Es klingt mir noch in den Ohren: Bereits im Mai 2005 lies Posaunist Thomas im Interview durchsickern, da könne ein neues Zebra im Busche sein. Damals war man sich aber ganz und gar nicht sicher – es waren die ersten Konzerte nach einer zweijährigen Bandpause – ob es ein richtiges Studioalbum werden sollte oder vielleicht „nur“ eine Liveplatte, oder gar nichts…
Ich kann nur sagen: Zum Glück ist es ein vollwertiges (ohne Körner) neues Album geworden, denn Little Planet bringt uns sicher von Montego Bay zum Asteroiden B612 und wieder zurück. Schöner Flug! Ich beehre sie gerne wieder… Die fünfte reguläre Platte der sieben Herren aus Dresden, Leipzig und Berlin schließt nahtlos an die bewährten schön schwofenden Yellow Umbrella Melodien an und ist darüber hinaus aus einer überzeugenden Bandbreite an Zutaten gegossen: Rocksteady, Reggae, Neo-Traditional, dazu das beste aus Jamaika und Osteuropa, so weit gebe ich der Beschreibung vom bandeigenen Label Rain Records völlig recht. Außerdem einige ungewöhnlichere Einflüsse: Dr. Ring-Ding zeigt auf einem Track („Germaican“) was er kann, was er immer wieder kann. Dass es Thomas’ Idee war, das Beatles Cover „Wait“ so schön neu zu inszeniert, kann ich nur wild vermuten. Was aber auch ohne Blick in das lobenswert dicke Booklet mit den kompletten Texten klar ist: Bei „Since you’ve been gone“ hört man die Feder von Alex Buck und damit die Nähe zum Court Jester’s Crew Sound deutlich heraus und swingt postwendend ab in Richtung sonnenbeschienener Lieblingspark. Und überhaupt kriege ich so manchen Ohrwurm nicht mehr aus dem Kopf: Vor allem „Energie“. Meine Güte, der ist vielleicht fies hartnäckig!
Trotzdem bin ich nicht völlig zufrieden. Ja, schon: Auch „Little Planet“ ist eine echt fette Scheibe, Bud Spencer wäre neidisch, aber ich komme nicht darum herum, einen Rest Miesepetrigkeit zu bewahren: Irgendwie klingt der Studiosound bei Yellow Umbrella immer ein kleines bisschen zu dünn, zu trocken, um mich wirklich komplett umzuhauen. Das ist übrigens Live ganz anders. Da gibt es wenige Bands in vergleichbarer Kategorie, die so viel Spaß machen. Keine Ahnung, woran genau das bei den Aufnahmen liegt – klingt das Schlagzeug zu sauber? Ist das Keyboard zu leise? Sind die Bläser zu zaghaft? Oder hat der Tontechniker gemurkst? Ich weiß es nicht. Irgendwas, das letzte Stückchen, fehlt eben, um die ganz große Energie auf Platte zu zaubern. Deshalb ist Little Planet zwar eigentlich zu gut, um im UEFA Cup verheizt zu werden, hat aber leider im letzten Moment die Qualifikation für die Championsleague unglücklich, wahrscheinlich ohne eigenes Verschulden und vielleicht sogar ein wenig unfair knapp verpasst. Welch Dilemma!