V.A. - Mondo Ska, One World under A groove

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Was kann man von einem Sampler erwarten? Für die einen ist es eine Art musikalischer Katalog, eine Gesamtschau der musikalischen Bandbreite einer Generation, eines Labels oder der privaten Plattensammlung. Radioersatz, Diskosimulation, oder vielleicht auch nur eine Möglichkeit, um weniger eingängige Singles im Glanz einiger Hits besser dastehen zu lassen. Auf letzterem Konzept beruht ja leider oft auch die ganze Promotionidee, die hinter vielen auf den Markt geworfenen Kompilationsversuchen steckt. Und schließlich muss sich so ein Sampler, mehr noch als „Best of“ Alben, immer auch gegen den Vorwurf des kommerziellen Ausverkaufs zur Wehr setzen. Nichtsdestotrotz haben Compilations gerade auch im Ska Bereich eine große Tradition. Immer wieder wurde versucht, die Essenz der Musik, die Creme-de-la-creme-tracks, die Hymnen der Bewegung auf Vinyl festzuhalten. Von den legendären Trojan Samplern bis hin zu Pork Pies „Spirit of Ska“ gab es immer wieder phänomenale Zusammenstellungen, die es wert waren, ihren Platz in jeder Plattensammlung zu finden. Man könnte zusätzlich noch eine viel romantischere Sichtweise befragen. Wo ist sie hin, die viel bemühte und dennoch große Zeit der Kassettenmixtapes? Die verregneten Sonntage vor dem Tapedeck. Stunden voller liebvoller strategischer Überlegungen. Systematisch oder spontan, es kam darauf an, die perfekte Mischung für diverse Stimmungen, Anlässe oder Eroberungsversuche zusammenzustellen. Und an dem Punkt scheint mir, bin ich am nächsten an dem dran, was Mondo Ska darstellt. Zitat aus dem Booklet: „The choice we made here is our own - we did not pick the material for political reasons, but rather put together bands and songs we like and sounds that fascinate us.“ Ich meine, den Machern dieses Samplers mit gutem Gewissen einen herrausragenden Geschmack attestieren zu dürfen. Eine großartige Platte. Nicht alle Songs sind leicht miteinander kombinierbar oder gehen nahtlos ineinander über. Das ergibt sich schon allein aus der enormen Stilvielfalt, die logisch daraus folgt, dass hier Bands aus weiten Teilen der Erde ihren spezifischen Geschmack und ihr musikalisches Erbe mit in den Topf werfen. Das heißt aber selbstverständlich nicht, dass auf eine Band wie Soulfood International (ex Court Jester's Crew) nur aus einem falschen Konformismus-Gedanken heraus verzichtet werden dürfte. Die Zusammenstellung zeigt überzeugend, wie vielfältig sich die jamaikanischen Klänge bis heute entwickelt haben und beweist, dass Ska eben nicht eintönig sein muss, und dass es mehr gibt, als die vierhundertachtunddreissigste Coverversion von „A message to you“. KING DJANGO mit einer Hommage an seine jüdischen Wurzeln, MARKSCHEIDER KUNST aus Russland und TROVACI aus dem ehemaligen Jugoslawien mit osteuropäischen Klängen, ATHENA mit türkischen Harmonien und PANTEÓN ROCOCÓ, die Meister aus Mexiko und SOMA RAZA und DR. CALYPSO aus Barcelona fügen sich ebenso ein in das Programm, wie der Klassiker The Toasters. Und dabei ist jedes Stück für sich ein Knaller. Man verzeihe mir den Griff in die populärmusikalische Trickkiste, aber das Zitat ist hier so passend wie nie: „All Killer, No Filler!“

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