V/A – The Heavy Heavy Monster Sound. The Story of Trojan Records

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“The Heavy Heavy Monster Sound“. Wer diese Formel hört, fasst sich heute imaginär an die Koteletten und zieht die Martens aus dem Schrank. Sofort hat man die berühmten Worte aus Madness’ „One Step Beyond“ im Ohr und macht sich bereit, die Tanzfläche zu stürmen. Tja, so krümelt der Keks nun einmal im Reggae Geschäft. Wer welche Idee zuerst hatte und woher was kommt, ist über die wechselhafte, lange Geschichte der Musik oft in Vergessenheit geraten.

„One Step Beyond“ stammt nämlich mitnichten aus der Feder der britischen Kultband ebenso wenig wie der namensgebende Hit „Madness“. Beide wurden von keinem geringeren als Prince Buster in die Wiege der Welt gelegt, den großen Reibach machten damit aber andere. Die Formel „heavy heavy monster sound“ wurde 1971 von Dave Barker geprägt.
Nun, schon immer wurde in Jamaika gecovert und kopiert. In einem Business, in dem Künstler mit einem Fünf-Dollarschein direkt nach der Aufnahme ihres Songs nach Hause geschickt wurden und Schwarzpressungen in teils jämmerlicher Qualität an der Tagesordnung waren, ist vieles an Wissen verschütt gegangen, was relevant gewesen wäre für die Musikgeschichte. Es gab und gibt aber Instanzen, die sich besonders verdient gemacht haben, die alten jamaikanischen Perlen zu bewahren und für den Liebhaber von heute zugänglich zu machen. Zu diesen Instanzen gehört das legendäre britische Label Trojan Records. Mit den Einwanderern aus der ehemaligen Kolonie kam seit 1962 auch der jamaikanische Beat nach England und wurde dort begeistert aufgenommen. 1968 entsteht deshalb folgerichtig das nach Duke Reids mobilem Soundsystem-Wagen (einem Trojan Truck) benannte Undergroundlabel. Bis ins 21. Jahrhundert hinein erscheinen dort ambitionierte Sammlungen jamaikanischer Musik (vor allem die regelmäßig aufgelegten Trojan Box Sets sind legendär) die die Tunes von damals bis heute für Fans und Sammler bewahren. Die hier vorliegende Edition ist ein gutes Beispiel dafür, wie diese Compilations, angereichert mit Hintergrundinformationen zur Musikgeschichte, halfen, die Historie von Ska und Rocksteady auf Jamaika lebendig zu halten. 40 Tracks auf zwei CDs vereinen sowohl die wichtigsten Hits der Ära (CD1) als auch viele unbekanntere aber umso bewahrenswertere Klangschätze (CD2). Für jeden DJ und Sammler sind die Trojan Boxes ohnehin essentielles Archiv und eine hervorragende Informationsquelle. Gerade „The Heavy Heavy Monster Sound“ kann als eine Art „Best of Jamaican 60s“ darüber hinaus jedem interessierten Neueinsteiger als fundierte Grundlage ans Herz gelegt werden. Auf alle in der Sammlung enthaltenen Songs einzugehen, würde hier deutlich den Rahmen sprengen, deshalb mag meine zusammenfassende Empfehlung an dieser Stelle genügen: "The Heavy Heavy Monster Sound" richtet sich vor allem an Offbeat Greenhorns und an jeden, der ein gut zusammengestelltes Mixtape der alltime-favorites nicht selbst basteln möchte…

Im Jahre 2007 kaufte Universal Music die größte britische Independent Label Gruppe „Sanctuary Records“ zu der auch „Trojan Records“ als Tochterfirma gehörte. Damit übernimmt das Majorlabel nun auch den Vertrieb für Trojan und zeigt gleich zu Beginn mit vier Neuauflagen (jeweils Doppel-CDs Boxen) von Trojan Sammlungen Initiative, um originäre jamaikanische Rhythmen weiter zu verbreiten. Der Musik wäre ein Gelingen dieses Ansinnens von ganzem Herzen zu wünschen. Bei den neuen Compilations handelt es sich konkret um folgende Titel:

1. The Heavy Heavy Monster Sound. The Story of Trojan Records
Guter Überblick, die wichtigsten Hits und eine Zusammenstellung schöner Raritäten.

2. Ska-ing West!
Wer Ska liebt, echten, originalen, jamaikanischen Ska, der MUSS hier zugreifen. Eine ebenso gelungene wie enzyklopädische Sammlung.

3. Sounds & Pressure: Mod Reggae
Chronologisch ein wenig später angespiedelt, Early Reggae in einer glanzvollen, abgerundeten Sammlung.

4. Foundation Dub
Scratch Perrys Technikspielereien der ersten Generation und die seiner Kollegen. Ohne diesen Sound hätte es Hip-Hop und Techno nie gegeben. Brilliante Dubs und getoastete Hits. Mein Stiefel ist es dennoch nicht direkt. Für Dubs Fans aber sicher ein Tipp.