Seit Dezember liegt nun die Platte bei mir rum & ich hab mich seit dem jede Woche einmal daran gesetzt, sie zu reviewen. Aber nie war ich so richtig mit dem von mir Geschrieben zufrieden gewesen. Zu schwer ist es für mich, eine Platte von einer Band zu besprechen, von der man, zugegebenermaßen, Fan ist. Soso. Das Majordebut. Soviel wurde im Vorfeld Wind darum gemacht. Nun aber, wo doch eine ganze Weile vergangen ist, hat man wenigstens aber einmal Zeit gehabt, sich das Ganze von außen zu Betrachten. Denn was hat sich großartig verändert? Nichts. Gut, sie spielen ein paar mehr Festivals und Konzerte, aber im Grunde haben sie eben ihr 6. Studioalbum herausgebracht, sind das geblieben, was sie sind, haben sich entwickelt und gut ist. Im Oktober erschien ja bereits die Single „Kein Radiosong“, die es sogar auf VIVA geschafft hat. Kein Problem. Herzlichen Glückwunsch, Jungs. So sehr ich es ihnen auch die ganzen Jahre gewünscht habe, im Musikfernsehen gespielt zu werden, wäre mir ein anderer Song vielleicht aber doch lieber gewesen. Aber das ist Geschmackssache. Aber trotzdem. Die ganze Platte hat weitaus mehr zu bieten. Klar, oder? Ja und überhaupt, ja, man kann die WOHLSTANDSKINDER nun auch endlich im „normalen“ Radio, zumindest hier in Berlin, hören & das ist wohl auch das, wo sie hin wollten. Und um die ganzen Kommerzdiskussionen hier mal (für mich) in Worte zu fassen und abzuschließen, und auf die Platte selbst einzugehen – THE WOHLSTANDSKINDER haben GANZ klein angefangen. Haben sich ihre Fanbasis erspielt. Einige sind abgesprungen, aus welchen Gründen auch immer, einige sind geblieben… Das hat zwar den Nachteil, daß sie hinnehmen müssen, daß Bands aus dem STARSEARCH & Co. – Umfeld schneller zu vermeintlichem Ruhm kommen als Bands, die sich das hart erarbeitet haben. Andererseits aber auch den Vorteil, denn wer will schon „zu früh kommen“, daß sie auch noch auf Jahre hinaus Musik machen können, welcher Art auch immer und trotzdem ein ehrliches und „erspieltes“ Publikum gegenüber haben. Und eben auch länger im Gedächtnis bleiben als NO ANGELS & CO…. Erstmals findet man keine, teils geliebten, teils gehassten, Bläserparts auf DEZIBELKARATE. Auch wenn man das dann live schlecht umsetzen kann, hat es bisher doch auch immer ganz gut geklappt und ich vermisse sie schon ein bisschen. Dafür rockt die Platte aber ungemein. „Apathisch warten“ erinnert mich irgendwie an FUNNY VAN DANNEN, den ich überhaupt nicht mag und bei „Keine Balladen“ sind tatsächlich Anleihen der MÜNCHENER FREIHEIT, zumindest beim Gesang, wieder zu finden. Wobei ich aber nicht behaupten will, daß dies absichtlich geschehen ist. Und selbst wenn, wär´s aber auch nicht so schlimm. SCHROTTGRENZE, neben WSK eine der Besten Bands in Deutschland überhaupt, covern eben jene mit „Ohne Dich“ ja auch 1 zu 1. Womit ich aber wirklich nichts anfangen kann ist der „Penthousebewohner“ (im übrigen, knapp ein halbes Jahr nach VÖ, leider wohl die zweite Singleauskopellung). Ja, klar, gefühlsschwangere Texte und so… Und ich kann es nachvollziehen, daß wenn eine Band im Proberaum hockt und einfach mal was Ruhigeres anstimmt, ein solches Lied bei herauskommt. Aber Leute. Sowas erwarte ich von Bands die den Zenit überschritten haben. Denen nichts mehr einfällt. Dieses Lied klingt so müde. Nichts gegen langsame Songs, aber es gibt weitaus schönere. Ihr seid jung also lasst es krachen. Unglaublich aber wahr – auch langsame Stücke können rocken! Und was mich zuletzt vielleicht auch noch ein wenig stört ist, daß die Band die Platte, laut Interviews, als ihr erstes „richtiges“ Album sieht. Die vorherigen waren uns sind doch auch nicht schlecht. Sie meinen, daß die Songs erstmals so richtig zueinander passen. Wobei auf den vorherigen Alben die Songs eher durcheinander gewürfelt waren. Na und? Das hat sie wenigstens Abwechslungsreich gemacht, was man von DEZIBELKARATE nicht unbedingt behaupten kann. Aber um langsam wieder mal von etwas positiveren zu reden, muss ich sagen, daß sich auf der Platte auch wieder ganz große Songs befinden. „Oasen im Ozean“, „Satellitenbild“, „Einer von Millionen“, „Welten daneben“ und „Lass alles“ sind ganz große Hits, wie sie momentan kein anderer in Deutschland hinbekommen würde. Diese Musik kommt vom Herzen und egal, was sie wohl auch immer machen werden, ich würde es mir trotzdem kaufen und lieben. Sie werden einige neue Fans gewinnen, auch wenn ein paar „alte“ vielleicht wieder fernbleiben. Aber so ist nun mal der Lauf des Lebens. Einer Band. Und ich find´s o.k. Mein persönliches Fazit: Nicht so gut wie die „En Garde“ aber besser als die „Baby blau“. Irgendwo dazwischen. Die Platte ist ordentlich. Major hin oder her. Ich wünsche ihnen alles Gute und ich werd sie sicherlich noch ein ganzes Stück begleiten. Oder umgekehrt. Eine auf 1.000 Stück limitierte Vinylversion erschien übrigens Anfang Februar auf ihrem alten Label VITAMINEPILLEN. Womit sich der Kreis wieder schließt. 8 / 10 Punkte