Warum ist das eigentlich so, dass guter Ska so oft aus Holland kommt?
Wer mir das einmal erklären kann, der bekommt von mir auf dem nächsten Konzert höchst persönlich ein Bier spendiert. Eine gute Gelegenheit wäre z. B. der 13. April im Roten Salon, denn dort werden diese (mindestens) acht Virtuosen der anspruchsvollen Spät-Abend-Ska-Unterhaltung zum Tanz aufspielen. Und einige der großartigen neuen Tracks werden sicher mit dabei sein. Insgesamt elf davon finden sich auf „Sunwalk“, dem zweiten regulären Studioalbum der Ska Jazz Foundation aus (wie sie selbst sagen) der meist verschmutzen Stadt der Welt. Diese Band ist eine reine Instrumentalband… Aber lauft doch nicht gleich alle schreiend weg. So ist das gar nicht. Zwar gibt es keinen Sänger, das kurze Intermezzo im letzten Jahr, mit dem Versuch, eine Sängerin einzubauen, war leider auch zum Scheitern verurteilt, die Musik ist aber deshalb noch lange nicht Langweilig und ohne Charme. Das machen die wirklich sehr talentierten Musiker hinter ihren Instrumenten locker wieder wett. Schön swingender Ska Jazz, ein Hauch verschmitzter Klezmer, Rocksteady, stiller (!) Reggae und ganz viel Gefühl halten den Hörer bei Laune und die Freundin im Bett… err… Aber mal ehrlich: Während die Musik gerade läuft, fällt es mir immer schwerer, nicht an jenes bedeutungsschwangere Solo-Album von Mike Patton zu denken, das da heißt: „Songs to make love to your old lady“.
Mag sein, dass mir das Taktgefühl nun vollends abhanden gekommen ist, aber ich behaupte: So sollte diese Platte eigentlich heißen. Obwohl „Sunwalk“ schon auch irgendwie passt. Das ist Musik wie ein fauler Sonnentag am Wasser, Frühlingsgefühle, Sommerspaß und Herbstdepression. Nur den Winter konnte ich nicht finden. Wahrscheinlich deshalb erschien diese CD gerade jetzt.