Angesichts des Titels des inzwischen achten regulären Studioalbums der designierten „besten Ska Band der Welt“ freute sich der Wortspielfreund in mir noch eine Lasagne in den Magen, spätestens beim dritten Track schossen die Mundwinkel aber gen Marianengraben. „Self Medication“ war schon ein umstrittenes Plattenprojekt, nun muss ich sagen: So nicht meine Herren Gesangsverein! „The Great Rocksteady Swindle“ wäre als Debüt einer ambitionierten Band aus, sagen wir, Castorp-Rauxel sicherlich höchst lobenswert, für die lonesome Streetbeat-Poeten aus New York City nenne ich die Scheibe eine Schande.
Zwar schifft man im Hause Slackers, wie schon oft angekündigt, mit der neuen Platte wieder zurück in den bewährten Hafen des Heimatlabels Hellcat Records, ein wirklicher Grund für die Herausgabe des Albums zu diesem Zeitpunkt lässt sich aber meiner Ansicht nach nicht finden. Lausige drei Songs halten in etwa das Niveau, das man inzwischen von den Slackers erwarten darf. Die beiden Eröffnungssongs „How it feels“ und „Because“ sind solche Kunstwerke, die nur die New Yorker zu schnitzen wissen. Auch Agent J’s „A long way off“ gefällt mir, bis auf das etwas stumpfe Mastering, ganz gut. Aber dann flacht die Klangkurve deutlich ab. Inhaltlich spannende Ideen wie „Tool shed“ werden durch den repetitiven Refrain ziemlich schnell unerträglich. Mr. Tragedy dagegen soll offenbar lustig sein, ist aber, wenn das müde Lächeln einmal verklungen ist, in erster Linie eher daneben und erinnert vor allem an die teilweise halbgaren Lyrics der allerersten Slackersplatte „Better late than never“. „The Same everyday“ geht zwar rhythmisch klar nach vorne, dabei aber ebenso schnell auf meine inzwischen angereizten Nerven. „Don’t look back“ ist ganz in Ordnung so, aber allein die Tatsache, dass eine Band tatsächlich NOCH eine Version von „Ain’t no sunshine“ veröffentlichen möchte, spricht für sich. Gut, ich will nicht noch mehr ins Detail gehen…
Wie gesagt, unvoreingenommen betrachtet, ist „The Great Roksteady Swindle“ im Grunde gar kein Problem. Die Band tritt darauf stilpluralistisch wie eh und je auf. Aber verglichen mit dem Gaumenschmaus den man aus dem Hause Slackers inzwischen gewohnt ist, ist meine Reaktion mit einem Kopfschütteln nicht ganz beendet. Mir fehlt das Feuer, die musikalische Leidenschaft, na und vielleicht auch ein vernünftiges Layout auf dem Plattencover. Lobend zu erwähnen bleibt aber, dass die Slackers ihr aktuelles Werk szenebewusst nicht etwa irgendwo in den Studios dieser Welt aufnahmen (die sicherlich alle inzwischen Schlange gestanden hätten) sondern hier. Hier! Mitten in Berlin! In Jochens kleinem aber feinen „Harz Kraft Hof“ Tonstudio neben dem fulminanten Club Lovelite. Ein großes Thumbs up also für Street Credibility und das versöhnliche Schlusswort: Live sind die Slackers nämlich nach wie vor so berrauschend, da könnte auch eine ganze Reihe mittelmäßiger Platten noch lange nichts an meiner Begeisterung für die New Yorker ändern.