Da passt man mal kurz nicht auf, ist mit seinen Ohren in der falschen Gegend unterwegs und schon schießen sie wieder - aus dem Boden! Nicht aus Kanonenrohren. Diese wilden Bands aus dem wilden Westen der USA.
Immer wieder bin ich in meinen Recherchen über das enge Netz von Musikern gestolpert, das sich in Südkalifornien die Klinke in die Hand gibt, wenn es darum geht, spannende Ska, Rocksteady und Reggae Musik zu zaubern. Und trotzdem ist mir der Name See Spot, kaum gehört, doch wieder entfallen. Zum ersten Mal kam mir die Band nämlich in dem legendären Interview mit den Slackers UND den Aggrolites zu Ohren, dass in unserem Fanzine VoC #6 abgedruckt ist. Hätte ich gewusst, dass es sich dabei nicht einfach nur um irgendeine frühere Band von Jesse Wagner handelt, sondern um ein Format von echt beachtlichem Rang, an dem auch Brian Dixon mitgewirkt hatte und das Querbezüge zu fast allen wichtigen Reggaebands (Hepcat, Jump with Joey, After Hours, Rhythm Doctors...) aus L. A. aufweist,... sicherlich hätte ich See Spot dann schon früher aufmerksam beobachtet und nicht erst mit dem neuen, insgesamt dritten Studioalbum lieben gelernt.
The Robbery kommt rein äußerlich wesentlich gefährlicher daher, als es die zuckersüße Sammlung von unglaublich melodiösen Rocksteady Tunes (plus ein bisschen Latin, Ska-Jazz alla Eastern Standard Time und Neo Traditional) erwarten ließe. Wer aber so bezaubernd mehrstimmig zu singen vermag, der darf meinetwegen ruhig ab und zu als Ausgleich verwegen mit der Knarre wedeln. Glauben sie mir, es gibt wirklich keinen Grund davonzulaufen. Im Gegenteil, wer auf der jüngst anstehenden Europatournee nicht auf einem der Konzerte vorbeischaut, bringt sich selbst um die Gelegenheit, eine Band zu genießen, die nach allem was ich bisher kenne, am ehesten an das unbestreitbar geniale Songwriting der legendären Hepcat herankommt. Es überrascht mich in dem Zusammenhang auch keineswegs, dass The Robbery besonders David Fuentes, dem 2007 tragisch verunglückten Bassisten von Hepcat (und kurz auch The Aggrolites), gewidmet ist. Es scheint, als habe „Bassie“ mit seiner eigenen Art Musik zu machen weit mehr als nur ein paar Bands inspiriert. Und das hat er gut gemacht. Die 14 ohrwurmverdächtigen Songs auf the Robbery sind jedenfalls obwohl sehr eingängig dennoch abwechslungsreich. (Auf einem Instrumental gibt es sogar ein Sprechgesangsolo, so was hab ich im Ska bereich noch gar nie gehört. Aber warum nicht?) Einziger Kritikpunkt ist vielleicht die thematische Fixierung auf Alles was das Liebesleben so hergibt. Da hätt’ ich dann doch gerne noch ein Quäntchen mehr Philosophie zum Tee, bitte.