The Wohlstandskinder - Zwischen Image und Gewohnheit

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Wann bringt man als Band eigentlich am Besten eine Live-CD raus? Nach 10 Alben? Nach dem ersten Charterfolg? Nach der Auflösung? Das sind so die Fragen, die ich mir so seid ein paar Tagen stelle. Leider ist bei den WOHLSTANDSKINDERN letzteres der Fall. Mal wieder (wie so oft in letzter Zeit) fehlen mir die Worte. Ist diese Band, die mich (von hier aus gesehen) ein halbes Leben lang begleitet hat, jetzt wirklich im Arsch? Ich muss zugeben, daß das für mich schon ein kleiner Schock war als ich davon hörte. Andererseits geht die Zeit ja bekanntlich auch leider weiter und wenn ich mir die Platte jetzt anschaue, merke ich doch, wie alt ich doch geworden bin. Aus dem Wohlstandskind ist ein grauhaariger alter Sack geworden. Wie eine Zeitreise durch meine Jugend liest sich allein die Tracklist. Zu fast jedem Song könnte ich meine eigene kleine Story erzählen. Vielleicht habt Ihr es ja schon mitbekommen, dies ist keine Review für Leute, die die Band vielleicht gerade erst kennen lernen wollen. Nein, das ist für mich selbst. Es gab Zeiten, wo ich dachte, daß die W$K es verdient hatten in die Charts zu kommen, daß jeder verdammte Dorfproll diese geniale Musik hört und kurzzeitig sah es sogar ganz danach aus, als sie bei Motor unterschrieben, ein Video drehten und auf VIVA zu sehen waren. Aber jetzt, nein. Es ist (kommerziell) daneben gegangen und vielleicht bin ich (und jeder Fan) doch ein bisschen froh, diese Band für SICH entdeckt zu haben. Vielleicht waren sie immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Das erste selbstorganisierte Konzert, Becherwürfe (immerhin) auf dem Force Attack… Aufs falsche Pferd gesetzt? Keine Ahnung und egal, das interessiert jetzt nicht. Viel schöner ist jetzt dieses Doppel-Live-Album. Aufgenommen in verschiedenen Städten. Mit 148 Minuten randvoll. Mit Hits ohne Ende. Und sogar die neueren, letzten, poppigeren Songs gefallen mir auf einmal viel besser. Und ja, ich werde wirklich wehmütig. Einziges Manko ist vielleicht, daß die Sprüche zwischen den Liedern rausgeschnitten wurden. Das hätte mich noch mal richtig an eines ihrer großartigen Livekonzerte erinnert. Hätte alles ein wenig lebendiger gemacht. Entertainerqualitäten hat(te) Mr. Silver auf jeden Fall. Leider waren sie in letzter Zeit mit die einzige Abwechslung, was das Liveprogramm zu bieten hatte und hätten mir noch mal das Gefühl gegeben, wirklich dabei zu sein... Naja, andererseits hat man eben aber auch mit 48 Songs aus 6 Alben (macht immerhin knapp 8 pro Platte !!!) einen schönen Querschnitt aus den 10 Jahren ihres Bestehens. Ja und insgesamt hat mir die Platte (oder die Platten) super den Tag verschönt. Was will man also eigentlich mehr? Bleibt nur zu sagen - Danke WSK. Ich hoffe, man HÖRT sich irgendwo wieder. Spätestens in Las Vegas dann, ne?