ein kleiner Einblick in die Mestizokultur in Barcelona
Spanien, was für ein Land. Katalunien, was für eine Region. Barcelona, was für eine Stadt. Wo das Bier in Literflaschen kommt und an jeder Ecke Typen mit Bier für 1 Euro stehen, und am Strand zum Cola, Agua, Cerveza auch “hachis” verkauft wird, lässt es sich gut und gerne leben.
Und dass hier die Musikszene floriert, versteht sich von selbst. In gewisser Weise iniziiert von Manu Chao und dem beachtlichen Zustrom von Menschen unterschiedlichster Herkunft und Couleur, hat sich in den letzten Jahren in Barcelona eine Musikszene entwickelt, die nichts zu wünschen übrig lässt. Hier trifft sich Franzose mit Spanier mit Araber mit Katalane mit Argentinier mit Brasilianer. Und genau das spiegelt sich in der Musik wieder. Bands wie Cheb Balowski, Oh Jarbanzo Negro, Dusminguet, Ojos de Brujo oder Wagner Pa, um nur eine Bruchteil zu nennen, prägen seit einigen Jahren diese Szene, und schaffen gekonnt die Stile ihrer Herkunft miteinander zu vermischen. Hier fliessen Flamenco, katalanische Rumba, Cumbia, Ska, Reggae, Raggamuffin, Latino-Sounds, Hip-Hop aber auch Techno zusammen. Gespielt wird alles was gut klingt und zusammenpasst, um den Leuten bei jedem Konzert eine Party der Sonderklasse zu bieten. In der bei uns mittlerweile als Mestizo bekannten Musik (ein Begriff, der zum ersten Mal bei der Invasion Fernando Cortes´ in Mexiko auftauchte, wo sich spanisches mit indigenem Blut vermischte) wird das ausgedrückt bzw. unterstützt, was in der Welt vor sich geht: soziale Probleme, politischer Aktivismus, Probleme der Herkunft und das Leben in einem fremden Land, das Leben im Barrio, Culture Clash, als auch soziale und politische Ausbeutung und Unterdrückung (wie z.B. In den Chiapas). Nichtsdestotrotz ist diese Musik aber Musik, die zum Tanzen gedacht ist. Denn trotz der Probleme, die es auf der Welt gibt, muss man dem Ganzen lachend entgegentreten. Denn: weine und du machst die Welt nur nass, lache und die Welt lacht mit dir.
Was bei uns nun also immer mehr den Weg in die Clubs findet, ist hier allerdings überwiegend nur live zu erleben. Clubs die Mestissatge-Sounds spielen sind rar gesäht in Barcelona. Statt dessen findet man allerorts Techno, Break-Beats oder Elektro-Pop.
In einem Club allerdings ist ein Vetreter dieser Szene selbstpersönlich hinter den Plattentellern anzutreffen. Der aus Brasilien stammende Wagner Pa, dessen neue CD auch bei uns überall zu finden ist und der letztes Jahr bei der Pop deurope im HKW zu Gast war, legt jeden Mittwoch im Sidecar am Placa Reial Techno Afro, Rumba Beat, Samba, Funk, Electro-Ragga, Drum´n´Bossa und Hippie Hop auf. Und das auch noch äusserst gekonnt. Hier werden alte Madness-Klassiker mit Breakbeats gemixt, um dann wieder den Bogen zu treibenden Samba-Rythmen zu spannen. Nebnebei ist Wagner Pa auch noch mit seiner Gruppe Brazuca Matraca auf Konzerten im Umland Barcelonas anzutreffen. Und einem der Konzerte der barcelonischen Bands beizuwohnen ist immer die reinste Freude. Denn gespielt wird oft, bei speziellen Anlässen wie der Feier zum 20-jährigen Bestehen des katalanischen Fernsehens oft auch umsonst, oder zumindest zu äusserst günstigen Preisen (siehe Manu Chao).
Denn das wichtigste ist immer noch die Party, und die Party vor der Party und die Party nach der Party....
Autor: Anne