Westbound Train - Transitions

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Auf diese Band wurde ich durch eine Aussage des Saxophonisten der Toasters aufmerksam. Vor ziemlich genau einem Jahr bei einem Konzert in Fulda meinte dieser lapidar, dass Westbound Train im Moment besser seien als die Slackers!

Wie bitte??? Hatte ich richtig gehört!? Besser als die momentan beste Ska-Band dieses Planeten? Das schien mir eine gewagte Aussage, welche mich aber
anstachelte, ein Auge auf die Jungs aus Boston zu werfen! Also hab ich mir schnellstmöglich das 2004 erschienene Album "Five to two" besorgt, um mir ein Bild von genau dieser Band zu machen, die besser sein soll als die New Yorker um Vic Ruggiero. Das Album ist recht gut - hat einige feine Songs...aber die oben aufgeführte These bestätigte sich nicht und meine Begeisterung hielt sich noch in Grenzen... Noch! Denn Mr. Rancid himself Tim Armstrong stolperte 2005 über ein Tape der Band, was ihn dazu veranlasste, die 7 Boston-Boys auf seinem Label Hellcat unter Vertrag zu nehmen. Seite an Seite mit den Aggrolites bzw. den Slackers gab es nun die Möglichkeit, die Musik einem weitaus breiteren Publikum nahe zu bringen. Und so wurde ihr dritter Longplayer "Transitions" im September `06 das Hellcat-Debut.
Und was für eins... Selten ein so geiles Intro gehört! Straßenlärm, Polizeiautos, Stimmen, Schritte, eine Tür öffnet sich und neben Spielautomaten vernimmt man die Gäste in einem Club. Blues wird gespielt, wird zuhörend lauter und boom.... Es reißt mir die Füße weg und ich bin mit "Please forgive me" mitten im Album. Was ist das für ein Ska-Hammer zum Anfang! Knapp 4 Minuten, die einem keine andere Wahl lassen, als zu tanzen. Wenn ich irgendwann mal groß bin und mein Geld hinter Plattentellern verdienen werde, ist dieser Song definitiv jeden Abend Pflicht. Danach wird’s mit "Good Enough" ein wenig ruhiger und die Stimme von Sänger Obi Fernandez kommt nun vollends zur Geltung. Tolle Harmonien, unaufdringliche Bläsersätze und eben diese unglaublich softe soulige Stimme machen das ganze Album zu einem Erlebnis. Dass es auch ohne Vocals geht, beweist das Instrumental "The Test".
Es ist unglaublich, aber ich habe seit Hepcats "The Spins" vom Album Push`n`Shove kein Instrumental mehr gehört, welches so sehr nach den Skatalites von vor über 40 Jahren klingt. Stichwort Hepcat: Alex Desert, ehemaliger Sänger eben dieser Band, ist wie schon auf der "Five to two" als Gastsänger am Start und bringt somit Hepcat auch irgendwie wieder auf einen Silberling.
In jedem Fall macht das Album Spaß und Westbound Train schaffen es, die Übergänge zwischen Ska, Rocksteady, Skinhead Reggae und Soul perfekt
zu vereinen und den Albumtitel "Transitions" quasi wörtlich zu nehmen. Noch kurz ein Wort zum Rocksteady Hit "I`m no different", welches
ja vorab schon auf dem Labelsampler von Hellcat zu hören war. Falls demnächst ein Abendessen bei Kerzenschein mit der Dame des Herzens ansteht sollte diese Nummer unbedingt im Hintergrund als Dauerschleife laufen. Zwei Sachen sind sicher: Das Herz der Frau (auch bei misslungenem Essen) und die Tatsache, dass sie auf dem Heimweg dieses Lied nicht mehr aus dem Kopf bekommt... Himmlisch!
Fakt ist, dass Westbound Train sich weiterentwickelt haben und mit zum Besten gehören, was es im Moment in diesem Genre zu hören gibt. Die Slackers stoßen sie zwar nicht vom Thron aber die Zukunft wird zeigen, wo der Weg mit Hellcat im Rücken hinführen wird. Macht euch selbst ein Bild denn im April ist der Westbound Train in Deutschland unterwegs und hält vielleicht auch an deinem Bahnhof...