Mad Caddies - Just One More

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"Nur einfach noch eine" ist das bestimmt nicht, diese neue Scheibe der MADCADDIES, zwar zogs mir beim ersten Hören nicht gerade die Hosen aus, aber wie sollte es auch. Immerhin war ich mit den vier bisher erschienenen Studioalben ausreichend vorgewarnt, und außerdem scheinen die Caddies diesmal mit einigem Recht auf Langzeitwirkung setzen zu dürfen. Also ab geht´s, sicher festgezurrt in meinem bequemsten Wohnzimmersessel, (denn ich bekomme ja schließlich fürs Bewerten und nicht fürs Tanzen kein Geld) hinein in das Abenteuer in der verrückten Dixiepunkcaddieswelt. Dankbar lasse ich mich durch die sanften Reggae vibes von "Drinking For 11" tiefer in die Polster drücken. Um ein Haar wär ich in all der künstlich erzeugten Warmwetterbrise eingedöst, als mich die bekanntermaßen heftigen Hochsommergewitter von "Contraband" davon fegen. Spätestens ab "Villains" ist alles vorbei: Die Riemen sind zerrissen, das Fenster gähnt noch erschrocken in den Innenhof, der Nachbar juckt mich um 2 Uhr morgens nicht mehr die Bohne und ich übe von meinem Hochbett aus Stagediven mitten hinein in meine imaginäre Mingvasenkollektion. Luftgitarren-Griffbrettwichser, Saturday- Night- Skankers, PogoPapas, Reggae- Toasters und Karaoke- Singalongs, scheiß egal, die Platte solltet ihr haben. Und das schöne ist: Bei der Musik vergibt dir sogar die hübsche Mieterin gegenüber die hässlichen Bermudashorts, mit denen du mitten im Winter gerade vorm Fenster swingst. Müsig zieht sich eine mit jeder Platte wiederkehrende Diskussion um den besten Caddiessong durchs Internet, die am Ende dann sicherlich doch nicht zu klären ist. Viel zu abwechslungsreich gestaltet sich das Programm. Herzzerreisende Oden an das Fernweh wie "Just One More", wechseln sich ab mit DaswandernistdesPunkerslust- Hymnen wie "Leavin", alt bewehrter Dixikost wie "Last Breath" und dem unvermeidlichen unite-against-a-president-that-can´t-even-read Knaller "Riot". Und zu guter Letzt: der lang erwartete Einerundegehtnoch-backtothebars-calypso Song macht einen Abschied völlig unmöglich. Zugegeben, die Band hat auf ihrer neuen Platte Geschwindigkeit und Lautstärke ein wenig runtergedreht, dafür aber eindeutig zugunsten eines verstärkten Wohlfühlfaktors. Und schließlich ist man als Endverbraucher ja doch Herr der Lautstärkeregler. Also kauft Euch das Teil, lehnt Euch zurück und geniest das Treibhausklima. 9,99/10 Punkte

www.madcaddies.com
www.fatwreck.de