The Slackers - Peculiar

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Es gibt Bands, die schwören auf die Energie und die Authentizität eines Live Albums und es gibt Bands, die legen mehr Wert auf den ausgefeilten und perfektionierten Sound eines Studios. Die Slackers wären nicht die Slackers, wenn sie nicht einen ganz eigenen Kopf hätten: Die machen mal eben einfach beides.

Für ihr fünftes reguläres Studioalbum (das kürzliche Dub Projekt mal nicht mitgerechnet) haben sich die New Yorker wieder etwas ganz besonderes ausgedacht. Nur die Bläsersätze und Gesangslinien wurden in King Djangos legendärem Version City Studio aufgenommen, die Rhythmus Parts dagegen nahm die Band Live in ihrem Lieblingsclub Ernesto’s im niederländischen Sittard auf, der uns ja auch schon zwei großartige Livealben im herkömmlichen Sinne beschert hatte. Dass das Amalgam aus den beiden Teilen so wunderbar stimmig geworden ist, spricht vielleicht auch wieder einmal sehr deutlich für die unglaubliche Live Performance der Slackers, die zwar quasi studiofertig aber trotzdem nicht „einfach heruntergespielt“ sondern voll explosiver Energie daherkommt. Die Slackers von Platte sind halt nur die halbe Wahrheit und genau dem Befund scheint die Band mit ihrer neuesten Scheibe Rechnung tragen zu wollen. Ob man das hört? Keine Ahnung, wenn ich ehrlich bin. Ich kann ja auch schlecht vergleichen, aber die Platte klingt geil, soviel kann ich verraten.
Leider ist das Cover wohl nicht ganz rechtzeitig fertig geworden, so dass ich nur eine vorab Promo Kopie vorliegen habe und über das Artwork noch nichts sagen kann. Schade eigentlich, denn die Band hat auf dem Gebiet meistens auch so einiges zu bieten. Ob sie wohl dieses Mal für uns unter-einem-Halbwissen-in-Englisch-Leidenden die Lyrics mit abgedruckt haben?
Auf Peculiar finden sich ja unter anderem neue Versionen der fünf Songs der politischen EP „International War Criminal“, die damals kurz vor der schmachvollen Wiederwahl Georg W. Bushs als Präsident der Vereinigen Staaten von Amerika genau dieses verhindern hätte helfen sollen. Vor diesem Hintergrund bekommt der Kommentar von Sänger und Keyboarder Vic Ruggiero zu diesen Songs beinahe einen sarkastischen Unterton: „Half of the songs are really political, written in the intention of just voicing our opinions. It seems like nobody was voicing their discontent with the way things are going lately.” Also auch wenn es sonst keiner sagt, die Texte scheinen ihnen wirklich wichtig zu sein. So wichtig, dass diese Songs gar nicht oft genug gespielt und gehört werden können. Ihr ursprüngliches „Ziel“ konnten die Songs leider nicht erreichen, aber zum Glück verbietet die amerikanische Verfassung ja eine dritte Regierungsperiode eines Präsidenten. Wer weiß was dann passiert.
Ansonsten findet sich auf dem Album noch ein Track, der ganz in der Manier von Ruggieros Soloprojekt nur mit Gitarre und Gesang eingespielt wurde, außerdem ein fulminanter Gastauftritt von Ex-Hepcat Sänger Alex Desert. Oder vielleicht doch nicht ganz so Ex? Um die aktuelle Situation der mit den Slackers tief verbundenen Trad-Rocksteady Band Hepcat (Saxophonist David Hillyard wechselte seinerzeit von Hepcat zu den Slackers) ranken sich ja einige Gerüchte…
Insgesamt ist Peculiar dennoch vielleicht nicht der ganz große Wurf für ein Slackers Album; zu wenig neue Stücke(auch wenn es mir persönlich weh tut, aber dafür muss ich ein dickes Minus vergeben), an einigen Stellen ist mir der Sound ein kleines Stück zu brav aber verglichen mit der großen weiten Welt des Ska immer noch eine absolute Pflichtveranstaltung in ihrem eigenen ganz unnachahmbaren Stil.

Tracklist:
01. 86 The Mayo
02. Peculiar
03. Propaganda
04. Crazy
05. Set The Girl Free
06. Capo
07. I’d Rather Die Happy
08. What Went Wrong
09. Keep It Simple
10. International War Criminal
11. Sauron
12. Rider
13. I Shall Be Released

Das Große Was-War-Wo Spektakel
Insgesamt sind Track 1,3,4,9,10,12 und 13 bereits auf Slackers Platten veröffentlicht worden. Das ist mehr als die Hälfte der Songs. Und zwar:

-"86 The Mayo" war als akustic Version auf Vic Ruggieros Soloalbum "alive at the Ladybug House", darauf findet sich auch eine unplugged version von "International War Criminal"

-"Propaganda", "Crazy", "Keep it Simple" und "International War Criminal" waren in anderer version auf der EP (ebenfalls) mit Namen "International War Criminal"

-"Rider" ist 1 zu 1 von der Ep "International War criminal übernommen

-"Keep it simple" war schon auf der Split Platte mit Pulley von 2004 vertreten. Darauf findet sich auch eine Dub Version von "Propaganda" die auch auf der limitierten "An Afternoon in Dub" veröffentlich wurde.

-Das Bob Dylan Cover "I shall be released" war bereits 2004 auf der Pulley Split.

Hoffentlich ist das kein Trend der sich fortsetzt. Nicht das die Slackers auch so werden wie viele der alten Jamaikaner, die seit Jahren nur noch ihre alte Soße aufkochen. (Siehe Skatalites)