vom 19.08.03
Nachdem man sich zuletzt den spanischen Bands widmete
(vgl. Dusminquet / Ojos de Brujo Bericht), wurde heute die französische Ecke im Europamix des Popdeurope Festivals eröffnet. Das, wie auch schon in den vorrangegangenen Veran-staltungen, gut besuchte "Haus der Kulturen der Welt" stellt seine Dachterrasse allen Herbeigeströmten zur Verfügung. Die für heute angekündigten Unterhaltungsfachleute sind fabulous trobadors und massilia soundsystem
Fabulous Trobadors - das sind die beiden stimmgewaltigen und sprachgewandten Claude Sicre und Jean-Marc Enjalbert. Die zwei werden vom dem obligatorischen Tamborin, einem Keyboard und einer genial eigenwilligen Gitarre begleitet. Als Gesangsverstärkung stehen drei Frauen zur Verfügung. Der Mix aus verschiedenen Stilen wird in Französisch, Arabisch und Okzitanisch präsentiert. Den diesen Sprachen mächtigen Besuchern wird so der Kampf für eine bessere, demokratischere und pluralistische Gesellschaft nahegelegt.
Dabei beeindrucken die Zwei durch immens schnellen Sprechgesang, der jeden Rapper den Angstschweiß auf die Stirn zaubern würde. Leider litt die musikalische Untermahlung des ganzen ein wenig. Etwas mehr an rhytmischen Abwechslungsreichtum hätte ich schon erwartet. Das kann allerdings das beeindruckende Gesamtkonzept der Toulouser nicht mindern.
Nach dem üblichen Rumstehen und Warten, enterten dann Massilia Soundsystem die Bühne. Das riesige DJ-Pult erfüllte auch gleich seinen Zweck und es wurden einem fette Rhytmen direkt durch den Körper gedrückt. Geil! Die sympatischen Männer aus Marseille bewiesen, dass sie das Ganze schon seit zwanzig Jahren betreiben und hatten das Publikum auch gleich in ihrer Hand. Weniger schnell als fabulous trobardors, aber dafür mit viel Inbrunst knallten sie ihre Texte durchs Mikro. Ebenfalls mit viel Zündstoff. In ihrer Heimat sind sie bekannt für ihr Engagement gegen die Front National und für das Aufgreifen der aus der multiethnischen Gesellschaft Marseilles resultierenden Probleme.
Doch wer Inhalt und Anspruch mit Spaßlosigkeit verwechselt, liegt bei Massilia Soundsystem falsch. Das erste Konzert in Deutschland nutzen sie, um klar zu machen, wie viel Spaß man haben kann. Da tanzte die ganze Menge, genoß die Freirunde Pastis und endließ die Band erst nach ordentlichen Zugaben. Auch ihr schauspielerisches Talent präsentierten sie, ist nur die Frage wer denn kapiert hatte das da nicht wirklich mitten im Konzert auf der Bühne mit dem Handy telfoniert wurde. Wäre der Umstand der Kanzlernähe und der gesetzlichen Deadline nicht gewesen, wären wohl noch weitere Lieder erklungen.
Wer Musik mit Anspruch sucht und trotzdem ordentlich feiern möchte, ist hier genau richtig. Außerdem kann wohl keiner dem Flair der französischen Sprache entfliehen.