über eine kleine cd, eine große szene und eine lange geschichte ~ by VOGEL
Lange habe ich darüber nachgedacht, ob es sinnvoll wäre, einen eignen Artikel über den „Hauptstadt-SKA-Sampler“ und generell „Berlin-Ska“ zu schreiben. So wichtig nehme ich persönlich die Bands aus meiner Heimatstadt nicht (mehr). Rein subjektiv betrachtet gibt es zurzeit gerade einmal eine aktuelle Berliner Skaband, deren Songs ich gerne in Dauerrotation höre oder wo ich einem Konzert Monate lange vorher entgegenfiebere.
Das ist SOLITOS nach dem Ende von MOTHER´S PRIDE . In Berlin herrscht zurzeit mehr Quantität als Qualität vor. Dementsprechend konnte mich natürlich so ein „Berlin-Ska-Sampler“ nicht sofort aus den Latschen kippen, sondern nur staunen lassen. Die Stilvielfalt und Qualitätsunterschiede der Bands überraschen einen garantiert, wenn man den Sampler zum ersten Mal hört. Kommentarlos möchte ich diese CD jedoch nicht so stehen lassen, weil es an einigen Punkten etwas zu kommentieren gebe. Vor allem stellt sich die Frage,was sich durch diese Scheibe nun konkret verändert hat. Die CD ist nun seit fünf Monaten im Handel erhältlich. Laut Skaro Rec.-Inhaber Ludwig Westarp, sonst der Sänger von TIEFENRAUSCH bekanntlich, sollte die CD ja dem Ska aus Berlin zum „Durchbruch“ verhelfen, heraus aus dem Nischen-Dasein.
Fangen wir erst einmal historisch an. Die Idee einen reinen Berlin-Ska-Sampler herauszubringen, ist keineswegs neu. Das alte Skintonic-Fanzine unter Herrn Filthy McNasty hat 1992 in bewährter Mixtape-Manier eine Art Vorreiter mit der „Ska - Made In Berlin“-MC herausgebracht. Dort versammelte sich die damalige Hauptstadt-Szene. Von MOTHER´S PRIDE über BLECHREIZ, YEBO bis zu solchen Exoten wie SKAMPIS , die heute keiner mehr kennt, war alles vertreten. Dieses Tape dürfte mittlerweile schon eine gesuchte Rarität trotz bescheidener Qualität sein. Diese Kassette kann jedoch trotzdem keineswegs als Vorläufer zum „Hauptstadt-Ska“-Sampler durchgehen. Im Unterschied zu der aktuellen CD war diese Compilation ganz gewiss nicht für einen großen Käuferkreis gedacht, sondern eh nur für den Freundeskreis von Herrn McNasty. Innerhalb dieser 12 Jahre hat sich die Berliner Ska(Band)-Szene extrem vergrößert, verändert und vernetzt – siehe nur die einzelnen Homepages der Bands im Internet. Es entstanden zwar auch Ska-Portale wie www.BerlinSka.de oder www.FlyingSka.tk , aber wirklich stark genutzt wurden sie von der breiten Berliner Ska-Fangemeinde nur selten. So verblüfft es auch nicht sehr, dass Ludwig den
Sampler ganz ohne die Hilfe der beiden Internetseiten zusammenstellen konnte,wo er normalerweise alle Informationen recht komfortabel zusammengefasst
gefunden hätte. Stattdessen hat er sich einfach der „Visitenkarten“ der Bands, ihren eignen Homepages, bedient, um mit den einzelnen Combos Kontakt aufzunehmen und eine Vorauswahl zu treffen. Dies hatte natürlich Folgen...
In Berlin kann man wohl grob vier Ska-Generationen bei den Bands unterscheiden. Die Erste bildet eine Gruppe fast allein - die traditionelle Jamaica Ska-Jazz-Gruppe YEBO . Seit 1979 sind die Herrn in leicht wechselnder Besetzung schon aktiv. Hinzu kommen vielleicht noch ihr Nebenprojekt JAZZ-BO , welches jedoch erst wesentlich später Ende der 90er Jahre gegründet wurde, und das Cover-Ska-Trio SKA-LITZER , welches sich zwar auch erst 2001 gegründet hat, aber nur aus Leuten besteht, die schon sehr lange auf Ska-Konzerte in Berlin gehen. Merkmal aller drei Bands ist, dass die Mitglieder größtenteils alle schon über 40 Jahre alt sind und sich auf das Covern von Ska- oder Jazz-Standards aus den 50er oder 60er Jahren verstehen. Bezeichnend auch, dass alle drei Bands sehr aussagekarge bis gar keine Internetauftritte haben. Von den drei Bands sind nur YEBO auf dem „Hauptstadt-Ska“-Sampler vertreten.
Der Gitarrist von SKA-LITZER stellt quasi das Verbindungsglied zur zweiten Generation dar. Diese trat Mitte bis Ende der 80er Jahre in Erscheinung. Stark beeinflusst sowohl von den 2Tone-Skagruppen aus England wie THE SPECIALS oder MADNESS als auch teilweise von der Punk-Energie von Combos wie THE CLASH oder COCKNEY REJECTS gründeten sich in West-Berlin BLECHREIZ, die BUTLERS und MOTHER´S PRIDE , in Ost-Berlin MICHELE BARESI in der damaligen DDR. Daneben gab es noch zahlreiche, kleinere Bands, die es des öfteren zu Auftritten, aber keinen vorzeigbaren Aufnahmen brachten. Nach der Wiedervereinigung 1990 tourten MICHELE BARESI und BLECHREIZ auch miteinander, der Grundstein für die dritte Generation vielleicht. Als Merkmale für die Zweite kann man gelten lassen, dass sie selbstgeschriebene Songs hatten, zu Anfang stark 2Tone-geprägt waren und regional noch sehr auf einen Stadtbezirk festgelegt waren. Der Gitarrist von SKA-LITZER war „Gründungsmitglied“ bei BLECHREIZ , stieg aber noch vor der ersten Platte aus. Von der zweiten Generation sind MOTHER´S PRIDE , die BUTLERS sowie ihr Nachfolgeprojekt LION´S CLUB auf der „Hauptstadt-Ska“-CD. Gerade bei dieser zweiten Generation hätte ich mir für den Sampler alle vier Hauptvertreter gewünscht, weil man heutzutage einfach bei den aktuellen Bands viele Einflüsse dieser prägenden Combos heraushört. Bei MICHELE BARESI mag man das noch verschmerzen können, war ihre reine Ska-Phase doch nur sehr kurz, so ist es bei BLECHREIZ ein echtes Manko, wenn nicht eine Schande, dass sie fehlen. Obwohl BLECHREIZ damals 1989 auf dem gerade frischgegründeten Berliner Ska-Label Pork Pie selbst keine eigne Platte veröffentlichte, profitierten sie ungemein von dem Erfolg der SKAndal-Samplerserie auf Pork Pie international wie national. In Berlin hatten sie sich sowieso schon eine treue Fangemeinde erspielt, die ohne Probleme Clubs wie das alte Trash, das SO 36 oder natürlich das Quartier Latin füllten. Das „Skin Up“-Fanzine wurde zur Leib- und Magenpostille sowie zum inoffiziellen Sprachrohr der Herrn aus dem Bezirk Steglitz. Welche Ska-Band, nicht nur Berliner, hatte so einen Einfluss auf die damalige Szene wie BLECHREIZ ?
Die dritte Welle im Laufe der 90er Jahre vermischte stark Ost und West sowie Bezirksgrenzen. Bands wie THE SPECIAL GUESTS , das SKATOON SYNDIKAT , GINSENGBONBONS , DE RUTHS oder auch die Nachbarn aus Potsdam, die RUFFIANS , orientierten sich in ihren ersten Jahren deutlich an den Gruppen der zweiten Generation. Nebenbei blühte langsam die Inzucht mit Nebenprojekten und Nachfolgecombos in Berlins Skagemeinde auf. ENGINE 54 waren zwar eine traditionelle Cover-Skagruppe, waren jedoch stark mit den BUTLERS besetzungstechnisch verbunden. TIME TOUGH hingegen waren der Mix aus ENGINE 54 sowie THE SPECIAL GUESTS -Leuten. WOOD IN DI FIRE ist eine ähnliche Band, die für reine Jamsessions gestartet wurde, aber mittlerweile eine feste Besetzung besitzt. Die Skaszene wurde größer und unübersichtlicher. Die Chartserfolge der MIGTHY MIGHTY BOSSTONES in den USA brachten uns zwischenzeitlich auch einen Haufen Skacore-Kapellen, die sich jedoch recht bald wieder auflösten. Lediglich die GINSENGBONBONS , BRAINLESS WANKERS und DE RUTHS blieben als Eckpfeiler dieses Sounds grob stehen. Die drei Bands verarbeiteten jedoch auch weitaus mehr härtere Einflüsse in ihrer Musik, was es den Gruppen Ende der 90er Jahre wesentlich erleichterte, sich eine eigne Fangemeinde aufzubauen. SKATOON SYNDIKAT , RUFFIANS und THE SPECIAL GUESTS hingegen standen jahrelang im Schatten der BUTLERS und MOTHER´S PRIDE , bis sich beide Bands auflösten. Erst danach wurden THE SPECIAL GUESTS zu einem Berliner Ska-Markennamen. Aus dieser dritten Ska-Generation sind fast alle Bands auf dem Sampler: RUFFIANS , THE SPECIAL GUESTS , DE RUTHS , GINSENGBONBONS , ENGINE 54, WOOD IN DI FIRE und SKATOON SYNDIKAT . Lediglich kleinere, aber auch wirklich schlechte Gruppen fehlen.
Die vierte Generation wird von einer Zwitterband angeführt, die normalerweise zur Dritten dazugehören müsste: TIEFENRAUSCH . Die Band beruft sich zwar auf eine Band wie MOTHER´S PRIDE als Vorbilder, aber im Prinzip sind das doch zwei verschiedene paar Schuhe. Während sowohl die Gruppen der ersten, der zweiten als auch größtenteils der dritten Generation unter Begriffen wie „Public Relations“, „Marketing“ oder „Medienkontakten“ höchstens die persönlichen Kontakte zum Skin Up-Fanzine oder zu einzelnen Ska-Fans, die zufällig in Redaktionen saßen, die auf die Bands selbst zugingen und die über sie freiwillig schrieben, verstanden, änderte sich dies bei TIEFENRAUSCH völlig. Die SPECIAL GUESTS hatten es ansatzweise durch ein ausverkauftes Kesselhaus mit 900 Gästen vorgemacht, was man durch Radio-Werbung bewegen kann, wenn man jedem Sender Freikarten zum Verlosen zur Verfügung stellt. TIEFENRAUSCH setzten dieses Prinzip noch viel konsequenter um, indem sie zuerst jedes Medium, sei es der Uni-Radiosender, das Fanzine „Der Wahrschauer“, aber auch auflagenstarke Berliner Tageszeitungen oder Mainstream-Radiosender solange nervten, bis sie im Vorfeld (!) der Konzerte über sie berichteten. Als nächsten Schritt bauten sie einen großen Newsletter –dank E-Mail-Technik – auf und banden ihre Fans in die Promotion ihrer Gigs ein. Wer Flyer verteilte oder Poster klebte, kam und kommt auch immer noch umsonst zu TIEFENRAUSCH -Gigs hinein. Eine simple Idee, die jedoch bis dato keine Berliner Skaband so konsequent umgesetzt hat. Innerhalb von knapp drei Jahren haben sie es mit diesem Prinzip zur bekanntesten Berliner Skaband geschafft.
Am vergangenen Samstag, der 30.10.04, waren phänomenale 2.000 Besucher in der Columbiahalle, um die Record-Release-Party ihres neuen Albums „Heut´ ist alles so perfekt“ zu feiern. Keine zweite Berliner Skaband hat so eine Masse an Leuten vorher zusammengetrommelt. Keine zweite Berliner Offbeat-Combo, insbesondere ihr Sänger Ludwig, hat jedoch ihr Leben so dermassen auf ihre Band ausgerichtet. Der Gig in der Columbiahalle wurde mit allen zur Verfügung stehenden humanen wie finanziellen Ressourcen betrieben. Dazu muss man erst einmal bereit sein, sein Leben komplett der Band nach auszurichten.
Musikalisch wirklich verbessern taten sich TIEFENRAUSCH hingegen höchstens im Laufe des vergangenen Jahres. Bei ihrem Debütalbum „Roboterrevolution“ aus dem Jahr 2003 sind sie auch selbstkritisch: Das war (noch) keine Glanzleistung, sondern ein dahingerotztes Punkska-Debüt. TIEFENRAUSCH muss man jedoch anerkennend zugestehen, dass sie den Berliner Ska neudefiniert haben. Auch wenn unser auflagenstarkes Mainstream-Stadtmagazin „TIP“ bei jedem Offbeat-Artikel den gleichen 08/15-Satz verwendet: „Ska fristet in Berlin ein Mauerblümchen-Dasein“, so zeigen TIEFENRAUSCH das genaue Gegenteil. Wer seine Record-Release-Party allen Ernstes in der Columbiahalle selbstveranstaltet, spielt in der Charts-Liga a la GENTLEMAN oder 2RAUM-WOHNUNG , die sind nämlich demnächst dort zu Gast. Und die Herren „Schlagschnitzel“ haben mit dem Uncle Sally´s ein ganzes Hochglanz-Musikmagazin als reines Werbemittel, die ÄRZTE als Fürsprecher sowie ein paar Jahre mehr Bandgeschichte auf dem Buckel – TIEFENRAUSCH hingegen haben das alles aus eigner Kraft geschafft. Das verdient vollen Respekt, auch wenn ihre Texte grauenhaft sind.... Also machen wir den Ska in Berlin nicht kleiner, als er ist.
Dieses neue Selbstbewusstsein haben sich nämlich die ganz jungen Skabands, die ab dem Jahr 2000 in Erscheinung getreten sind, zueigen gemacht. SOLITOS, SKAQUADRAT, MARYCONES oder HANS, DER KLEINGÄRTNER haben überhaupt keine Probleme mehr an Auftritte zu kommen. Sie organisieren sich mittlerweile schon selbst eigne große Konzerte im 300-500er Rahmen und schielen ohne rot zu werden, als Stätte für ihre jeweiligen Record-Release-Partys gleich auf das SO 36 oder den ColumbiaClub mit respektablen 800-900 Leuten Kapazität. Die vierte Welle an Berliner Gruppen hat natürlich nur eine Gemeinsamkeit, dass ihre Bandgeschichte noch recht kurz ist, sie aber schon eine beachtliche Fanschar hinter sich haben. Von diesen Gruppen sind SOLITOS, MARYCONES, ROLANDO RANDOM & THE YOUNG SOUL REBELS und natürlich TIEFENRAUSCH auf dem Sampler vertreten.
Als Exot ist auf der Scheibe –leider- auch MUTABOR gelandet, weil sie zwei, drei Ska-Stücke im Programm haben. Einmal abgesehen davon, dass die Band an sich zurzeit schon schlechten Hippie-Punk-Folkrock macht, hat sie höchstens zu 1% eine Bindung zur Skaszene, weil sie einmal auf einem Ska-Festival vor dem Berliner Club „Die Insel“ aufgetreten ist und als einen ihrer Booker Kristof, den Ex-Saxofonisten der THE SPECIAL GUESTS , hat. Das war es dann schon in Sachen „MUTABOR & Ska, dudei, dudei, hey“. Nichtsdestotrotz ist ihr Beitrag „Lisa“ eine gute Folkska-Partynummer, die wohl auch Andere ohne Schwierigkeiten auf den Sampler genommen hätten, wenn sie es zu entscheiden
Rolando Random And The Young Soul Rebels
gehabt hätten. Doch wenn das Motto lautet „Hauptstadt-Ska“, dann müssen
MUTABOR einfach wegfallen. Auch andere Berliner Bands haben sich ein-, zweimal an Skastücken versucht. Die TERRORGRUPPE bei „Katholiken-Ska“, die ÄRZTE bei „WarumSka“, FEELING B oder sogar SEEED , aber alle sie zählen nicht als Skabands und bezeichnen sich von ihrem Selbstverständnis her auch nicht als eine. Stattdessen hätte man einer jungen, reinen Offbeatcombo den Platz geben soll. Doch für eine Aufnahme von Gruppen wie SKAQUADRAT, BANDYLEGS oder KNATTERTONES , die alle auf diesem Silberling fehlen, wäre es vielleicht tatsächlich doch noch ein Jahr zu früh gewesen – qualitativ in Sachen Studioerfahrung gesehen.
Beim Thema MUTABOR wären wir auch bei den experimentellen Hauptstadt-Bands am Stil-Tellerrand. DE RUTHS z.B. haben sich in den vergangenen zwei Jahren stark vom Ska entfernt. Ihre ironischen „Fuck Ska“-T-Shirts waren ja noch sehr lustig. Selbst ich wollte mir eins kaufen, bevor sie schon ausverkauft waren. Aber als sie dann ein Jahr später verkündeten, dass sie keine Lust mehr haben, auf den „Skalympics“, dem Berlin-Ska-Festival, zu spielen, weil dies „nicht mehr ihr Publikum“ sei, kamen doch leise Zweifel auf. Schuld daran ist, dass die Berliner Ska-Bandszene von Jahr zu Jahr stärker wird und sich ihr Profil verschärft. Zurzeit fallen viele Skapunk-Bands durch den Rost. Die BRAINLESS WANKERS, FINISHIT, 5 BUGS oder DE RUTHS suchen sich ein neues Publikum, weil der Trend unter den jüngeren Skafans zurzeit eher in Richtung (Roots-)Reggae geht – der SEEED- Einfluss. Der Skapunk hat es in der Stadt schwer, aber ruhigere Bands wie HANS, DER KLEINGÄRTNER, WOOD IN DI FIRE, COOL BREEZE oder natürlich CULCHA CANDELA können sich vor Konzertanfragen gar nicht mehr retten.
Es war erst der zweite, reine Stadt-Ska-Sampler, den ich überhaupt in den Händen hielt. Bis jetzt kenne ich nur einen aus New York City – „NYC Ska Mob“ hieß er. Für den Kölner Raum soll es wohl auch einmal so ein Projekt gegeben haben. Am Ende freue ich mich natürlich, dass es für meine Heimatstadt so ein Sampler zusammengestellt wurde, auch wenn ich bis auf die Stücke der MARYCONES und SOLITOS alle Songs von alten Alben der Bands schon kannte und ich ein wenig Hintergrund-Infos im Booklet vermisse. Stattdessen gibt es die Songtexte sowie jeweils ein Bandfoto mit Verweis auf die Homepages der Bands, was ja auch völlig in Ordnung geht. Zu viel darf man nun auch nicht von diesem Sampler erwarten.
Mit dem Abstand von fünf Monaten seit Veröffentlichung der „Hauptstadt-Ska“-CD kann man behaupten: Er hat überraschend viel bewegt!!! Bands wie SOLITOS, die keinen eignen Tonträger haben, kommen an Gigs außerhalb Berlins leichter heran. Radio Fritz! widmet dem Ska in Berlin Sondersendungen!!! Radio MultiKulti spielt Songs öfters. Skaro-Chef Ludwig gilt mittlerweile für viele Medien wie Radio Eins oder das Tip-Magazin als Ska-Experte und muss Ausgehtipps empfehlen. Die Plattenbesprechungen des Samplers in Fanzines und auf diversen Homepages sind durchweg positiv. Was er jedoch vor allem bewegt hat: Die Berliner Ska-Szene ist noch viel mehr vernetzt als vorher.
Musiker werden wie Gummibärchen untereinander ausgetauscht, wenn einer nicht auftreten kann. Egal, ob THE SPECIAL GUESTS und LION´S CLUB, SKAVACHE und NANO FISH DIPPERS, SKAVACHE und REKKORD, MARYCONES und TIEFENRAUSCH oder TIEFENRAUSCH und ROLANDO RANDOM & TYS. Berliner Ska-Bands organisieren ganze Festivals für 800 Leute in Eigenregie zusammen. Der Kontakt zwischen den Gruppen ist so dermaßen stark, dass die Zeit der großen Organisatoren in Berlin eh abgelaufen sein wird. Das SKAlympics-Festival-Konzept wird dabei leider auf der Strecke bleiben oder ist es eigentlich schon – ein Auslaufmodell. Das ApoSKAlypse-Festival hat dies Jahr nur dank des starken Supports der regionalen Bandszene den finanziellen Kollaps verhindert. Offbeat-Bands von auswärts haben es trotz des Berlin-Ska-Booms nämlich bei uns keineswegs leichter, eher schwieriger. Für INTENSIFIED , eine britische Skacombo erster Qualitätsklasse seit über 15 Jahren schon, interessierten sich unterirdische 80 Leute im Roten Salon – im Touristenbezirk Nr. 1 Mitte. Berlins Skaszene ist quantitativ wohl mittlerweile die Stärkste weltweit. Schön, wenn es auch qualitativ bald soweit ist. Große Hoffnung besteht bei der Fülle an Bands und ihren Stilen auf jeden Fall!!!
Autor: DJ Vogel