Two Tone Club - Turn off

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Dieser Victor Rice kann seine Finger aber auch wirklich nicht still halten.
Auch bei den Herren aus Frankreich hatte er seine Finger am Regler. Und als müsste dies so sein, auch diese Platte überzeugt mich glatt. Obwohl es Two Tone Club (hervorgegangen aus der in Frankreich sehr populären 2tone Band Gangsters All Stars) schon seit 1999 gibt, ist „Turn off“ erst das zweite Studioalbum der Band, was aber nicht heißt, dass die Jahre untätig vorbeigezogen wären. Offensichtlich konnten die Jungs in der Zwischenzeit einen dicken Batzen Liveerfahrung sammeln. Und genau die zahlte sich nun im Studio aus. All zu viele Künstler, wenn auch bekannt für energiegeladene Liveshows, werden im Studio meiner Ansicht nach zu sehr vom Basteltrieb gepackt und klingen deshalb dann auch wie ein Halsschmerzbonbon, und zwar ein staubiges. Nicht so Two Tone Club. Zugegeben, die Songs sind ab und an schon sehr eigenwillig, immer wieder mal ertappt man sich dabei, nach einem imaginären Geschwindigkeits Knopf Ausschau zu halten, und der Bläsersatz bei „Catchy Rocksteady“ ist aus dem Song „Kiss from a rose“ von SEAL geklaut. Andererseits, Seal ist zwar Scheiße, aber der Song ist ein Knaller und der Two Tone Club baut diese Versatzstücke (geklaut wird u.a. auch aus Johann Sebastian Bachs „Toccata und Fuge d Moll für Orgel BWV 565“) so geschickt in die eigenen Songs ein, dass ein ganz interessantes Mosaik entsteht. Außerdem habe ich nie zuvor so eine verwirrend tiefe, bärig geile und kehlige Stimme wie die des Sängers gehört, der sich selbst in guter Reservoir Dogs Manier Mista Black nennt.
Musikalisch betrachtet, machen die Herren ihrem Name alle Ehre, wobei sie eben nicht einfach die 80er Jahre wieder beleben, sondern eine eigene aktuelle Spielart von Ska und Two Tone entwickeln. Was mir persönlich besonders gefällt, sind die Stellen an denen sie ihre Einflüsse noch ein bisschen weiter zurückreichen lassen, an denen dann auch Rocksteady und Old Jamaican style Ska Tunes zu hören sind.