Terrorgruppe – Tiergarten

Sie sind hier

Die Reise in die Vergangenheit geht weiter, die Terrorgruppe haut nach 10 Jahren mal wieder ein Album raus. So mehr oder weniger zum 22 Jährigen Bandbestehen, legen die Kreuzberger mit 'Tiergarten' ihr 12. Studioalbum vor. Die Jungs schaffen es wie gewohnt, eigentlich recht ernste Themen fröhlich darzubieten und dezent anti-aggressiv dagegen zu sein. So bekommen auf 'Tiergarten' die Otto-NormalbürgerInnen, StammtischparolendrescherInnen, die Wirrköpfe von Pegida, homophobe IdiotInnen, Staat und Kirche, sowie die UrheberInnen von Gentrifizierung und alle anderen üblichen Verdächtigen hervorragend ihr Fett weg.

Die 14 Songs kommen wie eh und je daher, vom Stil hat sich nicht viel geändert. Vieles erscheint mit gesetztem alter reichlich infantil, mitunter stumpf und vor allem schon tausendmal gehört. Natürlich sind Nazis immer noch kacke, aber es wirkt doch ein wenig so, als würde die Terrorgruppe seit 20 Jahren aus dem gleichen Textbuch zitieren. Die 15-Jährigen finden das natürlich total cool, Hauptsache dagegen. Als Einstig in die Punk-Politwelt also ganz gut. Aber aufgrund des Alters der Band wirkt das alles nicht mehr revolutionär. Bei den Jungs um Archi MC Motherfucker steht halt der Spaßfaktor mehr im Vordergrund, als der künstlerische Anspruch. Das fängt bei 'Tiergarten' schon beim Albumcover an, aber so kennt man die Terrorgruppe.

Nun gut, etwas Spaß muss halt auch sein. Ich finde es trotzdem schwierig, dass die besten Songs auf 'Tiergarten' mit Hilfe von anderen Musikern entstanden sind. Zum Beispiel, das Berlin Diskret-Cover 'Immer Besser'. Dem wird mit dem Hammondorgel-Sound zu Leibe gerückt und es klingt irgendwie schräg. Immerhin macht das der treibende Bass wieder gut. Der Titel 'Blaupause einer Urlaubspostkarte' missrät vor lauter Experimenten, der Song 'Mitfahrzentrale ins Glück' ist dermaßen langweilig, dass der Zug dann doch die bessere Wahl ist. Andere Lieder sind zwar an sich gut, sind aber etwas langatmig, so z.B. 'Leider keine Zeit' oder auch das swingige 'Dauerabo'. Den Höhepunkt des Albums stellt für mich Gastsänger Tarek von K.I.Z. mit 'Schmetterling' dar.

Nach etwa 42 Minuten lässt sich feststellen, die Einflüsse von Powerpop und New Wave machen sich auf 'Tiergarten' extrem stark bemerkbar und treten immer wieder in den Vordergrund. Die Terrorgruppe ist zurück und sind genauso relevant, wie vor ihrer Auflösung und bleiben hoffentlich länger als nur dieses Album.