Hauptstadt-Ska-Sampler

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Mit »Hauptstadt-Ska« bekommt der Berliner Ska endlich ein Album, das die sprudelnd lebendigen Ska-Szene in dieser Stadt angemessen vorstellt. Der Pate (www.berlin-ska.de) stellt den Mann vor, der diese Platte gemacht hat.

Das Klischee ist so billig wie perfekt: Ludwig Westarp, Abitur 1998 an einem evangelischen Gymnasium zieht aus dem bildungsbürgerlichen Elternhaus in Charlottenburg in den ach so hippen Prenzelsberg ins heitidei richtig szenige LSD-Viertel in eine Hinterhauswohnung mit IKEA-Kellerregal in der Küche und buntbemaltem Bauernschrank. Er beginnt ein Gesangsstudium an der HdK, fliegt wieder raus, dann studiert er Musikwissenschaft, Philosophie und Germanistik an der HU. Er spielt autodidaktisch Gitarre und singt in einer Band, die „irgendwie mehr als den üblichen Rock“ machen wollen, (was meistens 100% genau das ist, was alle Rockbands machen wollen.). Ein ruhiger, nachdenklicher, Mensch, der vorsichtig, fast schüchtern wirkt und genau überlegt, was er sagt. Er kifft nur ab und zu, „eigentlich eher nur bei Partys“, nimmt keine härteren Drogen, trinkt nur gelegentlich. Das ist nicht Punk. Das ist nicht Rock´n´Roll. Das ist nicht Rudeboy style. Rio Reiser ist sein großes Vorbild, „wegen den Texten“, von Lindenberg und Nina Hagen hat er viele Platten. Skabands, die ihn beeinflusst haben sind hauptsächlich die Butlers und Mother´s Pride „aber mehr so als Liveband, weil da immer so eine irre Stimmung bei den Konzerten war“, auch Madness und Laurel Aitken kennt er gut. Dass mit Sir Coxson Dodd quasi einer der Gründerväter des Ska jüngst gestorben ist, sagt ihm erst mal nicht soviel und „Studio one“, ja, hat er schon mal was von gehört, aber so ganz genau weiss er da jetzt auch nichts, aber so seid einiger Zeit hört er jetzt ja auch mehr so den alten Ska.

Doch das Klischee hat dicke Risse. Es lügt: Westarp verkauft für viele völlig überraschend mit seiner SkaRockPunk-Band »Tiefenrausch« (www.tiefenrausch-ska.de) das legendäre S036 in Berlin-Kreuzberg aus (womit er eine Wette gegen den „Pork Pie“-Chef um eine Flasche Chamagner gewinnt). Für Oktober 2004 mietet er die Columbiahalle für die Record Release seiner Band, wovon sämtlich anderen Berliner Ska-Bands nicht mal träumen würden. Und mit SKARO Rec. gründet Ludwig Westarp ein Label, das 2004 endlich den seit Jahren fälligen Querschnitt-Sampler der Berliner Ska-Szene für den Beginn des neuen Jahrtausend herausbringt: das Album »Hauptstadt-Ska«. Das Handwerkszeug für das Label dazu holte Westarp sich zum Beispiel durch Praktika bei Pork Pie, dem legendären Berliner Label, das vor Ewigkeiten mal mit den »SKAndal«-Samplern an der Ska-Geschichte mit schrieb, sich aber schon seit Jahren nicht mehr um den Nachwuchs kümmert, sondern leider nur noch scheinbar sichere, altgediente Pferde im Stall behält. Der Sampler »Hauptstadt-Ska« wird in Zusammenarbeit mit Buschfunk deutschlandweit sowie international professionell promotete und vertrieben und soll den Ruhm der Berliner Skabands auch überregional verbreiten helfen. Die Startauflage von 2000 Stück wird von Westarp privat finanziert, unterstützt vom Vertrieb. Die Verträge mit den Bands seien fair und branchenüblich, sagt Westarp, was auch die Bands bestätigen. Hier soll nicht nur mit einem besseren Mixtape die schnelle Mark gemacht werden, sondern vielmehr gehe es darum, dass viele der vertretenen Skabands in Berlin bereits sehr erfolgreich seien, überregional sei es jedoch immer schwierig, weil eine Skaband aufgrund der Grösse immer teurer sei als eine Drei-Mann-Punker-Combo. Veranstalter ausserhalb Berlins seien so immer eher vorsichtig mit dem, was sie und ihr Publikum noch nicht kennen. Hier will der »Hauptstadt-Ska«-Sampler Aufbauhilfe leisten, den Leuten im Land zeigen, was es Geiles in Berlin gibt und so den Berliner Ska-Kapellen ein bisschen mit zum Durchbruch verhelfen. Auch, aber sicher nicht nur, für Westarps eigene Band »Tiefenrausch«

Die Ska-Szene in Berlin hat sich in den letzten zwei, drei Jahren markant gewandelt.
Zum einen durch Bandauflösungen-und Neugründungen, zum anderen aber auch, weil einfach neue Leute nachgewachsen sind. „Skinheadtum“, „Renee“ und „Rude boy“ wird weniger in der Ska-Szene. Dreads ersetzen den Iro und Trainigsjacken kommen immer mehr dazu. Und es scheint, als wächst zu dem neuen Gesicht der Ska-People auch ein neue Generation von Machern heran, die die diesem neuen Gesicht des Ska die nötige Infrastruktur in Form von frischen, mutigen Labeln, Vertrieben, Bookingagenturen liefern, um vielleicht die ganze Show richtig gross und fett werden zu lassen. Leute wie Ludwig Westarp. Also, vorwärts, keep on skanking und die Wurzeln nicht vergessen! Wir wünschen viel Glück!

Berlin-Ska: This is the dawning of a new era
Ruffians - Horrorfilm
The Special Guests - Waiting
Lionsclub - Inspector Gadget
De Ruths - Madagaskar
Ginsengbonbons - Heavy Traffic
Mother´s Pride - The Surfer King
Marycones - Wellenreiter
Solitos - Sad Clown
Tiefenrausch - Ska-Vampir
Mutabor - LISA
The Butlers - Fight like a lion
Rolando Random & The Young
Soul Rebels - Las Vegas
Engine54 - Traffic Jam
Wood in di Fire - koo koo
Yebo - One step beyond
Skatoon Syndikat - Le Barbare

Autor: Der Pate