum? Und wie wurde das gemacht? Eine Reihe von Bands begibt sich inzwischen verdienstvoll auf die Suche nach dem Klang der 60er, erweckt Ska, Rocksteady und Early Reggae jamaican style wieder zum Leben und kombiniert den Kingston Beat mit der musikalischen Finesse des 21. Jahrhunderts. Zu dieser Forschungsdisziplin gehören auch Kalles Kaviar, sie stehen dabei sogar, wie man unter Wissenschaftlern bescheiden formuliert, an exponierter Position. Allein ihre interessante Coverversion von Jackie Opels Rude Boy Schelte „You’re too bad“ belegt eindrucksvoll, dass sie sehr genau wissen, wovon sie reden. Bereits seit 1996 bereichert die in Basel beheimatete Band die europäische Skalandschaft mit äußerst professionell und dabei dennoch Szene bewusst präsentierten Reggae, Rocksteady und Skarhythmen. Daran hat sich selbstverständlich auch auf ihrem vierten regulären Studioalbum nichts geändert. Außer vielleicht die Tatsache, dass mit der neuen Sängerin Jana Kouril eine musikalisch sehr gefällige Raffinesse mehr auf der Platte verewigt wurde. Als hätte es derartiger amuse-gueules noch bedurft… Also tragt die Botschaft weiter: „Ooh ooh yeah yeah“ ist ein Knalleralbum geworden, also los, ihr alle, ab in den Plattenladen!