Wer kennt das nicht: Gerade noch reitet man missvergnügt mit seinem Gaul durch die wabernden Straßen von Wernigerode (oder war es Venedig?), bis der treue Gefährte ins Straucheln gerät und soz. unter dem Arsch weg und ohne sich zu verabschieden im ausgedehnten Kanalsystem der Stadt verschwindet. Scheiß drauf, dann war’s das eben mit dem Kühe hüten, ein echter Großstadtdesperado findet auch so seinen Weg in die nächste Wiskeybar... Wild West in der tropischen Hitze der Lagunenstadt - das ist eine ganz besondere Brauart Punkrock. Und das sind, umständlich gesagt, Rolando Random & the Young Soul Rebels.
Wer sonst könnte sich eine derart hanebüchene Geschichte ausdenken und sie, in ein feines Reggaegewand gekleidet, als ansprechendes Musikstück auf die Bühne bringen. Apropos Bühne: Dort haben die Young Soul Rebels ja bekanntermaßen ihre zweite Heimat. (Die sie immer wieder großherzig mit Freunden teilen, so gerade erst wieder mit den Slackers) Dort sind sie eine Wucht, die man gesehen haben muss, die ich aber leider damals auf dem Debütalbum nur grob erahnen konnte. Diesem Missstand rückt nun der neue Langspieler mit einer Faust voll Mut erfolgreich auf den Pelz. Zwar geht es auch auf der neuen Platte nicht um Besenjazzige Präzision, den Spaß und die Seele des Live Erlebnisses findet der eifrige Fan aber sofort auf Fistful of Courage. Die 16 Songs vereinen die ganze Bandbreite dieser längst verdienten Berliner Band. Vom echtem 1-Minuten-Punkrock über den Victor Rice artigen Titeltrack bis zu Soul, Rocksteady, Surf und einigen Prisen Mestizo ist es ein weiter Weg, den die Band aber mit einer beeindruckenden Leichtigkeit beschreitet. Das macht eben RR&TYSR aus, dass sie mal kurzerhand die längst überfällige wahre Hymne auf Neukölln zwischen ihr Sporenbewährtes Songspalier packen. Ganz besonders beeindruckend finde ich einerseits das auch live prächtig ankommende Vic Ruggiero Cover „Neatly“, das The Clash nicht schöner hätten spielen können und natürlich die Glanzleistung, Dave Barkers „Prisoner of Love“ mit deutschem Text zu versehen: „Baby, für dich würd’ ich Knast gehen...“ Danke, was hab ich gelacht.
Bevor ich jetzt alle szenebewussten vereinigten Kids in den Plattenladen schicke möchte ich abschließend die Gelegenheit nutzen und den neuen Keyboarder Mr. Babylove Van Dango in der Band begrüßen, der laut gut informierten Quellen das Wunder geschafft hat und innerhalb von zwei Wochen sein Instrument gelernt hat. Jetzt spricht er, wenn ihm der Tourplan seiner eigenen Band Zeit dazu lässt, nicht nur die schwedischen (oder ist das dänisch?) Cowboyansagen, sondern drückt diesen fiesen Orgelsound unter die Musik, der dem Tanzbein und überhaupt dem ganzen Rude Boy wohltut. Gratulation, Experiment gelungen meine Herren.