Bei der Macht von Grayskull, diese Platte hat Kraft. Wie komme ich beim Hören des brandneuen Studioalbums von Yellow Umbrella bloß ausgerechnet auf Masters of the Universe? Ach ja: Man-E-Faces war früher eine meiner Lieblingsfiguren, wenn es darum ging, die vorhandenen Figuren strategisch sinnvoll mit Freunden zu teilen. Für alle, die es nicht wissen: Man-E-Faces, ein Held – drei Gesichter! Und damit drei völlig unterschiedliche Fähigkeiten, die je nach Bedarf spontan einsetzbar sind. Klingt das nicht nach Wunschkonzert, nach Kinderüberraschung und Spagetti mit Nutellasauce? Na, ich meine doch.
Yellow Umbrella sind längst eine solide Bank in der bundesdeutschen Skaszene, eine ausschweifende Einführung zur Musik der Herren aus Dresden ist deshalb verzichtbar. Eigentlich wollte man es an der malerischen Elbe ja nach einer kreativen Zwangspause ein bisschen ruhiger angehen lassen. Nun aber legt die Band ein Album nach dem anderen vor, und jedes davon ist bisher ein echtes Pfund. Als sie diesmal, inzwischen das siebte Mal, aus dem Studio kamen, baten die Musiker niemand geringeren als Victor Rice, das Werk mit seinen, ich zitiere, „goldenen Händen“ zu veredeln. Das Ergebnis erfüllt meine nicht ganz unbedeutenden Erwartungen mit Leichtigkeit und hört auf den schönen Namen A Thousand Faces. Damit schließe ich übrigens, für alle die beckmesserisch darauf gewartet haben, den Bogen zu meinem Einleitungsgedanken, denn der Titel passt ausgezeichnet zum Werk. Was A Thousand Faces nämlich besonders auszeichnet, ist die Leidenschaft mit der Yellow Umbrella alle Register ihres Könnens ziehen. Das neue Album ist noch mal ein Stück vielseitiger, vereint die längst bewährten Ska-Stomper mit Reggae, Rocksteady, Dancehall, mit feineren musikalischen Einflüssen wie Jazz und Soul und entwickelt vor allem das Mestizo-Gypsie Experimentierfeld weiter, für das die Dresdner Band längst überregional gefeiert wird. Tatsächlich trägt die Musik dieser Platte so viele Gesichter, dass es eine große Leistung ist, all diese Facetten stimmig zu vereinen. Tausend Gesichter, und alles an einem Superhero bzw. auf einer CD. Ja wo kriagt ma des denn heid no? Damit spielen Yellow Umbrella übrigens sogar die Masters of the Universe an die Wand (wenn ich diese Metapher zugunsten des schmissigen, dafür aber absolut zitierfähigen Urteils abschließend noch ein klein wenig überstrapazieren darf...).
Die Herren aus Dresden jedenfalls leisten ihre kunstvoll verwobene Klangmelange mit Unterstützung von Dr. Volkanikman, von Alex Buck von The Magic Touch und einem fast schon obligatorischen Dr. Ring-Ding mit Bravour. A Thousand Faces ist folglich rundum zu empfehlen, und das nicht nur für alteingesessene Ska-Haudegen. Das über Pork Pie auslaufende Album dürfte bestens dazu geeignet sein, Szeneübergreifend zu begeistern.
Ganz nebenbei erschien übrigens fast zeitgleich zum neuen Album aus dem Umfeld der Band auch ein Bilderbuch mit dem Titel „Der Reggaehase Boooo“. Die CD zum Buch wurde (natürlich) von Dr. Ring-Ding eingelesen und enthält (doppelnatürlich) Musik von Yellow Umbrella.