Yellow Cap – Like it or not

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Die Mütze ist zurück! So hop on board, move your feet and party hard till we all kick de bucket. “Like it or not“ nennt sich provokant das neue Werk aus den Hirnen der Görlitzer Band und rumpelt gleich mit dem ersten Track dermaßen gut gelaunt und flinkfüßig los, dass Robert Hingley persönlich seine Freude haben dürfte.

Tatsächlich beweist Yellow Cap auch auf dem aktuellen Album, dass sie können, wofür sie ihr tanzwütiges Publikum schon seit mehr als 12 Jahren treu begleitet. Die Band trat seit der Gründung im letzten Jahrhundert vor allem in die gut polierten Doc Martens Stapfen der 3rd Wave Uptempo-Ska Tradition. Noch immer sind einige Songs an dieser Richtung orientiert und überzeugen wie eh und je. Jeder in der Band, und wir reden in diesem Fall vorbildlich von der ganz großen Besetzung, wirklich jeder weiß genau, was er zu tun hat: ein zwingend treibender Walkingbass, schön kontrapunktisch brisante Bläsersätze, eine herrlich eingängige Melodie und vor allem Tempo, Tempo, Tempo! Daraus wurden und werden die Träume der vor allem britisch beeinflussten Skaliebhaber gestrickt.
Aber die Musikgeschichte bleibt nicht stehen, auch nicht die schwarzweiß gescheckte. Und so haben sich in den letzten Jahren ein paar Bands einen Namen gemacht, die mit frischem Wind in den Segeln die Szene beleben. The Dualers, Two Tone Club, Pama International und nicht zu vergessen, immer wieder die Handschrift, die Victor Rice als Produzent auf vielen Tonträgern der letzten Jahre hinterlässt, das alles sind, wie ich finde, gute Beispiele, um ein Bild von der neuen Offenheit in Yellow Caps Songwriting abzustecken. Denn auch die Görlitzer experimentieren gar nicht uninspiriert mit ihrem Soundmaterial, integrieren Dancehallideen oder Soulrhythmen à la Pietasters in ihr Werk, klingen mal lässig jazzig wie im Instrumental „Freeway“, das dem Sound der sechziger Jahre seine Aufwartung macht, und dann wieder präzise, modern, mit viel Druck und Dramatik auf den Punkt komponiert, wie bei „Jack the Ripper“ oder beim bad-ass Track „Bad to the Trombone“. Die neue Platte von Yellow Cap ist ohne Zweifel eine sehr ambitionierte Arbeit, bei der es kein Stück verwundern kann, dass Dr. Ring-Ding persönlich mit Freuden seine Signatur als Produzent sowie als Musiker hinterlassen wollte. Eine überaus ertragreiche Zusammenarbeit, wie ich finde. Allerdings, ich kann es nicht verschweigen, ist das neue, aufregende und weite Feld, auf dem sich die Band bewegt, noch nicht ganz zu Ende bestellt. Ein paar holprige Stellen gilt es noch zu glätten auf dem Weg zur Meisterschaft. Zum einen ist das Album extrem gesangsorientiert. Man merkt, dass dort einer was zu sagen hat, der oft ganze Stories in seinen Zeilen unterbringt, aber ab und an vielleicht den Schwerpunkt zu sehr auf Inhalt anstatt auf musikalische Performance legt. So ein Beispiel ist der ohne Zweifel sehr schöne Songwriter Reggae Track „Good Bye“ bei dem die Vocals einfach ein Stück zu laut sind. Erst ab dem Moment, in dem Dr. Ring-Ding gesanglich eingreift, groovt der Song richtig und entfaltet sein rhythmisches Potential. Oder nehmen wir die Rocksteady Ballade „Since I’m in love“ bei der zunächst Gitarre und Schlagzeug ganz alleine den Rhythmus hinter einer lakonischen, einsamen Singstimme tragen, während Bass und Orgel mehr damit beschäftigt sind, am Klangteppich zu weben, anstatt ein paar wohldosierte Arschtritte zu verteilen. Bitte halten Sie mich nicht für kleinlich liebe Leser. Alles was ich versuche zu sagen ist: Yellow Cap hat eine neue, sehr lobenswerte Platte auf dem Markt. Sie heißt „Like it or not“. Sollten mir die Görlitzer tatsächlich nur die Wahl zwischen diesen beiden Extremen lassen, wird sich meine Welt augenblicklich verdüstern und ich werde der hoffnungslosen Verzweiflung anheim fallen. Und dann? It really won’t change a thing, but I’ll cry some tears. Guten Abend.